Vor 50 Jahren: Erstes deutsches Groß-AKW wird "kritisch"

Am 14. August 1966 kam im Block A des AKW Gundremmingen die erste Kettenreaktion zustande. Dort ereignete sich knapp zehn Jahre später der erste tödliche Unfall in einem deutschen AKW.

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Vor 50 Jahren: Erstes deutsches Groß-AKW wird "kritisch"

Block A (links vorne) ist seit 1977 nicht mehr im Betrieb.

(Bild: kkw-gundremmingen.de)

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Vor 50 Jahren, am 14. August 1966, wurden im bayerischen AKW Gundremmingen die Steuerstäbe im Kern so weit ausgefahren, dass eine Kettenreaktion zustande kam. Damit wurde das erste deutsche Großatomkraftwerk "kritisch" gemacht. 1957 war in Garching bei München der erste deutsche Forschungsreaktor in Betrieb gegangen, 1962 das kleinere AKW Kahl.

Der Block A in Gundremmingen war auch der erste kommerzielle Leistungsreaktor Deutschlands, im April 1967 begann der kommerzielle Betrieb. Der Siedewasserreaktor hatte eine elektrische Leistung von 250 Megawatt und war damals das weltweit leistungsstärkste Atomkraftwerk dieser Bauart. Die Anlage erzeugte in seinen zehn Betriebsjahren insgesamt 13,8 Milliarden Kilowattstunden bei einer Verfügbarkeit von knapp 80 Prozent.

In der Nacht auf den 13. Januar 1977 hatten Eisregen und Raureif die Isolatoren einer Hochspannungsleitung brechen lassen, der Reaktor musste vom Netz genommen werden. Dabei kam es zu einem Kurzschluss. Die Schnellabschaltung funktionierte wie geplant, doch stieg der Druck im Reaktorkern. Sicherheitsventile öffneten sich, 200.000 Liter radioaktiver Dampf strömten ins Reaktorgebäude und setzen es drei Meter hoch unter Wasser.

Arbeiter pumpten das Wasser heraus und reinigten die kontaminierten Teile. Dann entdeckte der TÜV an den Rohren des Kühlkreislaufs feine Risse. Die Betreiber wurden aufgefordert, Teile des Reaktors auszutauschen und ein verbessertes Sicherheitskonzept vorzulegen. Es stellte sich für die Betreiber RWE und Bayernwerk ein wirtschaftlicher Totalschaden heraus.

Kritiker sprechen vom schwersten nuklearen Störfall in der Geschichte der Bundesrepublik. Bei dem Störfall seien keine radioaktiven Stoffen nach außen freigesetzt worden, beteuerte der Betreiber. Eine Gefahr für Mensch und Umwelt habe es nicht gegeben. Da zu dieser Zeit bereits die Blöcke B und C als Großkraftwerke im Bau waren, wurde 1980 beschlossen, Block A endgültig stillzulegen. Er wird seit 1983 zurückgebaut.

Zuvor, am 19. November 1975, geschah im AKW Gundremmingen das erste Unglück mit Todesfolge in einem bundesdeutschen Atomkraftwerk. Während einer Reparatur an einer unter Druck stehenden Armatur im Primärwasser-Reinigungskreislauf wurde durch austretenden heißen Dampf ein Schlossermeister sofort getötet und ein weiterer schwer verletzt. Er erlag am nächsten Tag seinen Verletzungen.

Seit 1989 findet jeden Sonntag um 15 Uhr an dem AKW eine Mahnwache statt. Die Initiatoren, die sich als offene, gewaltfreie Aktionsgruppe verstehen, wollen damit an die Opfer der Atomindustrie gedenken. Ursprünglich sollte das AKW in Bertoldsheim gebaut werden, was aber durch den Protest der Stadt Nürnberg verhindert wurde.

AKW Gundremmingen (8 Bilder)

Block A des AKW Gundremmingen im Vordergrund.
(Bild: dpa)

Der Reaktor in Block A ist weitgehend demontiert. In den noch bestehenden Gebäuden ist ein Technologiezentrum untergebracht, das den benachbarten Blöcken B und C zuarbeitet. Diese gingen 1984 ans Netz. Block B soll noch bis zum 31. Dezember 2017 laufen, Block C vier Jahre länger. Die Bundesregierung hatte nach dem Super-GAU von Fukushima im Juni 2011 beschlossen, bis 2022 schrittweise aus der Atomkraft auszusteigen. Im April dieses Jahres wurde bekannt, dass ein Rechner im Block B in Gundremmingen mit Schadsoftware infiziert war.

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Seit März 1984 ist Block C des AKW im bayerischen Gundremmingen in Betrieb. Block A war von 1967 bis 1977 in Betrieb. Der 1984 ans Netz gegangene Block B wurde am 31. Dezember 2017 abgeschaltet, Block C – ebenfalls 1984 in Betrieb genommen – folgte Ende 2021. (Bild: kkw-gundremmingen.de)

(anw)