FAQ: TV-Empfang nach dem Ende des Nebenkostenprivilegs

Das Nebenkostenprivileg für Kabel-TV-Anschlüsse fällt. Was bedeutet das für Mieter, welche Alternativen gibt es für den TV-Empfang und was kostet das?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 65 Kommentare lesen

(Bild: REDPIXEL.PL/Shutterstock.com)

Stand:
Lesezeit: 10 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das sogenannte Nebenkostenprivileg ermöglichte es Vermietern, Kabel-TV-Anschlüsse über Sammelverträge mit Providern wie Vodafone bereitzustellen und die Kosten dafür über die Nebenkosten abzurechnen. Diese Regelung läuft demnächst aus. Was das für Mieter bedeutet und welche Alternativen es für den TV-Empfang gibt, beantworten wie in dieser FAQ.

Warum gibt es überhaupt das Nebenkostenprivileg?

Das Nebenkostenprivileg stammt aus den 1980er-Jahren, es sollte die Verbreitung von Kabelnetzanschlüssen in Deutschland ankurbeln. Bereits Anfang der 2000er Jahre empfing über die Hälfte der deutschen Haushalte das TV-Signal über den Kabelanschluss. Obwohl das gesetzte Ziel also längst erreicht wurde, blieb die Regelung weiter bestehen.

Wann endet das Nebenkostenprivileg?

Von Seiten des Gesetzgebers ist spätestens ab dem 1.7. Schluss. Allerdings kann Ihr Vermieter den Vertrag mit dem Kabelnetzbetreiber schon vorher kündigen. Das sollte er Ihnen rechtzeitig mitteilen, damit Sie ausreichend Zeit haben, sich selbst um einen neuen Anschluss zu kümmern.

Kann der Vermieter auch nach dem 30.6. einen Kabel-TV-Anschluss bereitstellen?

Klar, wenn er einen Vertrag mit dem Kabelnetzbetreiber geschlossen hat, ist das möglich. Er darf die Kosten nur nicht mehr über die Nebenkosten zum Mietvertrag abrechnen, sondern muss Ihnen eine separate Rechnung stellen.

Welche Folgen das für mich als Mieter?

Wenn das Nebenkostenprivileg endet und Ihr TV-Anschluss bisher über den Vermieter abgerechnet wurde, müssen Sie sich als Mieter nach Alternativen umsehen, sofern der Vermieter in diesem Zuge den Sammelvertrag mit dem Kabelnetzbetreiber kündigt. Sie können beispielsweise einen individuellen Vertrag mit Ihrem bisherigen Kabel-TV-Anbieter abschließen oder auf andere Empfangswege wie Satellit (DVB-S2), Antenne (DVB-T2) oder Internet (IPTV) umsteigen.

Der Fall des nebenkostenprovilegs und die rechtlichen Hintergründe besprechen wir auch im c't-Verbraucherschutz-Podcast Vorsicht, Kunde!

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Podcast (Podigee GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Podigee GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Kann mich mein Vermieter zwingen, den Kabelanschluss weiterzubezahlen?

Theoretisch sind Mieter ab dem 1.7. nicht mehr verpflichtet, die Kosten für den TV-Anschluss zu übernehmen. Allerdings kommt es auf den jeweiligen Mietvertrag an und lässt sich deshalb leider nicht pauschal beantworten. Derzeit laufen in Deutschland einige Gerichtsverfahren dazu. Deren Ausgang müssen wir abwarten, bevor wir eine befriedigende Antwort liefern können.

Achtung: Auch nach dem Wegfall des Nebenkostenprivilegs gelten die übrigen Gesetze rund um Rundfunk- und TV-Empfang weiter. Wer also künftig vom Kabel-TV-Empfang auf andere Empfangsarten wechselt, kann sich zwar die Anschlusskosten sparen, muss aber weiterhin die Rundfunkabgabe alias GEZ-Gebühr zahlen.

Ändert sich für mich etwas, wenn ich bereits einen Vertrag mit meinem Kabelnetzbetreiber habe?

Das kommt auf den Vertrag an. Schon heute haben etliche Mieter Einzelverträge mit Vodafone & Co. über einen Kabelzugang geschlossen. An diesen Verträgen ändert sich erstmal nichts.

