T-Mobile-Chef rechnet mit Binge-On-Kritikern ab

Als "bullshit" von "Trotteln" hat der CEO der Telekom USA John Legere im Video die Kritik an Binge On bezeichnet. Gegner sehen die Netzneutralität durch den Dienst gefährdet, bei dem Streaming-Videos nicht aufs monatliche Datenvolumen gerechnet werden.

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John Legere
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hannes A. Czerulla

John Legere, T-Mobile-Chef in den USA, hält sich verbal selten zurück, wenn es um Kritik an den Produkten seines Unternehmens geht. In einem Video hat er nun auf die Kritik am Telekom-Dienst Binge On reagiert und die Gegner als "Trottel" – "jerks" bezeichnet und die Kritik selbst als "bullshit". Bei den angesprochenen Kritikern handelt es sich unter anderem um Google und die renommierte Bürgerrechtsorganisation EFF. Laut Legere würden sich die Firmen und Organisationen nur für die Netzneutralität und gegen Binge On einsetzen, um in den Nachrichten zu landen.

Binge On bietet die Telekom bislang nur in den USA an. Ist der Dienst aktiviert, werden Video-Streams von teilnehmenden Anbietern nicht auf das monatliche Datenvolumen angerechnet. Unter den 24 Partnern finden sich unter anderem Netflix, HBO und Sling. Kritiker sehen darin eine Gefahr für die Netzneutralität, da nicht alle Dienste gleich behandelt werden.

Legere regt sich vor allem darüber auf, dass die Verteidiger der Netzneutralität von "Drosselung" sprechen, kann den Vorwurf im Video aber auch nicht aus dem Weg räumen. In einem Blogeintrag hatte die EFF mitgeteilt, "dass T-Mobile Videostreams schlicht und ergreifend drosselt". Streams aller Art übertrage die Telekom mit höchstens 1,5 MBit/s, solange Binge On aktiviert ist. So beeinflusst Binge On nicht nur die Streams der teilnehmenden Dienste, sondern beispielsweise auch YouTube. Der Telekom-CEO macht diesen Nachteil zur Tugend, denn dadurch verbrauche man ja zwei Drittel weniger des Datenvolumens. Generell spricht der Provider in diesem Zusammenhang von "Optimierung". Anstatt eines Full-HD-Streams bekommt man dann aber nur DVD-Qualität präsentiert.

Im Verlauf des Videos vergleicht der T-Mobile-Chef Binge On mit dem optionalen, Sprit-sparenden Eco-Modus, den einige Autohersteller in ihre Wagen einbauen. Weiterer Kritikpunkt am Dienst ist, dass er von Anfang an aktiviert ist. Möchte ein Kunde darauf verzichten und Videos mit voller Bandbreite schauen, muss er selbst aktiv werden und die Optionen seines Vertrages ändern (Opt-out-Verfahren). Die wenigsten Kunden dürften sich dieser Option bewusst sein.

Um seinen Standpunkt zu untermauern nennt Legere zuletzt einige Zahlen: Seit Einführung von Binge on im November sollen die Telekom-Kunden in den USA 12 Prozent mehr Videos geschaut haben als zuvor. Ob sich die Zahl auf die Anzahl der Videos oder die konsumierte Länge bezieht, bleibt offen. Vor allem Kunden mit begrenztem Datenvolumen und per Vertrag festgelegter niedriger Datenrate profitierten laut Statistik von Binge On.

Der CEO fiel bereits in der Vergangenheit durch kleine Entgleisungen auf. So griff er beispielsweise in einer Twitter-Fragerunde die EFF an: "Who the fuck are you anyway, EFF?" - "Wer zum Teufel seid Ihr ĂĽberhaupt, EFF?"

(hcz)