Microsoft will offenes Dokumentenformat ODF unterstĂĽtzen (Update)

Der Softwareriese hat angekündigt, mit dem nächsten Service Pack für sein Office-Paket auch das Open Document Format (ODF) als Speichermöglichkeit anzubieten. Die neue Version des hauseigenen OOXML lässt dagegen auf sich warten.

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Microsoft hat angekündigt, mit dem nächsten Service Pack für das aktuelle hauseigene Office-Paket im ersten Halbjahr 2009 auch das Open Document Format (ODF) als Speichermöglichkeit anzubieten. Darüber hinaus sollen mit dem Update für Microsoft Office 2007 sowohl das von Adobe initiierte Portable Document Format (PDF) in Version 1.5 sowie der Konkurrent aus dem eigenen Haus in Form der XML Paper Specification (XPS) unterstützt werden. Eine Implementierung der neuen umstrittenen ISO-Norm 29500 in Form von Office Open XML (OOXML) lässt dagegen weiter auf sich warten. Diese soll erst mit "Office 14", der nächsten Rundum-Überholung der Suite für Bürosoftware, erfolgen. Für die Veröffentlichung dieser geplanten Version gibt es noch keinen festen Zeitpunkt. Im Gespräch ist 2010.

Microsoft will zudem dem technischen Gremium der Organization for the Advancement of Structured Information Standards (OASIS) beitreten, das die Arbeit an der nächsten Version von ODF vorantreibt. Die Redmonder kündigten zudem ihre Mitarbeit in den ISO-Arbeitsgruppen an, die Open XML fortentwickeln und für ein besseres Zusammenspiel mit dem konkurrierenden, von der ISO bereits Ende 2006 genormten ODF sorgen sollen. Darüber hinaus wollen sie sich um die andauernde Standardisierung und die Pflege für XPS und PDF kümmern.

"Wir haben uns dem Ziel verschrieben, den Nutzern von Office eine größere Auswahl an Dokumentenformaten und eine höhere Interoperabilität zwischen diesen Formaten und den sie implementierenden Applikationen zu bieten", begründete Chris Capossela, Leiter der Microsoft-Abteilung für Geschäftsanwendungen, den überraschenden Schritt. Durch die verstärkte Offenheit der eigenen Produkte und der erweiterten Mitarbeit an Dokumentenformate könnten seiner Ansicht nach "Chancen für Entwickler und Wettbewerber entstehen, Mehrwert für die Kunden zu schaffen". Im Besonderen verwies Capossela dabei auf "Open-Source-Gemeinden".

Reine Nächstenliebe dürfte die Redmonder aber nicht zu dem Zug getrieben haben. Eine Implementierung von OOXML in Form eines offenen Standards sehen Experten schon allein wegen des Umfangs der 6000 Seiten umfassenden Spezifikation als sehr schwierig an. Zudem gibt es zahlreiche Berichte über Unregelmäßigkeiten beim Normierungsprozess im Rahmen der ISO. Die EU-Kommission, die seit Jahren mit Hilfe des Kartellrechts gegen Microsoft vorgeht, hat die Vorgänge im Blick und beschäftigt sich mit der Interoperabilität von OOXML. Erst jüngst hatte sich zudem die britische Schulbehörde British Educational Communications and Technology Agency (Becta) in Brüssel offiziell beschwert, dass Microsoft zu sehr auf das ursprüngliche OOXML-Format setze und keine ausreichende Kompatibilität mit konkurrierenden Produkten wie OpenOffice herstelle.

Die ODF Alliance hat die Verlautbarung aus Redmond in einer ersten Reaktion (PDF-Datei) mit Skepsis aufgenommen. Microsoft müsse zunächst beweisen, ob die Unterstützung für ODF genauso groß sei wie die für das eigene bisherige Dokumentenformat. Zugleich sieht die Lobbygruppe in der Ankündigung eine Widerspiegelung der "starken Nachfrage" für das offene Format bei Kunden weltweit und insbesondere bei Regierungen. 14 Länder wie die Niederlande oder Südafrika hätten den Einsatz von ODF in Behörden sogar bereits verpflichtend gemacht. Sollten die Redmonder Ernst machen, könnten sie ihr Office-Paket dann auch dort an Verwaltungskunden verkaufen. Red Hat Evangelist Jan Wildeboer sprach gegenüber heise online allgemein von einem "guten Tag für offene Standards". Es bleibe nun abzuwarten, wie sich Microsoft innerhalb von OASIS aufstelle.

Rätselhaft erscheint noch, warum die Redmonder ODF in Version 1.1 unterstützen wollen und nicht die von der ISO zertifizierte Variante 1.0. Standardexperten wie Andy Updegrove mutmaßen, dass Microsoft damit aber allein der Tatsache der bereits weiten Verbreitung von ODF 1.1 nachkommt. Zudem sei diese Version die Grundlage für die nächste Version der ISO-Norm. Wünschenswert wäre noch, dass die Redmonder das Open Document Format gleich als Standardspeicherart vorgeben.

(Update):
Die EU-Kommission teilte mittlerweile lapidar mit, man habe die Ankündigung von Microsoft zur Kenntnis genommen. Die Kommission würde jeden Schritt begrüßen, den Microsoft für eine allgemeine Interoperabiliät, für mehr Auswahl für den Verbraucher und geringere Festlegung auf einen einzelnen Hersteller unternhme. Man werde nun im Rahmen der Antitrust-Untersuchung, die unter anderem zu Microsoft Office eingeleitet wurde, untersuchen, ob die angekündigte ODF-Unterstützung in Office zu besserer Interoperabiltität führe.

Siehe zu den Dokumentenformaten und ihrer Standardisierung auch:

(Stefan Krempl) / (jk)