Ein erster Blick auf Fedora 9
Mit Sulphur hat das Fedora-Projekt die Version 9 der Distribution veröffentlicht. Sie bringt eine Menge neuer und aktualisierter Software, darunter den aktuellen Linux-Kernel 2.6.25, GNOME 2.22, KDE 4.0.3 und die Beta-Version von OpenJDK.
- Thorsten Leemhuis
Fedora-Historie | ||
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Version | Vorgestellt | Codename |
Fedora Core 1 | 11/2003 | Yarrow |
Fedora Core 2 | 05/2004 | Tettnang |
Fedora Core 3 | 11/2004 | Heidelberg |
Fedora Core 4 | 06/2005 | Stentz |
Fedora Core 5 | 03/2006 | Bordeaux |
Fedora Core 6 | 10/2006 | Zod |
Fedora 7 | 05/2007 | Moonshine |
Fedora 8 | 11/2007 | Werewolf |
Fedora 9 | 05/2008 | Sulphur |
Zwei Wochen später als ursprünglich geplant hat das maßgeblich von Red Hat gesponserte und beeinflusste Fedora-Projekt die Sulphur (Schwefel) genannte Linux-Distribution Fedora 9 freigegeben. Es ist die zweite Version des von Red Hat als Community-Distribution konzipierten Fedora-Projekts, an dem die Community ernsthaft direkt mitarbeiten konnte. Herausgekommen ist dabei Fedora-typisch eine Distribution mit sehr aktuellen Software-Komponenten.
Basissystem
So setzt das Fedora-Projekt bei der neuen Ausgabe auf den vor knapp vier Wochen vorgestellten Linux-Kernel 2.6.25. Im Vergleich zu den anderen großen Distributionen finden sich nur wenige Patches in den Quellen für den Standard-Fedora-Kernel; den größten Umfang hat ein Patch, der die WLAN-Treiber und das WLAN-Subsystem ungefähr auf den Level hebt, den auch der in Vorbereitung befindliche Kernel 2.6.26 mitbringen wird. Im Kernel aktiviert haben die Entwickler bereits das zu Test- und Entwicklungszwecken integrierte Ext4-Dateisystem; auch der Installer unterstützt den Ext3-Nachfolger bereits, wenn man ihm einen speziellen Parameter übergibt.
Der Kernel für Xen setzt nun auf die generische und mit Linux 2.6.20 eingeführte Hypervisor-Schnittstelle paravirt_ops. Dadurch konnten die Entwickler auf den in früheren Fedora-Versionen auf Linux 2.6.21 aufsetzenden Xen-Kernel verzichten und durch den Wechsel auf 2.6.25 die Hardware-Unterstützung verbessern. Der Xen-Kernel eignet sich nun allerdings nur zum Betrieb als Gastsystem unter einem Xen-Host; frühere Fedora-Versionen konnten auch als Xen-Wirtssystem arbeiten. Die Unterstützung für den Xen-Host-Betrieb war ursprünglich geplant, wurde aber nicht rechtzeitig fertig und steht jetzt auf der Roadmap für Fedora 10. Möglicherweise liefern die Entwickler die Unterstützung für den Xen-Host-Betrieb auch als Update nach. Paravirtualisierte Xen-Gäste lassen sich allerdings mit Xenner unter KVM starten, so man denn eine CPU mit Virtualisierungsunterstützung sein eigen nennt.
Als Standard-C-Bibliothek liegt die Glibc in der Version 2.8 bei – die zu einem großen Teil bei Red Hat beschäftigten Glibc-Macher entwickeln die C-Library im Rahmen von Fedora weiter und veröffentlichen üblicherweise kurz vor der Einführung einer neuen Fedora-Version auch eine neue Glibc. Beim Compiler überspringt das Fedora-Projekt die GNU Compiler Collection 4.2 und schwenkt von GCC 4.1 bei Fedora 8 direkt auf die GCC-Version 4.3 um, die zahlreiche Optimierungen mitbringt.
Oberflächliches
Einer der für den X-Server bei Fedora zuständige Programmierer betreut auch die Veröffentlichung der X.org-Version 7.4 und wollte beide eigentlich fast gleichzeitig freigeben – aus dem neuen X.org-Release wurde aber bislang nichts, sodass Fedora 9 nun eine Vorabversion von X.org 7.4 sowie des für diese Version vorgesehenen X-Servers 1.5 enthält. In der neuen Version wurden unter anderem die Startzeit optimiert und die dynamische Einbindung von Eingabegeräten zur Laufzeit verbessert.
Zudem optimierten die Entwickler die Startgeschwindigkeit und die Ansteuerung von PCI/PCIe-Devices. Das erfordert Änderungen an den Grafiktreibern, die die Entwickler bei den gängigen Open-Source-Treibern von X.org gleich mit vornahmen. AMD und Nvidia sind bei ihren proprietären Grafiktreibern allerdings noch nicht so weit, sodass die beiden Treiberpakete bislang nicht unter Fedora 9 arbeiten. Einzig eine Beta-Version des Nvidia-Treibers lässt sich mit einem Trick zur eingeschränkten Mitarbeit überreden.
Für Radeon-Grafikkarten installiert Fedora das X-Treiberpaket ati mit dem Treiber radeon, der nicht nur die älteren Radeon-Chips, sondern auch die aktuellen Serien X1000, HD 2000 und HD 3000 sowie einige der neueren Grafikchipsätze von AMD ansteuert; 3D-Beschleunigung gelingt mit den neuesten Radeon-Grafikkernen allerdings nicht. Der Alternativ-Treiber radeonhd für die drei neusten Radeon-GPU-Generationen steht zum Nachinstallieren über die Online-Paket-Depots von Fedora zur Verfügung. Zu Testzwecken integrierten die Fedora-Entwickler zudem Kernel- und X-Patches, mit denen der Linux-Kernel die Einstellung des Grafikmodus regelt. Dadurch soll etwa der Bildschirm beim Umschalten zwischen X-Server und Text-Konsole nicht mehr flackern; das Umschalten soll zudem flotter erfolgen. Das ganze klappt bei Fedora aber bislang nur mit neuerer Intel-Grafikhardware.