Red Hat Enterprise Linux 5.9 vorgestellt
Das neueste Minor Release von RHEL5 bringt Microsofts Hyper-V-Treiber, OpenJDK 7 und Samba 3.6. Größere Neuerung wie diese wird RHEL5 in Zukunft allerdings nicht mehr erhalten.
Kunden mit Support-Vertrag für Red Hat Enterprise Linux (RHEL) können seit kurzem die Version 5.9 der Linux-Distribution bei Red Hat herunterladen. Durch sie erhält RHEL5 nun Microsofts Hyper-V-Treiber, OpenJDK 7 und Samba 3.6. Eine ebenso wichtige Neuerung ist eine seit langem absehbare Anpassung bei der Pflege der Distribution, denn mit dieser Minor-Version endet die erste Support-Phase des im März 2007 vorgestellten RHEL5.
Durch die Integration der Hyper-V-Treiber soll die Linux-Distribution besser unter Microsofts Hypervisor laufen – etwa in Clouds mit Windows-Hosts. Die von Microsoft selbst entwickelten Treiber sind schon seit längerem im offiziellen Linux-Kernel enthalten, erfüllten aber die Qualitätsansprüche der Kernel-Entwickler bis vor einigen Monaten nicht; offenbar deshalb ließ Red Hat die Treiber bislang außen vor. Das Unternehmen hat zudem die neuere der beiden beiliegenden Samba-Varianten auf die Version 3.6 aktualisiert; diese in den Samba3x-Paketen enthaltene Version bringt Unterstützung für die zweite Generation des Netzwerkprotokolls Server Message Block (SMB2), die wenige Overhead beim Datenaustausch aufweisen und dadurch schneller arbeiten soll. Die Systemdiagnose-Software SystemTap hat Red Hat auf Version 1.8 aktualisiert, die eine Reihe kleinere Verbesserungen bringt. Neu dabei sind auch OpenJDK 7 und ein Rsyslog aus der Versionsreihe 5 des System-Log-Dienstes. Beide sind aber optional, sodass Anwender weiterhin OpenJDK 6 und das ältere Rsyslog weiterverwenden, wenn sie den Wechsel auf die neuen Versionen nicht anstoßen.
Wie üblich hat Red Hat die Unterstützung für neue Prozessoren verbessert und eine ganze Reihe von Treibern aktualisiert – darunter den Treiber bfa, der Fibre-Channel-Hostadapter von Brocade unterstützt und nun nicht mehr den Status eines Technology Preview hat. Neu bei RHEL5 ist der für Qlogic InfiniBand Host Channel Adapter gedachte Treiber ib_qib, der den weiterhin nutzbaren Treiber ib_ipath beerbt. Weitere Details zu den Neuerungen liefern die Produktankündigung, die Release Notes und die Technical Notes zu RHEL 5.9.
Mit dem Ende des erste Support-Abschnitts beginnt nun die "Production 2 Phase" des "Lifecycle" von RHEL5. In diesem Zeitabschnitt baut Red Hat keine größeren Neuerungen mehr in die Distribution ein, wie sie RHEL 5.9 gebracht hat. Selbst aktualisierte Treiber und andere Verbesserungen zur Unterstützung neuer Hardware integriert Red Hat nur noch, wenn dies ohne größeren Aufwand möglich ist. Es wird aber weiterhin ab und zu Minor-Releases geben, für die Red Hat neue Installations-Images mit allen bis dato aufgelaufen Änderungen erstellt. Diese zweite Pflege-Phase endet mit dem ersten Quartal 2014. Dann beginnt der dritte Support-Abschnitt, in dem Red Hat den Pflegeaufwand noch weiter zurückfährt: Es gibt weiterhin Patches für Sicherheitslücken und Fehlerkorrekturen, aber keine weiteren Minor-Releases oder aktualisierten Treiber.
Der dritte Pflegeabschnitt endet bei RHEL5 mit dem ersten Quartal 2017; Kunden können aber drei weitere Jahre Support zukaufen und so den Pflegezeitraum von RHEL5 auf insgesamt dreizehn Jahre ausdehnen. Wenn diese Phase endet, dürfte RHEL9 bereits erhältlich sein, sofern Red Hat den bisherigen Veröffentlichungsrhythmus beibehält. Eine erste Beta von RHEL7 ist noch für das erste Halbjahr dieses Jahres geplant und Version 6.4 ist schon im Beta-Test. Das vierte Minor-Release von RHEL6 sollte in wenigen Wochen erscheinen; zudem dürften CentOS, Oracle, Scientific Linux und andere RHEL-Kloner wie gewohnt in den nächsten Wochen Nachbauten von RHEL 5.9 veröffentlichen, die kostenlos erhältlich sind. (thl)