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Was wirklich war. (Die Auflösung des letzten Sommerrätsels für dieses Jahr)

Nicht nur Bücher, auch Artikel haben ihre Schicksale. Das Sommerrätsel mit einem besonderen Schwerpunkt auf Hacker und ihr Treiben wäre fast in den Turbulenzen um Openleaks untergegangen. Nun aber doch: die Auflösung.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Hal Faber

Nicht nur Bücher, auch Artikel haben ihre Schicksale. Das Sommerrätsel mit einem besonderen Schwerpunkt auf Hacker und ihr Treiben wäre fast in einer Geschichte untergegangen, in der die Vorstands-Hacker vom CCC einen der ihren von der Mitgliedschaft im Club ausschließen. Zwar weist Alt-Hacker Reinhard Schrutzki darauf hin, dass die Sache noch nicht ausgestanden ist und die Mitgliedschaft nur ruht, doch das Porzellan im Laden ist gehackt.

Damit geht es flugs zur Auflösung des Sommerrätsels, bei dem diesmal die Hälfte der Fragen gelöst wurden. Aphasie ist Bestandteil des Chaos, schreibt Gründervater Schrutzki, und zum Schutz der Mitglieder vor einem aphasischen Vorstand haben die Gründerväter Sicherungen in der Satzung eingebaut. Frage 1 wollte einen Vorläufer des CCC wissen, der sich GGG nannte. Als Wau Holland vor 30 Jahren, am 12. September 1981, nach einem Aufruf eine Schaar von Hackern in den Redaktionsräumen der taz sammeln konnte, hatte der ehemalige Pfadfinder bereits Gruppenerfahrung. In Marburg hatte er die Sponti-Gruppe Grüner Gummihammer (GGG) gegründet, die mit Aktionen die Spießigkeit westdeutscher kleinkommunistischer Studentengruppen aufs Korn nahm.

Frage 2: Die Frage (links) und die Antwort (rechts)

In Frage 2 sollten 4 Aussagen über Hacker in einer Anzeige der Firma Borderware lokalisiert werden. "He' s 32. Dresses like Kramer"? "Er is 32. Hat einen tollen Universitätsabschluss". "Thinks like Marx"? "Lebt von Cola und Fast Food". "Writes a syndicated column"? "Arbeitet für Ihre Konkurrenz". "And he's about to download your new product plans"? "Und ist gerade dabei Ihr topsecret Projekt zu entschlüsseln". Für Hacker ist in der Werbung jedes Klischee recht. Wie die direkte Gegenüberstellung im Bild rechts zeigt.

Frage 3 suchte passend zum Weltraum-Thema des Hacker-Sommmercamps einen bekannten Spieler-Namen, der bereits einen Weltraumflug hinter sich hat. Die richtige Antwort ist der Spielentwickler Richard Garriott, der sich in seinem Ultima Online als Lord British verewigt hat und einer der wenigen Weltraumtouristen war. Frage 4 zum Backup eines erfolgreichen Programmierers zielte auf Esther Dyson, die als Standby oder Backup das komplette Weltraumtraining absolvierte, um für Charles Simonyi einzuspringen, jenen Microsoft-Programmierer, dem wir die ungarische Notation verdanken.

Frage 5 beschäftigte sich mit Linus Torvalds, den die US-Zeitschrift Wired zum Leader of the Free World ausrief. Auch Torvalds hat ein Jubilärum zu feiern: Am 17. September wird Linux 20 Jahre alt, Grund genug, den Software Freedom Day zu veranstalten. Da dieser Tag in diesem Jahr auch der Occupy Wall Street Day ist, kann man Linus zitieren, der zum "Geburtstag" gefragt wurde, ob ihn der Linux-Kommerz stört: "Open Source hat viele Gründe. Ich habe meine eigenen Gründe gehabt, andere haben ihre Gründe. Die Welt ist ein komplizierter Ort und Menschen sind komplizierte Tiere, die Dinge aus komplexen Gründen tun. Die einen verbreiten gute Open Source Software, die anderen wollen Geld machen. Ich denke, es kann nicht so etwas wie eine Open Source Ideologie geben. […] Die einzige Ideologie die ich ablehne, ist die Ideologie, die andere ausschließt."

Frage 6 wollte passend zu Torvalds den Microsoft-Gründer Bill Gates wissen, der in der c't 11/1989 sich als Autor mit dem 25. Geburtstag von BASIC beschäftigte, "jedermanns erste Programmiersprache", wie Gates damals schrieb. Letzte Woche hatte der IBM-PC Geburtstag: Ein BASIC-Spiel namens DONKEY.BAS für diesen Rechner war die letzte Programmierarbeit von Gates.

Frage 7 suchte die verblichene deutsche Flugsuchmaschine Tallyman.de, aber mit einem Foto, mit dem die bei Gesichtern funktionierende Bildersuche von Google oder Bing eben nicht funktionierte. Die Rätsel-Crew bittet um Entschuldigung. Auch Frage 8 suchte eine mittlerweile aufgelöste Firma, die unrühmlich eingegangene Biodata, die auf ihrer Burg Lichtenfels einen Philosophen beschäftigte, Jörn Müller, heute ein Experte für die Willensschwäche im Mittelalter.

Frage 9 enthielt ein Zitat aus dem Buch "The Social Life of Information" von John Seely Brown und Paul Duguid aus dem Jahre 2000. Zu dieser Zeit war der selbst ernannte Chief of Confusion als Philosoph bei Xerox PARC angestellt und trat als Zeus auf Messen auf. Im Foto wurde der Firmenname Xerox weggeschnitten und damit das Rätsel zu schwer gemacht. Sorry.

Frage 10 zur Dreifaltigkeit zeigte den Schauspieler Matthias Kostya, der für die Deutsche Telekom den Avatar Robert T-Online personalisierte, der wiederum als Kopie von Max Headroom ausgelegt war.

Damit ist das Sommerrätsel in diesem seltsamen Nicht-Sommer vorbei. Der Dank der Rätselcrew geht an alle Einsender und besonders an Hans Franke vom Vintage Computer Festival Europe, der die Idee hatte, grafische Oberflächen raten zu lassen. Sie wurden schnell erraten, ein Hinweis darauf, dass es kniffliger werden kann. Sofern es noch Sommer gibt, die diesen Namen verdienen. (jk)