VerschlĂĽsselung: GnuPG bremst neuen Seitenkanalangriff

Australische Forscher haben aufgezeigt, wie man prinzipiell von einer Virtuellen Maschine aus die SchlĂĽssel einer anderen auf demselben PC ausspionieren kann. Ein GnuPG-Update erschwert das jetzt zumindest.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 23 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Australische Forscher zeigen in einer aktuellen Veröffentlichung, wie man prinzipiell von einer Virtuellen Maschine aus die Schlüssel einer zweiten VM auf demselben PC ausspionieren kann. Ein GnuPG-Update erschwert das jetzt zumindest.

Bei Intels Ivy Bridge teilen sich alle Cores einen gemeinsamen L3-Cache.

(Bild: Yarom, Falkner )

Yuval Yarom und Katrina Falkner verwenden in Flush+Reload: a High Resolution, Low Noise, L3 Cache Side-Channel Attack einen klassischen Seitenkanalangriff: Auf bestimmten CPUs teilen sich die aktiven Virtuellen Maschinen den Level-3-Cache (L3). Zwar kann ein Programm nicht ohne weiteres den L3-Cache auslesen; doch durch gezielte Speicherzugriffe kann es durch Messen der Zugriffszeiten feststellen, ob sich bestimmter Code derzeit im L3-Cache befindet oder aus dem Hauptspeicher geladen werden muss.

Hinzu kommt, dass durch eine speicherplatzsparende Funktion namens Memory De-Duplication beispielsweise zwei Instanzen eines Verschlüsselungsprogramms unter Umständen nur einmal im Speicher liegen. Ganz grob vereinfacht kann ein Programm somit herausfinden, welche Code-Sequenzen in der Nachbar-VM gerade aktiv sind. Durch eine spezielle Technik, die die Australier "Flush+Reload" nennen, können die Forscher damit dann über 98 Prozent des geheimen Schlüssels einer Verschlüsselungsoperation ausspionieren, die in einer anderen VM stattfindet. Sie demonstrierten dies mit der verbreiteten Verschlüsselungs-Software GnuPG.

Deren Autor Werner Koch hat jetzt als Reaktion auf diese Forschungsergebnisse die Version GnuPG 1.4.14 als Security-Fix veröffentlicht, die den Angriff zumindest deutlich erschweren soll. Ganz verhindern lassen sich Seitenkanalangriffe auf Multi-User-Systemen -- und somit auch auf Systemen mit mehreren parallel aktiven VMs -- grundsätzlich nicht (siehe etwa Hey, You, Get Off of My Cloud: Exploring Information Leakage in Third-Party Compute Clouds). Sie sind auch keineswegs auf GnuPG beschränkt; bereits 2010 demonstrierten Tromer et al. in Efficient Cache Attacks on AES, and Countermeasures einen verwandten Angriff namens "Prime+Probe" am Beispiel der Dmcrypt-Verschlüsselung in Linux. (ju)