Wikileaks stellt Arbeit vorläufig ein

Wikileaks will vorerst kein neues Material veröffentlichen und sich stattdessen um die Finanzierung kümmern. Gründer Julian Assange beklagt eine Blockade durch US-Finanzdienstleister.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Whistleblower-Plattform Wikileaks stellt ihre Arbeit vorläufig ein und wird vorerst kein neues Material veröffentlichen. Stattdessen wollen sich die Aktivisten darauf konzentrieren, um Spenden zu werben und die Blockade einiger Zahlungsdienstleister zu durchbrechen, erklärte Wikileaks-Gründer Julian Assange am Montag in London. Nach seinen Angaben braucht die Organisation etwa 3,5 Millionen US-Dollar (2,5 Millionen Euro) im Jahr.

Rund 100.000 an Wikileaks geschickte Dokumente warten Assange zufolge noch auf ihre Veröffentlichung. Man habe die Notbremse ziehen müssen, erläuterte Assange. Würde Wikileaks wie bisher weiter veröffentlichen, sei die Organisation zum Jahreswechsel pleite. Die Finanzblockade durch die Bank of America, Paypal sowie Visa und Mastercard habe Wikileaks entscheidend geschwächt. Rund 95 Prozent der Einnahmen seien dadurch weggebrochen.

Ein Sprecher der Wau Holland Stiftung berichtete, dass auch dort die Einnahmen drastisch zurückgegangen sind. 2010 habe die Stiftung noch über 1,3 Millionen Euro für Wikileaks einsammeln können. Für das laufende Jahr erwarte man aufgrund der aktuell vorliegenden Zahlen, dass nur 70.000 Euro zusammenkommen.

In der Finanzblockade sieht Assange eine konzertierte Aktion der US-Regierung. In diesem Zusammenhang verwies er auf die von Anonymous-Hackern veröffentlichten Interna des Sicherheitsdienstleisters HBGary, die Handlungsempfehlungen gegen Wikileaks enthalten hatten. Große Hoffnungen setzen Assange und seine Mitstreiter auf eine Beschwerde bei der Wettbewerbs-Abteilung der EU-Kommission, über die Mitte November entschieden werden soll.

Sollten die Spenden dann wieder fließen, kündigte Assange für den 28. November den Start einer neuen Einreichungs-Plattform an. Diese sei von grundauf so programmiert worden, dass sichere Einreichungen via https ohne staatlich kompromottierte Sicherheitszertifikate möglich seien, erklärte Assange unter Verweis auf den Diginotar-Skandal.

Die Arbeit von Wikileaks läuft schon seit langem auf Sparflamme. Die Aktivisten haben in den vergangenen Monaten ausschließlich aus dem Fundus der US-Botschafts-Depeschen geschöpft. Spätestens nachdem die gesamte unverschlüsselte Datei mit der Korrespondenz in Umlauf gekommen war, erübrigten sich weitere Publikationen dieser Art. Assange sitzt seit Monaten unter Aufsicht in Großbritannien fest, während über seine Auslieferung nach Schweden entschieden wird. Dort wird ihm sexueller Missbrauch vorgeworfen. (vbr)