DSL fernkonfiguriert

Seite 4: TR-069 im laufenden Betrieb

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Neben der vereinfachten Geräteeinrichtung bietet TR-069 auch Vorteile während des laufenden Betriebs. Ein Beispiel ist das zentral gesteuerte Aktualisieren der Firmware. Auch lassen sich so neue Dienste bequem freischalten. Technikern bleiben die Wege zu den Kunden erspart.

Sofern diese Updates ohne Komplikationen verlaufen, werden die meisten Nutzer die automatische Aktualisierung nicht bemerken, zumal die Spezifikation eine Protokollierung oder Hinweise an den Nutzer nicht vorsieht. Ob die Update-Automatik abschaltbar ist, entscheidet der CPE Hersteller nach eigenem Gusto. Für den Fall, dass Updates während des Schreibens scheitern, zum Beispiel wegen Stromausfall, müssen CPE-Hersteller selbst sicherstellen, dass das nicht zum Totalausfall ihrer CPEs führt; die TR-069-Spezifikation behandelt das Thema nicht.

Variationen: Während man bei der Fritz!Box die Einrichtung und Aktualisierung aus der Ferne separat ein- und abschalten kann …

Für Anwender, die die Wahl der Firmware-Version selbst treffen wollen, dürfte das ein gewichtiges Auswahlkriterium sein. Nur bei abschaltbarem Auto-Update können sie zum Beispiel wenig erprobte Versionen mit spannenden, aber noch nicht freigegebenen Funktionen nutzen oder eben eine besonders stabile Version bewahren. Beispielsweise kann man bei einer Fritz!Box 7170 die Update-Automatik im Menü Netzwerk unterbinden (die Option "automatische Updates zulassen" abschalten). Zuvor muss man gegebenenfalls im Menü "System, Ansicht" die "erweiterte Ansicht" einschalten. Ähnliche Optionen finden sich auch in jüngeren Speedport-Routern und Modellen anderer Hersteller.

… lässt sich beim Speedport W701V nur beides zusammen einstellen.

Darüber hinaus bietet TR-069 eine Plattform für Anwendungen, die die Spezifikation nicht explizit nennt. Dazu gehört die Übertragung von Statistiken über Leitungsqualität, Bitfehlerraten, Checksummenfehler oder auch Verluste des Synchronisationssignals. Der Provider kann diese Daten weiterverarbeiten, um Störungen und Supportfällen präventiv zu begegnen.

Tritt dann trotz aller Umsicht doch ein Störungsfall ein, profitieren Kunden von TR-069 durch verkürzte Reaktionszeiten. Wenn der Router Kontakt zum ACS hat, erspart das Verfahren die zeit- und nervenraubenden Beschreibungen von Fehlern und Router-Konfigurationen; die Bearbeiter im Service-Center können über den Zugriff auf den ACS Einstellungen der Endgeräte abfragen, analysieren und gegebenenfalls Korrekturen vornehmen – wenn die Fehlerursache im DSL-Router liegt.

Von inkonsistenten oder falschen Konfigurationen kann der ACS auf zwei Arten erfahren: Indem er die Einstellungen aktiv abfragt oder indem er sich Änderungen der Einstellungen übermitteln lässt. Dafür registriert sich der ACS beim CPE für bestimmte Parameter und fortan wird er vom CPE benachrichtigt, sobald sich einer dieser Parameter ändert (Active Notification).

Damit kann der ACS beispielsweise im Fehlerfall Maßnahmen zur Beseitigung ergreifen, etwa wenn ein unerfahrener Nutzer die VoIP-Konfiguration verstellt. Es liegt jedoch im Ermessen des Providers, ob er die Fehleinstellung automatisch vom ACS korrigieren lässt oder erst dann eingreift, wenn sich der Nutzer beklagt. Prinzipiell kann der Provider einen fehlkonfigurierten Anschluss jedenfalls innerhalb von Sekunden flottmachen.

Der Auto Configuration Server übermittelt dem gerade verwalteten Teilnehmergerät den vom Service Configuration Manager zugewiesenen Konfigurationssatz. Prinzipiell könnte ein ACS auch Geräte im LAN konfigurieren, z. B. IP-TV-Receiver.

Weil es TR-069 erlaubt, nahezu alle wichtigen Einstellungen des DSL-Endgeräts zu beeinflussen, erwägen einige DSL-Anbieter ihr CPE bereits ohne die übliche Benutzeroberfläche auszuliefern – die Nutzer hätten bei diesen Geräten keine Eingriffsmöglichkeiten mehr. Wer sich um Router-Einstellungen nicht kümmern will und die Verantwortung für eine funktionierende Konfiguration komplett beim Serviceanbieter sieht, wird das als Vorteil werten. Allerdings sind Geräte ohne User-Interface zwingend auf TR-069 angewiesen. Sie können bei Konfigurationsfehlern nur noch per TR-069 wieder aufs richtige Gleis gesetzt werden – sofern sie noch Kontakt zum ACS aufnehmen können.

Technisch versierte oder auch anspruchsvolle Anwender werden solche Geräte natürlich meiden, wenn sie – durchaus gängige – Router-Funktionen nutzen wollen, die der Provider nicht per TR-069 für sie verwalten kann. Beispielsweise bieten handelsübliche Router Benutzerprofile etwa für die Kindersicherung, die Nachtschaltung für WLAN und Telefon oder auch das Port-Forwarding. Die TR-069-Spezifikation sieht für viele derartige Funktionen keine Handhabe vor, sodass sie bei Geräten ohne Benutzerschnittstelle schon deshalb nicht implementiert sind. Auch gilt zu bedenken, dass Geräte ohne User-Interface, aber mit fester ATM- oder Netzwerk-Konfiguration nicht an beliebigen DSL-Anschlüssen laufen – etwa weil sie nur für PPPoE-Authentifizierung ausgelegt sind, der neue Provider aber zum Beispiel DHCP oder anderes erwartet.