Sprachcompiler für C# und Visual Basic sind jetzt Open Source

Nach der Open-Source-Legung der Programmiersprachen F#, IronRuby, IronPython und TypeScript nimmt sich Microsoft nun C# und Visual Basic vor: Deren Sprachcompiler-Plattform Roslyn ist jetzt quelloffen verfügbar.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 79 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg

Auf Microsofts BUILD-Konferenz in San Francisco hat C#-Erfinder Anders Hejlsberg bekannt gegeben, dass die Sprachcompiler der .NET-Programmiersprachen C# und Visual Basic ab sofort als Open-Source-Code unter der Apache License 2.0 verfügbar sind. Beide Sprachcompiler sind Teil der .NET Compiler Platform, die Microsoft seit 2009 unter dem Codenamen Roslyn entwickelt.

Die bereitgestellte Version nennt Hejlsbergs "End User Preview". Seit 2009 hatte es zahlreiche als "Community Technology Preview" bezeichnete Versionen gegeben, in denen aber immer wieder viel geändert wurde. Im Dezember 2013 wurde dann bekannt, dass Microsoft die neuen Compiler mittlerweile intern nutzt und daher ein stabiler Stand endlich in Sicht scheint.

Hejlsberg hatte während der Keynote des zweiten Tages der Konferenz die Website roslyn.codeplex.com mit dem kompletten Quellcode und der zugehörigen Dokumentation freigeschaltet. Die dort verfügbare Version der C#- und Visual-Basic-Compiler enthält bereits einige neue Sprachfeatures, die über den im derzeit aktuellen .NET Framework 4.5.1 enthaltenen Stand hinausgehen. Microsoft hat aber noch nicht erklärt, welche dieser Features tatsächlich im nächsten .NET Framework enthalten sein werden. Auf der Roslyn-Website ist nachzulesen, dass es noch laufende Diskussionen über neue Sprach-Features im Entwicklungsteam gibt. Nutzer können sich nun aktiv in die Diskussion einbringen.

Neue Ausrichtung der .NET Compiler Platform Roslyn

(Bild: Jay Schmelzer;The Present and Future of .NET in a World of Devices and Services; Vortrag auf der BUILD 2014)


Die Roslyn-Compiler bestehen aus einer Reihe autonomer Dienste, die sich einzeln per API ansprechen und leicht erweitern lassen. So forderte Anders Hejlsberg in der Keynote .NET-Entwickler explizit dazu auf, eigene neue Sprach-Features für C# und Visual Basic zu erfinden und Microsoft vorzuschlagen. Unternehmen können aber Merkmale auch für interne Zwecke ergänzen. Die offene Compiler-Plattform vereinfacht daneben die Realisierung neuer Features in Entwicklungsumgebungen wie Code-Generierung, Code-Analyse und Refactoring. Die Firma Xamarin wird Roslyn in ihre Cross-Plattform-Entwicklungsumgebung Xamarin Studio integrieren, sagte Xamarin-Chef Miguel de Icaza im Rahmen der Keynote zu.

Die Implementierung neuer Sprachfeatures und IDE-Ergänzungen dürfte den Entwicklern nicht schwer fallen, da die neuen Compiler nicht mehr wie in der Vergangenheit in C++ geschrieben sind, sondern in der jeweiligen Programmiersprache selbst. Zur Unterstützung bei der Erweiterung der Sprachcompiler bietet Microsoft ein SDK mit Projektvorlagen, Beispielen und einem Syntaxbaum-Visualisierungswerkzeug unter dem Namen Roslyn SDK zum Download an.

Hejlsberg beantworte die Frage eines Teilnehmers, ob die neuen Compiler schneller oder langsamer seien, dass dies nicht eindeutig zu beantworten sei. Die neuen Compiler seien in einigen Situationen schneller, in anderen aber auch langsamer.

Microsoft veröffentlichte in der Vergangenheit bereits andere Programmiersprachen wie F#, IronRuby, IronPython und TypeScript als Open-Source-Software.

Siehe dazu auch:

(ane)