Sorge vor Waffen aus 3D-Druckern wächst

Nachdem vor kurzem Waffenenthusiasten eine Waffe mit einem Plastik-Griffteil getestet hatten, drängt ein Abgeordneter auf eine Verlängerung des auslaufenden Verbots von Plastikwaffen.

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Von
  • Florian Rötzer

Vor kurzem hatte die Wiki-Weapon-Gruppe von einem ersten Schusstest mit einem selbst gebastelten AR-15-Gewehr berichtet, bei dem Griff und Abzug mit einem 3D-Drucker hergestellt wurden (Herunterladen, Drucken, Schießen). Der Rest der Waffe bestand aus legal gekauften Waffenteilen, dem US-Waffengesetz unterliegt nur der Griffteil/untere Bolzen (lower receiver). Deswegen war dessen Herstellung für die Gruppe auch so interessant. Nach sechs Schüssen ging der Griff der Waffe kaputt. Die Nachricht sorgte aber für Aufmerksamkeit und ließ Befürchtungen entstehen, dass schon bald Druckvorlagen für funktionsfähige Waffen frei im Internet kursieren könnten. Dieses Ziel strebt die Gruppe von US-Waffenenthusiasten auch an und hat bereits einen Antrag gestellt, Waffen herstellen zu dürfen.

Es ist natürlich kein Republikaner, sondern der demokratische Abgeordnete Steve Israel aus dem Repräsentantenhaus, der daraufhin am vergangenen Freitag gefordert hat, das 2013 auslaufende Verbot für Waffen aus Plastik durch ein neues Gesetz zu erneuern. Der UndetectableFirearms Act trat schon 1988 in Kraft, als 3-Drucker und Druckvorlagen aus dem Internet noch bestenfalls Science Fiction waren. 2003 wurde es nach den Angriffen von 9/11 durch den damaligen US-Präsidenten Bush verlängert. Mit dem Gesetz wurden die Herstellung, der Vertrieb, der Erwerb und der Besitz von Waffen verboten, die mit Metallscannern an Flughäfen nicht entdeckt werden können. Insbesondere müssen Waffenteile nach Entfernung von Griffschalen, Schäften und Magazinen entdeckt werden können und ein Bild erzeugen, das ihre Gestalt genau wiedergibt. Militär und die CIA sind vom Verbot ausgenommen, erlaubt ist auch die Herstellung solcher Waffen von zugelassenen Waffenfabrikanten für Tests der Regierung.

Weder 1988 noch 2003 gab es allerdings solche Waffen, die aus Plastik oder anderen nicht-metallischen Materialien bestanden. Allerdings hatte die österreichische Firma Glock schon Jahre zuvor eine halbautomatische Waffe auf den Markt gebracht, die Glock 17, die zu 40 Prozent aus Kunststoff gefertigt ist, Lauf und Verschluss sind jedoch aus Metall, sodass sie mit Metalldetektoren auch entdeckt werden kann. Im Film "Stirb langsam 2" gab es, ob nun angeregt durch die Glock 17 oder das Gesetz, eine fiktive "Glock 7", die ganz aus Keramik bestand und für Metalldetektoren nicht zu erkennen war.

Israel will nun in dieser Woche noch einen Gesetzesentwurf einbringen, der das Verbot von Plastikwaffen fortführt: "Mit der Ankunft von 3D-Druckern" seien solche Plastikwaffen kein Produkt der Fantasie mehr, sondern eine "wirkliche Möglichkeit", zumal die 3D-Drucker immer besser und günstiger würden und bald in jedem Haushalt stehen könnten. Obgleich es noch nicht möglich sei, alle Teile einer Schusswaffe mit einem 3D-Drucker zu Hause herzustellen, könne man nun nach im Internet kursierenden Plänen bereits das Griffteil ausdrucken. Dort befindet sich die Seriennummer einer Schusswaffe. Daher ist der "lower receiver" in den USA von Waffengesetzen besonders stark reguliert. Wenn man ihn ausdrucken kann, so Israel, könnte dies Kriminellen ermöglichen, eine Reihe von Waffengesetzen zu umgehen. Die Entwicklung von ausdruckbaren Waffen müsse daher verboten werden, "bevor man sie leicht mit einer Google-Suche finden kann".

New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, der generell für eine Verschärfung der Waffengesetze eintritt, lässt seinen Berater John Feinblatt Israels Gesetzesinitiative begrüßen. Israel selbst verweist auf die zahlreichen Morde und Raubüberfälle, die in New York mit einer Schusswaffe begangen werden. Wenn Waffen noch einfacher zu erhalten wären, dann würden die mit Schusswaffen einhergehenden Gewalttaten weiter ansteigen, warnt er. (fr)