Türkische Regierung: 6000 Personen für Social-Media-Beeinflussung
Kritischen Postings auf Facebook, Twitter und Co. sollen in der Türkei künftig 6000 geschulte Mitglieder der Regierungspartei AKP entgegenwirken. Ziel des Social-Media-Teams sei es, die Wahrheit in positiver Sprache zu verbreiten.
Die türkische Regierung will offenbar ein 6000 Personen umfassendes Social-Media-Team zusammenstellen, um kritischen Tönen auf Facebook, Twitter und Co. entgegenzuwirken. Das geht aus einem Bericht des Wall Street Journal hervor.
Dem Bericht zufolge sollen technikaffine Mitglieder der Regierungspartei AKP als freiwillige „Medienvertreter“ geschult werden. Vor allem Twitter und Facebook, aber auch Instagramm und Youtube sollen die Kanäle sein, in denen die AKP ihre Parteilinie durch ihr Team verbreitet sehen möchte. "Wir wollen eine positive politische Sprache entwickeln, das ist es, was wir unseren ehrenamtlichen Helfern beibringen", wird ein Sprecher der Partei zitiert. Falsche Informationen aus dem Oppositionslager könnten so durch korrekte und positiv formulierte Informationen korrigiert werden.
Die Maßnahme dürfte eine Reaktion auf die regierungskritischen Proteste sein, die im Juni dieses Jahres insbesondere in Instanbul aufbrandeten. Vor allem Twitter wurde dabei mit Hashtags wie #direngeziparki, #geziparki oder #occupygezi zu einer wichtigen Informationsplattform für Aktivisten und Demonstranten. Zu der Zeit hatte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan Twitter noch als Plage bezeichnet und als eine Plattform, auf der die "größten Lügen" zu finden seien. Erdoğan verfügt selbst über einen Twitter-Account mit rund 3,4 Millionen Followern.
Sowohl von Twitter wie auch von Facebook hatte die türkische Regierung die Herausgabe von Nutzerdaten gefordert, was beide Dienste abgelehnt hatten. Ebenfalls wurden Fälle von Verhaftungen von Demonstranten wegen zuvor abgesetzter Tweets bekannt.
Laut dem Wall Street Journal dürfte die aktuelle Initiative ein Zeichen des Umdenkens in der türkischen Regierung sein – zumindest was den eigenen Umgang mit sozialen Netzwerken angeht. So soll etwa Ministerpräsident Erdoğan vergangene Woche geäußert haben, dass Twitter für Jugendliche eine Plattform sein könne, "um die Wahrheit zu sagen". (axk)