Wikileaks-Sprecher erwägt Asylantrag in der Schweiz

Julian Assange überlegt nach eigenen Angaben, in der Schweiz um politisches Asyl zu ersuchen. Auch Island oder Kuba seien Möglichkeiten, sagte der Australier im Interview mit einem eidgenössischen TV-Sender.

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Von
  • Detlef Borchers

Der derzeit einzige Sprecher des Wikileaks-Projektes, Juilian Assange, überlegt, in der Schweiz um politisches Asysl zu ersuchen. "Das ist eine Möglichkeit, die wir ernsthaft erwägen", erklärte Assange in einem TV-Interview mit Télévision Suisse Romande. Darüber hinaus gebe es Überlegungen, auch einen Teil der Infrastruktur von Wikileaks in die Schweiz zu verlagern. Assange hält sich derzeit in der Schweiz auf, wo er auf Einladung des Genfer Presseclubs über die Arbeit von Wikileaks berichtete.

Island und Kuba seien Alternativen für ein politisches Asyl, erklärte der Wikileaks-Sprecher, wobei Kuba das Asylangebot an ein Verbot der Veröffentlichung von kubanischen Dokumenten geknüpft habe. Dass die Schweiz in die engere Wahl gekommen ist, überrascht vor dem Hintergrund, dass die Schweizer Bank Julius Bär vor zwei Jahren in Kalifornien gegen Wikileaks vorging, die Klage nach Protesten US-amerikanischer Bürgerrechtler aber zurückzog.

Hintergrund der Überlegungen ist laut Assange, dass 70 Prozent der Ausgaben von Wikileaks derzeit für die Absicherung der Mitarbeiter aufgewendet würden. Das sei untragbar. Bei seinem Auftritt in Genf wurde Assange von zwei Leibwächtern begleitet, deren Kosten allerdings die Organisationen übernahmen, die den Wikileaks-Sprecher eingeladen hatten. Die Schweizer Polizei für internationale Sicherheit bewacht zusätzlich die Gebäude, in denen sich Assange aufhält.

Zuvor hatte Assange versucht, in Schweden eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, was nicht gelang. In dem skandinavischen Land läuft immer noch ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft gegen Assange wegen des Verdachtes auf Vergewaltigung. In dieser Sache überlegt Assange eine Klage gegen den schwedischen Staat wegen des Verdachtes, das Verfahren zu verschleppen.

In seiner Rede im Presseclub forderte Assange die USA auf, die Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen, die durch die Veröffentlichung der Irak-Protokolle durch Wikileaks bekannt geworden seien. Assange erwähnte, dass Wikileaks weitere 15.000 Dokumente aus Afghanistan besitze, die noch bearbeitet würden. Im Fernseh-Interview äußerte Assange darüber hinaus die Erwartung, dass die nach den Zwischenwahlen in den USA erstarkten Repubikaner versuchen könnten, gegen Wikileaks vorzugehen. (vbr)