Weniger Durchblick im Halbleiter-Business
Im Verlauf der letzten Monate haben AMD, UMC, TSMC und vor allem Intel wichtige Branchenverbände verlassen, die Informationen über die wirtschaftliche Situation der Halbleiterindustrie veröffentlichen.
Fachpublikationen wie EETimes und Electronics Weekly beklagen, dass wichtige Informationsquellen über den aktuellen Zustand der Halbleiterindustrie versiegen: Die Semiconductor Industry Association (SIA) hat am vergangenen Mittwoch letztmals ihren Quartalsbericht Semiconductor Capacity Utilization (SICAS) veröffentlicht, und zwar wegen "bedeutender Änderungen an der Teilnehmerbasis". 2011 war der weltgrößte Auftragsfertiger TSMC aus dem SICAS-Programm ausgestiegen und in der Folge dann auch sein Konkurrent UMC. Schließlich hatte auch der DRAM-Hersteller Nanya SICAS den Rücken gekehrt. Kürzlich hatte dann der weltgrößte Chiphersteller Intel bestätigt, aus der Vereinigung World Semiconductor Trade Statistics (WSTS) ausgetreten zu sein; AMD hatte diesen Schritt schon 2011 vollzogen. Als Begründung gaben AMD und Intel beide an, die WSTS-Mitgliedschaft bringe ihnen jeweils keine Vorteile mehr. Ohne diese beiden Hersteller fehlen der Industrievereinigung aber praktisch sämtliche Informationen zu einem der umsatzstärksten Marktsegmente der Halbleiterbranche, nämlich den x86-Mikroprozessoren.
David Manners von Electronics Weekly weist darauf hin, dass überdies der Industrievereinigung ITRS, in deren Rahmen die Halbleiterfabrikanten und ihre Zulieferer ihre gemeinsame Roadmap für die Zukunft festlegen, ein entscheidendes Kriterium zur Beschreibung der Fertigungstechnik abhanden gekommen sei: Die Firmen veröffentlichen oft nicht mehr ausreichend genaue Daten, um die Länge des Gates von Transistoren exakt zu bestimmen. Deshalb ließen sich die Fertigungsverfahren unterschiedlicher Hersteller kaum noch untereinander vergleichen und nur noch grob bestimmten Strukturbreitenklassen zuordnen. (ciw)