Streik am Schnäppchentag bei Amazon

Verdi hat an einem großen Rabatt-Tag für die Amazon-Kunden wieder zum Streik aufgerufen. Damit will die Gewerkschaft Druck im Tarifkonflikt ausüben.

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Amazon Logistikzentrum Pforzheim

(Bild: dpa, Christoph Schmidt)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa
Verdi vs. Amazon

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und Amazon liegen in Deutschland seit langem im Streit über den Tarifvertrag für die Beschäftigten: Die Gewerkschaft will für die Mitarbeiter eine Bezahlung nach Einzelhandelstarif erreichen. Amazon sieht sich als Logistiker, der mit seinen Löhnen am oberen Ende des Branchenüblichen liegt.

Ausgerechnet am Verkaufsaktionstag "Prime Day" sind Mitarbeiter des Versandhändlers Amazon in den Streik getreten. Am bundesweit größten Standort in Bad Hersfeld sind Beschäftigte aufgerufen, die Arbeit am Dienstag niederzulegen. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi beteiligten sich am Morgen rund 300 Mitarbeiter. Im Tagesverlauf sollten es demnach 500 bis 600 Beschäftigte werden. Andere Standorte waren nach Informationen von Verdi und Amazon nicht von der Protestaktion betroffen.

Der «Prime Day» des Branchenprimus ist eine große Rabattaktion auf alle möglichen Waren. Einkaufen zu günstigeren Konditionen können aber nur Kunden, die den kostenpflichtigen Premium-Service nutzen. Amazon berichtete, dass der erneute Streik "keine Auswirkungen" für die Kunden habe. Die große Mehrheit der Mitarbeiter arbeite regulär. Das Unternehmen habe ohnehin mit solch einer Aktion gerechnet und personell vorgesorgt. Mitarbeiter seien extra eingestellt worden.

Verdi-Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke sagte dagegen: "Wir hören, dass Amazon heute gewaltig rotieren muss, um den Ausfall zu kompensieren. Wir nehmen diesen 'Prime Day' zum Anlass, um ein Zeichen zu setzen, dass die Beschäftigten für ihre gute und anstrengende Arbeit eine Bezahlung und Arbeitsbedingungen nach Tarif verdient haben."

Amazon hat ein eigenes Vergütungssystem und bezahlt laut Verdi fünf bis zehn Prozent weniger als die tarifliche Vergütung des Einzel- und Versandhandels Hessen. Amazon betont dagegen, dass man auch ohne Tarifvertrag ein attraktiver Arbeitgeber sein könne.

Die Gewerkschaft verlangt in dem seit Jahren andauernden Konflikt einen Tarifvertrag nach den Bedingungen des Einzel- und Versandhandels. Das US-Unternehmen verweigert aber Verhandlungen, sieht sich als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung am oberen Ende des Branchenüblichen. Deswegen kommt es seit Mai 2013 immer wieder zu Streiks an verschiedenen Standorten bundesweit. Amazon beschäftigt in den Warenlagern über 11 000 unbefristet Beschäftigte. (mls)