US-Justizministerium untersucht mögliche Benachteiligung von Videodiensten

In einer großangelegten Untersuchung wird in den USA das Verhältnis der Kabelnetzbetreiber zu Online-Videodiensten unter die Lupe genommen. Geklärt werden soll, ob sie ihre Macht als Fernseh- und Internetanbieter wettbewerbswidrig ausnutzen.

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Das US-Justizministerium hat eine großangelegte Untersuchung des Verhaltens der US-Kabelnetzbetreiber gegenüber Online-Videodiensten eingeleitet. Das berichtete das Wall Street Journal am gestrigen Dienstag. Demnach haben haben Vertreter des Ministeriums bereits mit Anbietern von Online-Videodiensten gesprochen, darunter Netflix und Hulu. Aber auch Kabelnetzbetreiber wie Comcast und Time Warner Cable seien über Punkte wie Datenlimits für ihre Nutzer befragt worden.

Hulu bietet viele Serien an.

(Bild: Hulu)

In den Vereinigten Staaten versorgen viele Kabelnetzbetreiber die Verbraucher sowohl mit dem Fernsehangebot als auch mit dem Internetanschluss. Fernsehsender werden dabei in sogenannten Bundles angeboten, in denen Kanäle gebündelt werden, die die Kunden nicht einzeln buchen können, um Geld zu sparen. Diese Einschränkungen können sie aber dank der Netzdienste wie Netflix, Hulu oder Amazons Instant Video umgehen.

Besonderes Augenmerk legt das Justizministerium dem Bericht zufolge jetzt auf Datenlimits, die Provider wie Comcast und AT&T ihren Angeboten auferlegen. Auch wenn Comcast selbst eine 2008 eingeführte Deckelung vor wenigen Wochen geändert hat, verteidigen Provider diese Regelungen immer wieder. Nur damit könne verhindert werden, dass einzelne Nutzer mit hohen Datenaufkommen ihre gesamten Netzwerke überstrapazierten. Videoportale hatten jedoch Befürchtungen geäußert, solche Limits sollten die Nutzer davon abhalten, vom Fernsehen zu Online-Videodiensten zu wechseln. Scharfe Kritik an Comcast gab es außerdem dafür, dass das Limit für providereigene Dienste nicht galt.

Die Online-Videothek von Netflix unterstützt eine Reihe von Geräten.

(Bild: Netflix)

Weiterhin untersuche das US-Justizministerium, ob die Anbieter wettbewerbsverzerrend agierten, wenn sie für die Nutzung verschiedener Online-Dienste einen Kabelvertrag voraussetzten. So müsse der Kunde beispielsweise die Vertragsdaten eingeben, bevor er den Sportsender ESPN auf dem iPad ansehen kann.

Unter die Lupe kommen auch die sogenannten Most-Favored-Nation-Klauseln, nach denen die großen Kabelnetzanbieter bei Verträgen mit Inhalteanbietern die besten Konditionen bekommen. Untersucht werden solle, ob es für solche Regelungen wirtschaftliche Gründe gebe oder ob sie lediglich darauf gerichtet seien, Inhalteanbieter vom Experimentieren mit Online-Vermarktung abzuhalten.

Laut dem Bericht äußerte US-Justizminister Eric Holder am Dienstag Sympathie für solche Nutzer, die lieber ihren Kabelvertrag kündigen würden, als für Kanäle zu bezahlen, die sie nicht nutzten. Auf die Äußerung des demokratischen Senators Al Franken hin, dass die Rechnungen außer Kontrolle geraten seien und Verbraucher Fernsehen und Filme online sehen wollten, habe Holder geantwortet, er sehe sich als einer dieser Verbraucher. (mho)