Linux-Treiber fĂĽr die neueste Centrino-Generation

Knapp zwei Monate nach der Vorstellung der neuesten Centrino-Generation mit dem Intel PRO/Wireless-3945ABG-WLAN-Chip hat ein Intel-Mitarbeiter eine Vorabversion eines passenden Linux-Treibers veröffentlicht – der ist jedoch umstritten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 311 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Nicht ganz zwei Monate nach der Vorstellung der neuesten Centrino-Generation mit dem WLAN-Chip Intel PRO/Wireless 3945ABG hat ein Intel-Mitarbeiter im Sourceforge-Projekt ipw3945 eine Vorabversion eines passenden Linux-Treibers veröffentlicht. Zeitgleich kündigte er den Treiber auf der Linux-Kernel-Mailingliste (LKML) an, wo der neue Treiber gleich heftig kritisiert wurde.

Ursache für die Kritik ist dabei nicht der unter einer Open-Source-Lizenz stehende Treiber selbst, sondern ein dazugehöriges, als normaler Prozess im Userspace laufendes Programm, mit dem sich der WLAN-Adapter an die jeweiligen regionalen Richtlinien, Vorschriften und Gesetze zum Betrieb von WLAN anpassen lässt. Das proprietärer Programm ist jedoch ausschließlich vorkompiliert unter einer speziellen Intel-Lizenz erhältlich – ausschließlich auf Open-Source-Software setzende Distributionen wie Debian, Fedora Core oder openSuse dürften das Programm daher wohl nicht aufnehmen können.

Einige Teilnehmer der Diskussion auf der Mailingliste sind davon nicht angetan – so merkt ein Poster an, dass diese Lösung zwar ein "besseres Gift" (better poison) als ein proprietäres Kernel-Modul sei, er aber in Zukunft nach anderen, von nativen Linux-Treibern unterstützte WLAN-Chips Ausschau halten werde. Die Chance, dass der von einem proprietären Userland-Programm abhängiger GPL-Treiber in den Kernel aufgenommen werden kann, seien laut einem prominenten Kernel-Entwickler gleich null. Intel solle mit dem Quatsch aufhören und sich an die Regel halten.

Zudem entbrannte eine längere Diskussion, inwieweit denn in einem Fall wie diesem überhaupt komplett als Open-Source realisierte Treiber möglich seien; die Regularien der amerikanischen FCC würden angeblich vorschreiben, dass die Hardware entweder nur innerhalb der für WLAN im jeweiligen Zielmarkt freigegebenen Bereiche funke, oder dass binären Treiber dies sicherstellen. Von den Programmierern des Treibers hat sich bisher keiner in der Diskussion verteidigt.

WLAN ist indes nicht der einzige Stolperstein für Linux auf den neuesten Centrino-Notebooks der Napa-Plattform: Die Stromsparfunktionen des Core Duo arbeiten etwa nur mit einem recht neuen Kernel korrekt. Die Grafiktreiber für Intel-Chipsatzgrafik im 945GM hat bisher kaum eine Distribution integriert – Intel bietet sie auf der Homepage zum Download an, die Nachinstallation erfordert jedoch fortgeschrittene Linux-Kenntnisse.

Kommt keine Chipsatzgrafik, sondern ein Grafikchip aus ATIs X1000-Serie zum Einsatz, kann man diesen derzeit nur mit den langsamen und vom Funktionsumfang sehr eingeschränkten Standard-VESA-Treiber nutzen. ATIs Closed-Source-Treiber unterstützen diese im Oktober eingeführten Chips bisher nicht, was sich allerdings in Kürze ändern wird. Ob und wann es Open-Source-Treiber für die Chips gibt, ist unklar – der an der Programmierung der Framebuffer-Treiber für ATI-Karten im Kernel beteiligte Kernel-Entwickler Benjamin Herrenschmidt deutete im November an, dass ATI die Dokumentation für die neue 2D-Engine der Radeon-X1000-Serie im Unterschied zu früheren Chipsätzen geheim halte. (thl)