BlackBerry: Comeback mit neuer Ausrichtung

Seite 4: Perspektive

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Leider hört die Ähnlichkeit schon bei den Checkboxen auf (Abb. 3).

Das angesprochene Sicherheitsproblem schließt das Verwenden von BlackBerry-Endgeräten zum Testen von Applikationen nicht aus. Das liegt daran, dass die Telefone in den Systemeinstellungen einen Regler zur Aktivierung des "Development Mode" enthalten. Er ermöglicht das Aktivieren eines Sonderregimes, das die Installation von Anwendungen über ein auf der Workstation laufendes Kommunikationsprogramm gewährt. Dazu ist ein Developer Token erforderlich, der sich bei Internetverbindung ohne Aufwand erstellen lässt. Ist das Token erst installiert, hat der Entwickler für eine Woche Ruhe. Alternativ gibt es einen VMware-Emulator. Leider ist er auch auf hochleistungsfähigen Rechnern langsam, was auch auf dem BlackBerry Jam von BlackBerry bestätigt wurde.

Zum Hervorheben von Produkten besonderer Qualität gibt es seit einiger Zeit eine Zertifizierung namens "Built for BlackBerry". Insider beschreiben sie als "extrem hart". Sie setzt das Bestehen eines komplexen Kriterienkatalogs voraus. Besonders kritisch ist, dass das Erreichen der Zertifizierung zwangsweise die Verwendung eines BlackBerry-exklusiven Diensts voraussetzt. Spezifisch sind die folgenden Services legitim:

  • Advertising
  • Analytics
  • BBM Social
  • Invocation
  • Locate
  • Maps
  • NFC
  • Payment
  • Push
  • ScoreLoop

Übrigens ist das Entwickeln zertifizierbarer Applikationen nicht mit jedem Werkzeug möglich. BlackBerry erlaubt nur die Verwendung von Adobes AIR SDK, des nativen SDKs oder von WebWorks.

BlackBerry 10 kämpft mit Microsoft um den dritten Platz im Smartphone-Markt. Beide Plattformen haben ihre individuellen Stärken und Schwächen: Microsoft ist finanzstärker, BlackBerry hat die größere "installierte User-Basis". Für Uneingeweihte mag die geringe Anzahl der verfügbaren Applikationen abschreckend wirken. Allerdings bezeugen Insider immer wieder, dass die Mehrheit der während der diversen Portathons hochgeladenen Anwendungen reiner Abfall sei. Android-Apps erreichen niemals den "Built for BlackBerry"-Status, die klassischen BB7-Qualitätsanwendungen sind "dank" des Binary Break nicht mehr lauffähig.

Da die BlackBerry-Smartphones im Business-Bereich weit verbreitet sind, erfreuen sie sich einer zahlungswilligen User-Schicht. Allein aus dem Blickwinkel erscheinen Portierungen und Neuentwicklungen lohnend – auf keiner anderen Plattform sind die User so gerne bereit, einen Obolus an ihnen nützliche Entwickler zu leisten. Kurz gesagt spricht nichts dagegen – auch weil BlackBerry anders als Apple oder Google aktiv nach Entwicklern sucht –, dem neuen Betriebssystem eine Chance zu geben.

Tam Hanna
befasst sich seit der Zeit des Palm IIIc mit Programmierung und Anwendung von Handheldcomputern. Er entwickelt Programme für diverse Plattformen, betreibt Onlinenews-Dienste zum Thema und steht für Fragen, Trainings und Vorträge gern zur Verfügung.
(ane)