Anders sieht es aus, wenn Sie als Mieter über den bisher vom Vermieter organisierten TV-Zugang hinaus einen Zusatzvertrag mit dem Kabelbetreiber abgeschlossen haben, etwa um Privatsender in HD-Auflösung zu empfangen. Dieser Zusatzvertrag endet üblicherweise mit dem Sammelvertrag des Vermieters, denn letzterer ist Grundlage für den Zusatzvertrag. Sofern Sie bei Ihrem bisherigen Kabelanbieter bleiben möchten, müssen Sie einen Einzelvertrag und den Zusatzvertrag neu abschließen.

Einzelverträge sind meist teurer als ein Sammelvertrag. Einige Wohnungsgenossenschaften haben deshalb mit den Netzbetreibern ausgehandelt, dass ihre Mieter die TV-Anschlüsse weiterhin zu den alten Konditionen behalten können. Fragen Sie Ihren Vermieter, ob das bei Ihnen der Fall ist oder noch kommen könnte.

Ich beziehe Internet und TV von Vodafone über Koaxkabel. Kann ich damit auf IPTV wechseln?

Ja, das geht. Wer aktuell über Kabel getrennt Internet und Fernsehen bekommt, könnte zum Juli seinen Kabel-TV-Vertrag kündigen und die vorhandene Internetverbindung künftig (auch) für IPTV verwenden. Vodafone hat mit „Giga TV“ sogar einen eigenen IPTV-Streamingdienst, Sie können aber auch andere IPTV-Dienste nutzen (dazu weiter unten mehr).

Welche Alternativen gibt es zum Kabel-TV-Anschluss?

Es gibt mehrere Alternativen zum Kabel-TV-Anschluss: Man kann die digitalen Fernsehsignale über Antenne (DVB-T2), Satellit (DVB-S/-S2) und das Internet (IPTV) empfangen. Jede dieser Optionen hat ihre eigenen Vor- und Nachteile hinsichtlich Kosten, Verfügbarkeit und Qualität des Empfangs.

Was brauche ich für den Empfang von DVB-T2?

DVB-T2 (Digital Video Broadcasting) ist die zweite Generation des digitalen Antennenfernsehens mit rund 40 Sendern. Man benötigt dafür eine kleine Stabantenne und einen DVB-T2-fähigen Empfänger. Fernsehgeräte ab etwa 2017 haben bereits einen solchen Tuner eingebaut, für ältere TVs können Sie einen externen DVB-T2-Receiver nutzen; diese bekommt man bereits für 25 Euro.

DVB-T2 wird vor allem in Ballungsgebieten ausgestrahlt, auf dem Land hat man oft keinen Empfang. Ob Sie das Antennenfernsehen an Ihrem Standort empfangen können und welche Antenne Sie benötigen, erfahren Sie bei ARD digital im Empfangscheck.

Was kostet DVB-T2?

Der Empfang der öffentlich-rechtlichen Sender von ARD, ZDF und Arte ist kostenlos in HD-Auflösung möglich. Die Privatsender von ProSiebenSat.1 und der RTL-Gruppe können sie ebenfalls in HD per DVB-T2 empfangen. Dafür benötigen Sie zusätzlich ein CI+-Entschlüsselungsmodul von Freenet für einmalig 80 Euro und einen Freenet-TV-Vertrag, der mit knapp 8 Euro pro Monat zu Buche schlägt; im Freenet-Shop finden sich auch Angebote für Neueinsteiger (Angaben zu Auflösung und Preisen für Freenet TV korrigiert)

Und was ist mit Satelliten-Empfang?

Theoretisch spricht nichts gegen den Satellitenempfang per DVB-S/-S2. Er bietet mehr Programme als das Antennenfernsehen oder auch als Kabel-TV. Und Sie können auch Sender empfangen, die Sie auf anderen Wegen nicht bekommen, darunter Spartenkanäle oder fremdsprachige Sender. Sie brauchen dafür eine Satellitenschüssel und einen Receiver sowie eine Kabelverbindung zwischen den beiden.

Allerdings kann Ihnen Ihr Vermieter verbieten, eine Satellitenschüssel zu installieren, sofern Sie eine andere TV-Empfangsmöglichkeit im Haus haben. Der Anbau solcher Schüsseln stellt eine bauliche Veränderung dar, weshalb Vermieter und übrigens auch Wohnungseigentümergemeinschaften zustimmen müssen. Je nach Mietvertrag und Einzelfall können Vermieter es aber nicht komplett verhindern, wenn Sie etwa auf dem Balkon eine mobile Schüssel installieren.

Was unterscheidet IPTV vom klassischen TV-Empfang?

