US-Verteidigungsministerium bestätigt Virusangriff
Der stellvertretende US-Verteidigungsminister William J. Lynn hat in einem Magazinbeitrag einen Vorfall aus dem Jahr 2008 geschildert, der bislang als geheim eingestuft wurde.
Der stellvertretende US-amerikanische Verteidigungsminister William J. Lynn hat in einem Magazinbeitrag bestätigt, dass die US-Armee im Jahr 2008 Ziel eines schweren Virusangriffs wurde. Dieser hatte im November jenes Jahres dazu geführt, dass den Militärangehörigen die Nutzung von USB-Sticks untersagt wurde. Bislang hatten nur das US-Magazin Wired und die Zeitung Los Angeles Times über den Hintergrund des Verbots berichtet, nun folgte die Bestätigung von zweithöchster Stelle.
Lynn schreibt im Fachmagazin Foreign Affairs, auf einem US-Militärstützpunkt im Nahen Osten sei 2008 ein Laptop mit einem infizierten USB-Stick verbunden worden. Der Schadcode, der von einem ausländischen Geheimdienst stamme, habe sich daraufhin selbst in ein vom Central Command, dem US-Regionalkommando für den Nahen Osten, betriebenen Netzwerk hochgeladen und einen "digitalen Brückenkopf" gebildet, von dem aus Daten an Server unter fremder Kontrolle übermittelt worden seien. Damit seien schlimmste Befürchtungen von Netzwerk-Administratoren real geworden.
2008 wurde Russland verdächtigt, den Virus in das US-Netz eingeschleust zu haben. Lynn gibt dafür keine Bestätigung. Es sei aber nicht der einzige Fall gewesen, bei dem es einen erfolgreichen Angriff auf das US-Netzwerk gegeben habe. Die Feinde hätten dabei wichtige Unterlagen wie Pläne für Waffen und Militäroperationen sowie Überwachungsdaten abgegriffen.
Der stellvertretende Pentagon-Chef beschreibt den Vorfall als den "bedeutendsten" Einbruch in das US-amerikanische Militärnetz bisher. Über ihn wurde eigens der damalige US-Präsident George W. Bush unterrichtet. Die daraufhin eingeleitete Untersuchungsoperation Buckshot Yankee stelle den Wendepunkt der US-Cyberverteidigung dar. In den vergangenen Monaten habe die US-Regierung einige Schritte unternommen, um die IT-Infrastruktur besser zu schützen. (anw)