Deutschlands erstes Portal für offene Daten in Berlin

Berlin hat jetzt das erste deutsche Open-Data-Portal errichtet und spielt den Vorreiter für mehr Demokratie.

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Von
  • Jürgen Seeger

Öffentliche Verwaltungen erheben und verarbeiten tagtäglich große Mengen von Daten. Die Open-Data-Bewegung fordert, diese Informationen für jede Form der Nutzung im Netz bereitzustellen. Berlin hat jetzt das erste deutsche Open-Data-Portal errichtet und spielt den Vorreiter für mehr Demokratie, berichtet iX in seiner aktuellen Mai-Ausgabe.

Wie dicht ist Berlin besiedelt, wie dicht sind es die einzelnen Bezirke und Stadtteile, und welche Rolle spielt die Altersstruktur? Die erste Frage lässt sich noch mit Hilfe von Wikipedia beantworten, genauere Werte erfordern aufwendige Recherche-, Tipp- und Rechenarbeit. Und das, obwohl die dazu benötigten Daten schon von öffentlicher Hand erhoben sind, und nach dem Informationsfreiheitsgesetz jede Bürgerin und jeder Bürger Anspruch auf sie hat. Dennoch wäre es bis vor Kurzem undenkbar gewesen, eine Webanwendung zu veröffentlichen, die sie als Karten-Overlay visualisiert. Als problematisch erwies sich nicht nur der hohe technische und organisatorische Aufwand, sondern auch die Gefahr, die Interpretationshoheit der Verwaltung zu schmälern.

Der Open-Data-Bewegung im Allgemeinen ist es zu verdanken, dass eine solche Anwendung jetzt dennoch existiert. Das Berliner Portal wurde vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS im Auftrag der Senatsverwaltung konzipiert und gemeinsam mit der BerlinOnline GmbH umgesetzt. Gestartet mit nur 17 Datensätzen in fünf Kategorien, stehen im Portal inzwischen etwa 100 Datensätze in 18 Kategorien mit Daten der öffentlichen Hand sowie anderer Akteure zur Verfügung.

Jeder Internetnutzer darf die Metadaten beim Berliner Portal lesen – und zwar über das Web-Frontend, das die Berlin Online GmbH betreibt. Für den direkten Zugriff auf die Programmierschnittstellen wird Interessierten ein individueller API-Key zur Verfügung gestellt. Ebenso erhalten alle, die berlinrelevante Daten bereitstellen wollen, einen solchen Schlüssel. Mit diesem können sie neue Datensätze anlegen und ihre eigenen bearbeiten. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung entscheidet so lange darüber, wer einen Schlüssel erhält, bis die Stadt einen hauptamtlichen Open-Data-Verantwortlichen hat.

In Deutschland sei damit zu rechnen, dass andere Städte dem Beispiel Berlins folgen und weitere Open-Data-Portale einführen, zieht iX als Fazit. Die Bundesregierung will bis 2013 Daten und Dokumente auf einer Open-Data-Plattform der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

Der Artikel ist in iX 5/2012 erschienen; das Heft kann ab sofort online bestellt werden und ist ab dem 26. April im Zeitschriftenhandel erhältlich.

(js)