Tatort-Autoren werfen "Netzgemeinde" Demagogie vor
51 Drehbuchautoren der ARD-Krimireihe haben einen Brief an Parteien und "die Netzgemeinde" veröffentlicht. Ihrer Ansicht nach deuten Grüne, Piraten, Linke und Netzgemeinde Urheberrechtsverstöße unberechtigt zu Freiheitsakten um.
In der Debatte um eine Modernisierung des Urheberrechts melden sich neben den Rechterverwertern zunehmend auch die Urheber selbst zu Wort. Heute haben sich 51 Drehbuchautoren der ARD-Krimireihe Tatort mit einem offenen Brief Gehör verschafft. Das Schreiben richte sich "an die Abgeordneten der relevanten Fachausschüsse und der Enquete-Kommission des Bundestages, insbesondere an die Grünen und die Linke, aber auch an den Bundesvorstand der Piraten und die schwer greifbare, aber im Schutz ihrer Anonymität polternde Netzgemeinde", teilte der Verband Deutscher Drehbuchautoren mit.
In dem "Liebe Grüne, liebe Piraten, liebe Linke, liebe Netzgemeinde!" überschriebenen Text werfen die Autoren den Adressaten vor, "Lebenslügen" zu pflegen. Es sei eine "demagogische Suggestion" zu behaupten, es gäbe keinen freien Zugang zu Kunst und Kultur. In der Folge würden ebenso demagogisch die Begriffe "frei" und "kostenfrei" gleichgesetzt. Grünen, Piraten, Linke und Netzgemeinde jazzten Urheberrechtsverstöße zu Freiheitsakten hoch, die Grundrechte der Urheber und Rechteinhaber würden dagegen marginalisert.
"Google, Youtube und die anderen Internetserviceprovider verdienten "sich dumm und dämlich daran", illegale Kontakte zu vermitteln und damit "den kriminellen Modellen wie kino.to, Megaupload, Pirate Bay etc. überhaupt zum Erfolg zu verhelfen", schreiben die Tatort-Autoren. Dennoch sei "für die Grünen, Piraten und Netzpolitiker aller Parteien der große Übeltäter die Verwertungsindustrie: Sony, Universal, Bertelsmann und, ganz wichtig, natürlich die GEMA und die anderen Verwertungsgesellschaften. Das sind in ihren Augen die Blutsauger, die sollen die Zeche zahlen".
Trotz der vielen hart formulierten Vorwürfe bieten die Autoren den Adressaten am Ende des Briefs "konstruktive Gespräche über den anstehenden historischen Kompromiss zwischen Urhebern und Usern" an. Man wolle einen Dialog mit "der Netzgemeinde" in Gang setzen, erklärte dazu auch der Verband Deutscher Drehbuchautoren. "Die schwarz-gelbe Regierung, die den Urhebern im Koalitionsvertrag noch einen besseren Schutz der kreativen Leistungen im Internet versprochen hatte, hat offenbar ihre Bemühungen mehr oder minder eingestellt, insbesondere das Justizministerium", beklagte der Verband.
Erst jüngst war Musiker und Romanautor Sven Regener für die Urheberrechtsinhaber in die Bresche gesprungen. In einem hörenswerten und viel diskutierten Interview mit dem "Zündfunk" (Bayerischer-Rundfunk) platzte ihm die Hutschnur, er redete sich in einem Fünf-Minuten-Monolog gegen die "Kostenlos-Mentalität" in Rage. Google und Youtube hätten nichts zu bieten, außer dem, was andere Leute geschaffen haben. Da würden Milliardengeschäfte gemacht, aber die Urheber bekämen nichts davon ab. Ein Geschäftsmodell aber, das darauf beruht, dass diejenigen, die den Inhalt liefern, nichts bekommen, "ist Scheiße".
Siehe dazu auch:
(hob)