Hauptsächlich die Übertragungsart: Während beim klassischen TV-Empfang die Signale über Antenne, Kabel oder Satellit übermittelt werden, kommen sie bei IPTV über das Internet ins Haus, also als Stream statt in einer linearen Ausstrahlung. Damit können Sie problemlos während einer Live-Sendung pausieren, Sendungen nachträglich abrufen und die Mediatheken nutzen.

Und was sind die Vorteile von IPTV?

Mit dem Fernsehempfang über das Internet bekommen Sie eine große Programmauswahl. IPTV erfordert keine zusätzliche Hardware wie eine Antenne oder eine Satellitenschüssel und Sie müssen keine Kabel verlegen, sondern können die TV-Programme per WLAN empfangen. Da jeder Zuschauer beziehungsweise jedes Gerät einen eigenen TV-Datenstrom erhält, sind Timeshift und Aufzeichnung möglich, ohne dass man eine externe Festplatte ans Smart-TV oder den Receiver schließen muss.

Was brauche ich also, um IPTV zu empfangen? Klappt das auf meinem Smart-TV?

Sie benötigen dafür eine stabile Internetverbindung mit vorzugsweise mindestens 16 Mbit/s Bandbreite und ein Abo bei einem IPTV-Streamingdienst. Aktuelle Smart-TVs halten Apps für alle populären Streamingdienste bereit. Ältere Fernseher können Sie mit einem IPTV-fähigen Receiver oder einer Streaming-Box fit machen für IPTV. Die werden per HDMI mit dem Fernseher verbunden und können teilweise auch Sendungen aufnehmen.

Welche IPTV-Streamingdienste kann ich nutzen?

Zum einen gibt es TV-Apps wie die Mediatheken von ARD, ZDF und Arte, mit denen Sie auch die jeweils laufenden Sendungen schauen können. Außerdem gibt es kostenpflichtige Angebote wie die IPTV-Streamingdienste HD+, Magenta TV, Zattoo und Waipu.tv. Jeder Dienst hat seine eigenen Vor- und Nachteile hinsichtlich Kosten, Programmangebot und zusätzlichen Funktionen.

Worin unterscheiden sich die IPTV-Streamingdienste vor allem?

HD+ kommt in guter Bildqualität und bietet eine große Auswahl an HD-Sendern, der Dienst ist aber bislang nur auf wenigen Smart-TVs verfügbar und er ist vergleichsweise teuer. Magenta TV stellt neben den üblichen TV-Sendern diverse Video-Streamingdienste wie beispielsweise Netflix bereit. Mit Zattoo und Waipu.tv erhalten Sie sehr flexible Abonnements und viele Sender, einige allerdings in etwas geringerer Bildqualität. Bei c't lesen Sie mehr zu den Eigenheiten der vier IPTV-Dienste.

Hat IPTV-Streaming auch Nachteile gegenüber dem DVB-Empfang?

Ja, wenn es beim Live-Streaming auf die Sekunde ankommt: IPTV erscheint fast immer verzögert auf dem Schirm, die Latenz gegenüber DVB kann durchaus bei einigen Sekunden liegen. Das ist bei Live-Events wie der anstehenden Fußball-EM natürlich kaum auszuhalten, etwa wenn der Nachbar immer deutlich früher jubelt als man selbst.

Für solche Anlässe empfehlen wir, sofern möglich (s.o.) auf den Empfang per DVB-T2 umzusteigen. ZDF und ARD übertragen darüber mit sehr geringen Latenzen kostenlos in HD.

Gibt es kostenlose TV-Streams?

Ja, die gibt es. Die Mediatheken von ARD, ZDF und Arte bieten beispielsweise Livestreaming-Funktionen. Sie finden sie als App auf allen aktuellen Smart-TVs und HDMI-Streaming-Sticks. Mit dem Streamingdienst Joyn von ProSieben und Sat.1 haben Sie Zugriff auf sämtliche Mediatheken der Privatsendergruppe. Wenn Sie sich bei Joyn registrieren, können Sie das Grundangebot werbefinanziert und in SD-Auflösung sehen.

Was sind werbefinanzierte Dienste und was bieten sie?

Dienste wie Freevee, Rakuten TV, Pluto TV, LG Channels und Samsung TV Plus bieten eine riesige Auswahl an Filmen, Serien und anderen Inhalten. Die Finanzierung erfolgt ähnlich wie bei YouTube ausschließlich durch Werbung, die vor oder während der Sendungen eingeblendet wird. Die Qualität und Auswahl der Inhalte variiert, es gibt eine Menge Trash, aber auch Perlen wie South Park, Raumschiff Enterprise oder alte Sitcoms

(uk)