Wikipedia-Umfrage zu Jugendschutz-Filter

Wikipedia-Autoren sollen den geplanten Jugendschutzfilter der Online-Enzyklopädie mitgestalten können. Die Einführung des Filters ist Folge eines Streits über Pornografie in der Wikipedia, der im vergangenen Jahr zu schweren Zerwürfnissen geführt hatte.

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Von
  • Torsten Kleinz

Wikipedia-Autoren sollen mit einem Referendum den geplanten Jugendschutzfilter der Online-Enzyklopädie mitgestalten. Den Filter ablehnen können die Nutzer aber nicht. Die Einführung des Filters ist Folge eines Streits über Pornografie in der Wikipedia, der im vergangenen Jahr zu schweren Zerwürfnissen geführt hatte. [Update: Mit dem Filter sollen Wikipedia-Leser künftig selbst entscheiden können, welche Inhalte sie ausblenden möchten.]

Wikimedia-Gründer Jimmy Wales hatte die Löschung mehrerer Hundert vermeintlich anstößiger Bilder veranlasst, nachdem Mitgründer Larry Sanger der Online-Enzyklopädie die Verbreitung von Kinderpornografie vorgeworfen hatte. Danach hatte die Wikimedia Foundation versucht die Wogen zu glätten und einen externen Gutachter engagiert, der eine Strategie für anstößige Inhalte entwickeln sollte. Ende Mai hatte der Vorstand der Wikimedia Foundation eine Resolution verabschiedet, mit der Geschäftsführerin Sue Gardner beauftragt wurde, ein Filtersystem einzurichten.

Damit die Filter die unerwünschten Artikel erkennen können, müssen die freiwilligen Autoren und Administratoren die Bilder in entsprechende Kategorien einsortieren. Die Wikimedia Foundation selbst hält sich weitgehend aus der inhaltlichen Arbeit auf ihren Plattformen heraus. Doch ein Teil der Wikimedia-Community lehnt einen solchen Filter strikt ab und plädieren gegen jede Informationsunterdrückung zugunsten eines aufklärerischen Standpunkts. So hatten deutsche Wikipedianer zum Beispiel im vergangenen Jahr das Bild einer Vulva auf die Startseite der Online-Enzyklopädie gestellt, was auch innerhalb der Community umstritten war.

Mit dem Referendum möchte die Wikimedia Foundation dem Projekt die notwendige Unterstützung verschaffen. So wurden die Anforderung für die Stimmberechtigung heruntergeschraubt: Jeder angemeldete Nutzer kann sich an der Abstimmung beteiligen, wenn er vor dem 1. August zehen Bearbeitungen vorgenommen hat und nicht gesperrt ist. Allerdings können die Nutzer nicht darüber abstimmen, ob sie den Filter überhaupt einrichten wollen, sie können nur angeben, wie wichtig sie unterschiedliche Aspekte eines solchen Filters werten.

"Das Referendum ist so entworfen worden, damit die Community den Entwicklern Input geben kann, wie sie den Filter gestalten sollen", erklärt Philippe Beaudette von der Wikimedia Foundation auf Anfrage von heise online. "Weil die Wikimedia Foundation von ihrem Vorstand mit der Umsetzung beauftragt wurde, steht die Frage, ob der Filter überhaupt eingeführt werden soll, nicht mehr im Raum." Nicht bei allen Community-Mitglieder stößt das Vorgehen auf Zustimmung. Die Beteiligung soll dennoch für Wikipedia-Verhältnisse aber außergewöhnlich hoch sein, erklärt Beaudette. So hätten sich bereits in den ersten 48 Stunden über 2500 Wikipedianer beteiligt. Die Abstimmung läuft noch bis zum 30. August. (vbr)