StudiVZ und MeinVZ: US-Unternehmen will Poolworks übernehmen

Ein hierzulande bisher unbekanntes US-Medienunternehmen will die in der Berliner Poolworks GmbH gebündelten Netzwerke StudiVZ und und MeinVZ übernehmen – angeblich für 10 Millionen Dollar. Der Deal wirft Fragen auf.

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StudiVZ und MeinVZ: US-Unternehmen will Poolworks übernehmen

Die Website der Momentous Entertainment Group.

(Bild: Screenshot)

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Die deutschen sozialen Netzwerke StudiVZ und MeinVZ wechseln erneut den Besitzer. Ein US-Medienunternehmen will eigenen Angaben zufolge die Betreibergesellschaft Poolworks von Finanzinvestor Vert Capital übernehmen. Die Momentous Entertainment Group (MMEG) wolle die Übernahme mit 10 Millionen US-Dollar in Vorzugsaktien bezahlen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Las Vegas mit. Das Geschäft soll bis Ende des Jahres abgeschlossen werden, hieß es weiter.

MMEG ist eigenen Angaben zufolge ein Medienunternehmen, das TV-Formate entwickelt, Musik produziert und Konzerte veranstaltet. Darüber hinaus ist die Momentous Group im Direktmarketing aktiv. Mit der Übernahme wolle die MMEG auf den deutschen Markt expandieren, lässt sich Unternehmensgründer Kurt Neubauer in der Mitteilung zitieren. Darüber hinaus verspricht Neubauer die Plattformen neu zu gestalten und auszubauen.

StudiVZ und seine späteren Ableger wurden als Facebook-Klon von einem Team um CEO Ehssan Dariani in Berlin gegründet. In seinen besten Zeit hatten die Plattformen der VZ Netzwerke fast 17 Millionen registrierte Nutzer. 2007 übernahm der Holtzbrinck-Verlag die Mehrheit an dem Unternehmen. Nach dem Eintritt von Facebook auf den deutschen Markt stieg Holtzbrinck wieder aus und verkaufte StudiVz und MeinVZ an Vert Capital, das die VZ Netzwerke in Poolworks umfirmierte.

Im Juli unterlag Poolworks zudem in einem Rechtsstreit gegen die Holtzbrinck-Gruppe, die 3 Millionen Euro aus Verbindlichkeiten gegenüber einer Telekommunikationsgesellschaft zurückfordert. Rund 10 Millionen registrierte Nutzer sollen die VZ-Netzwerke noch haben, davon sind laut Medienberichten vom vergangenen Jahr jedoch nur eine Million noch aktiv. Laut dem letzten verfügbaren Geschäftsbericht hat Poolworks im Jahr 2013 knapp 3 Millionen Euro Verlust eingefahren. Zudem waren Verbindlichkeiten in Höhe von über 40 Millionen Euro aufgelaufen, denen Vermögenswerte von rund 20 Millionen Euro gegenüberstanden.

Der neue Eigentümer MMEG ist eine Holdinggesellschaft mit – je nach Angaben – ein bis drei Mitarbeitern, die im Speckgürtel von Houston (US-Bundesstaat Texas) gegründet wurde und im Bundesstaat Nevada registriert ist. Die Aktien des Unternehmens werden als Penny-Stock im weitgehend unregulierten Over-the-Counter-Markt gehandelt. MMEG hat im Juli eine Zusage über 3 Millionen US-Dollar von der Investmentgesellschaft Southridge Partners erhalten. Abgesehen davon weist der letzte Geschäftsbericht der Holding für das dritte Quartal 2016 einen Verlust von 58.114 US-Dollar bei keinem Umsatz aus. Was seit 2015 stetig steigt, ist die Zahl der ausgegebenen Aktien.

MMEG hatte im Juli bereits eine Vereinbarung mit Poolworks getroffen und wollte eine Streaming-Plattform für die Netzwerke aufbauen. Darüber sollte MMEG die Nutzer der Netzwerke mit "Film- und Fernsehinhalten in Hollywood-Qualität" versorgen. Was daraus wird, ist offen. Das Medienunternehmen hatte sich zuletzt Rechte für die Entwicklung einer Reality-TV-Serie über Nascar-Legende Dale Earnhardt mit einem Enkel des Rennfahrers gesichert. Daneben produziert MMEG christliche Musik und ist ins Veranstaltungsgeschäft eingestiegen. Darüber hinaus ist MMEG im Direktmarketing unter anderem mit "Infomercials" in TV, Radio und Internet aktiv.

Es ist völlig unklar, ob der neue Besitzer seine Pläne umsetzen kann und was das für die Poolworks GmbH und ihre Mitarbeiter bedeutet. Zuletzt hieß es, dass am Standort Berlin noch rund 15 feste und freie Mitarbeiter beschäftigt sein sollen. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. (vbr)