Vodafone schließt Übernahme von Kabel Deutschland ab
Der britische Telecom-Riese hält inzwischen über drei Viertel der Anteile an Deutschlands größtem Kabelnetzbetreiber. Doch es bleibt spannend: Der Markt ist in Bewegung.
Vodafone hat die Übernahme des deutschen Kabelnetzbetreibers Kabel Deutschland (KD) unter Dach und Fach gebracht. Vodafone halte über eine deutsche Tochtergesellschaft nun 76,6 Prozent der KD-Anteile, teilte der britische Mobilfunkkonzern am Montag mit. Die Briten hatten im Juni 87 Euro pro Aktie geboten und bis Ende September bereits drei Viertel der Anteile gekauft. Die Übernahme wird mit insgesamt 10,7 Milliarden Euro bewertet.
Mit der Übernahme baut Vodafone sein Festnetzgeschäft aus. Die Briten hatten 2008 bereits den deutschen Festnetzbetreiber Arcor übernommen und die Marke anschließend verschwinden lassen. Zu dieser Zeit machte auch ein angebliches Interesse an Kabel Deutschland erstmals die Runde und tauchte danach immer mal wieder in den Schlagzeilen auf.
Nun soll der Kabelriese eine eigenständige Gesellschaft innerhalb der Vodafone-Gruppe bleiben. Das Management von Kabel Deutschland soll künftig für das gesamte Privatkunden-Festnetzgeschäft beider Unternehmen in Deutschland zuständig sein. Die europäischen Kartellaufseher haben dem Deal bereits zugestimmt.
Mit der Expansion in Deutschland zieht sich Vodafone vom US-Markt zurück. Die Briten verkaufen ihre Beteiligung am US-Mobilfunker Verizon Wireless an den Ex-Partner Verizon. Das dürfte rund 100 Milliarden Euro in die Kasse spülen. Vodafone war mit 45 Prozent an dem US-Mobilfunker beteiligt. Die zwei Partner hatten Verizon Wireless im Jahr 2000 als Joint Venture gegründet und zum führenden US-Mobilfunkanbieter mit derzeit rund 100 Millionen Kunden ausgebaut.
In Deutschland hat es Vodafone nun mit zwei Riesen zu tun: Der Deutschen Telekom und dem durch das Zusammengehen von O2 und E-Plus entstehenden Mobilfunk-Marktführer. Die Telefónica-Tochter O2 bringt ihr Festnetzgeschäft in diese Ehe mit. Auf dem deutschen Markt gibt es damit künftig drei integrierte Netzbetreiber.
Und ein paar Kabelnetzbetreiber: Auch Liberty Global, die US-Mutter von Unitymedia und Kabel BW, hatte ein Gebot für Kabel Deutschland angekündigt, woraufhin Vodafone sein Angebot nachbesserte. Liberty hat derzeit allerdings ganz andere Probleme: Im August erklärte ein deutsches Gericht die 2011 vom Bundeskartellamt erteilte Genehmigung der Übernahme von Kabel-BW nachträglich für ungültig. Das noch nicht abgeschlossene Verfahren dürfte die Branche noch eine Weile beschäftigen. (vbr)