Zehntausende BlackBerry-Apps bauen auf fremde Inhalte

Ein in Hongkong beheimatetes Unternehmen bietet fast 50.000 Anwendungen im App Store des kanadischen Smartphone-Herstellers an. Bei deren Inhalten bedient es sich unter anderem bei Wikipedia und OpenStreetMap.

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Von
  • Christian Kirsch

Erstaunlich produktiv ist scheinbar ein Softwareanbieter aus Hongkong: Die von zwei Deutschen gegrĂĽndete und geleitete Firma S4BB stellt fĂĽr den App-Store von BlackBerry ĂĽber 48.000 Anwendungen bereit. Mitte Mai 2013 gab es nach Informationen des Smartphone-Herstellers dort insgesamt 120.000 Apps fĂĽr die Plattform.

46.000 BlackBerry-Apps von S4BB sind in der Kategorie "Guides" einsortiert. Dabei handelt es sich um angebliche StadtfĂĽhrer. Den Orten ist gemeinsam, dass Wikipedia ein Bildchen von ihnen anbietet, das sich prompt in der App findet. Dank der Arbeit zahlreicher Freiwilliger gibt es einen zum Ort passenden Kartenausschnitt, der wiederum im S4BB-Produkt landet. Auch bei wikitravel.org bedient sich der Softwarehersteller offenbar.

Moreland Park in der S4BB-App ...

(Bild: blackberry.com)

... und bei Wikipedia

(Bild: wikipedia.org)

Außerdem verkauft S4BB Hörbücher, die von librivox.org stammen dürften. Darauf deutet die wörtliche Übereinstimmung zwischen der Beschreibung dort und in der BlackBerry World hin. Diese Apps kosten fast alle 4,49 Euro, für die überwiegend erst 2013 erschienenen "Stadtführer" verlangt der Anbieter 2,69. Sie sind ausnahmslos für das neue BlackBerry OS 10 gedacht. Aber auch für das ältere Betriebssystem hält S4BB Merkwürdigkeiten bereit, etwa einen "Memory Booster" und einen "Battery Booster", die angeblich für jeweils 4,49 Euro Speicher- und Stromverbrauch der Geräte reduzieren. Wer mit einer in der BlackBerry World erworbenen S4BB-Anwendung unzufrieden ist, bekommt kein Geld zurück, sondern eine Gutschrift. Die kann man beim nächsten Einkauf in dem App-Store einlösen.

Das Unternehmen BlackBerry findet das alles in Ordnung: "BlackBerry World ist ein offener Marktplatz für Entwickler und wir lassen die Marktkräfte entscheiden, welche Strategien Erfolge haben und welche nicht." Man habe "mit Entwicklern innerhalb des Built for BlackBerry-Programm zusammengearbeitet, um Apps und Spiele zu präsentieren, die das volle Potential von BlackBerry 10 veranschaulichen."

Gegründet wurde S4BB von Boris Böge und Patrick Kosiol, die ebenfalls die Firmen TreeCrunch und Skylab Mobilesystems leiten. Im Dezember 2011 schloss die Fachhochschule Harz, an der beide ihr Informatik-Studium absolvierten, einen Kooperationsvertrag mit der S4BB. Sein "Hauptziel ist die enge Zusammenarbeit mit dem Unternehmen bei aktuellen Themen der Software-Entwicklung für mobile Systeme, GIS-Anwendungen und Internet-Portale. Dies soll vorwiegend über Praktika und Abschlussarbeiten in Hongkong geschehen." (ck)