Also-Actebis Konzern ist die Nummer drei in Europa

Eins und eins macht 6,8 Milliarden Euro. So fällt für 2010 die Rechnung der beiden Distributoren Also und Actebis aus. Der neue Konzern stellte erstmals einen gemeinsamen Jahresbericht vor.

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Von
  • Matthias Parbel
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CEO Klaus Hellmich: Im Fokus 2010 stand die Weiterentwicklung in der Value Add Distribution und der Konvergenz von IT- und TK

(Bild: Actebis)

Bislang hat sich die Actebis-Gruppe bei der Offenlegung von Umsätzen auf regionaler Ebene immer zurück gehalten. Nur das europaweite Umsatzvolumen von gut 3,7 Milliarden Euro wurde offiziell genannt. Bei Nachfragen zu Details gingen die Westfalen – sonst durchaus nicht öffentlichkeitsscheu – ziemlich schnell in Deckung. Fast so wie ihre Mitbewerber, deren Konzernmütter in den USA sitzen. Doch das hat jetzt ein Ende. Der neue Konzern Also-Actebis geht – wie schon bisher die Also AG – an die Schweizer Börse. Und damit unterliegt der neue Konzern der Veröffentlichungspflicht. Da kommen die Zahlen offen auf den Tisch.

Demnach geht das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Actebis in Deutschland und Österreich, also Actebis Peacock, und Tech Data Deutschland und Österreich weiter. Mit 2,2 Milliarden Euro (plus zwei Prozent zum Vorjahr) bewegt sich Actebis fast schon auf nicht bestätigtem Tech Data-Niveau. Ähnlich hoch bilanziert auch Also seinen Umsatz für die Region Deutschland und Schweiz. Mit 2,15 Milliarden Euro sackte zwar der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um etwa 4 Prozent ab, konnte aber in Lokalwährung um zwei Prozent zulegen. Trotzdem: Niedrigere Bruttomarge, schwächerer Euro und anteilige Kosten für SAP-Projekte und Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Zusammenschluss mit Actebis, sorgten für einen rückläufigen Betriebsgewinn von knapp 40 Millionen Euro (54,2 Millionen Schweizer Franken) auf etwa 35 Millionen Euro (48 Millionen Schweizer Franken).

Verwaltungsratspräsident Thomas C. Weissmann: Der neue Also-Actebis Konzern ist für die kommenden Herausforderungen gut gerüstet

(Bild: Also)

Künftig aber wird alles in einen Topf geworfen. Wie dies aussieht, demonstrierten die neuen, alten Konzernmanager am Montag dieser Woche in Zürich. Da ließ der neue Distributionskonzern schon mal die Muskeln spielen, als der addierte Umsatz beider Unternehmen in Europa zur Sprache kam: Etwa 6,8 Milliarden Euro schwer sind europaweit Also und Actebis. Davon 3,1 Milliarden aus den Umsätzen der Also AG und 3,7 Milliarden aus den Geschäften der Actebis-Gruppe. Das ergibt eine sichere Platzierung auf dem dritten Rang unter den stärksten Grossisten zwischen Finnland und Gibraltar – und damit knapp hinter Ingram Micro. Hingegen punktet Ingram in der gesamten EMEA-Region, die den Nahen Osten und Afrika einbezieht. Da setzte das Unternehmen nach den neuesten Zahlen umgerechnet etwa 7,9 Milliarden Euro um. Einzig Tech Data kann sich als die Nummer eins auf europäischer Ebene mit mehr als neun Milliarden Euro die Verfolger komfortabel vom Leibe halten.

Das deutsch-schweizerische Bündnis mit exakt 6,752 Milliarden Euro versteht sich als "größter rein europäischer Distributor". Als addierten Konzerngewinn werden 41 Millionen Euro ausgewiesen. Der Personalbestand mit 3407 Beschäftigten teilt sich auf in 1928 Mitarbeiter bei Actebis und 1479 Mitarbeiter bei Also. Der dabei erwirtschaftete Pro-Kopf-Umsatz erreicht 2064 Euro bei Also und 1884 Euro bei Actebis.

Beim Also-Konzern blickt Verwaltungsratspräsident Thomas C. Weissmann, der auch beim neu gegründeten Also-Actebis-Konzern in dieser Position tätig ist, zufrieden auf das zurückliegende Geschäftsjahr. Sicherlich haben dazu der Konzerngewinn von umgerechnet deutlich mehr als 19 Millionen Euro sowie eine verbesserte Marge und geringere Betriebskosten beigetragen. Dennoch setzte Also im vergangenen Jahr nicht nur im Marktsegment Deutschland und Schweiz geringfügig weniger um als im Vorjahr, sondern auch in der Region Nord-/Osteuropa. Allerdings steht dem Umsatzminus von etwa 6 Prozent auf knapp 925 Millionen Euro, ein Plus von drei Prozent, berechnet in Lokalwährung, gegenüber.

Die Geschäftstätigkeit der Actebis-Gruppe bezeichnet der bisherige Actebis-CEO und neuer Konzern-CEO Klaus Hellmich ebenfalls als insgesamt positiv. So habe Actebis in der Value Added Distribution und im Retail Fulfillment-Geschäft deutlich zulegen können. Außerdem sei die Präsenz in Nordeuropa verstärkt worden. Mit 834 Millionen Euro stieg in dieser Region der Umsatz um etwa 14 Prozent, der EBITDA gar um 50 Prozent auf 16,5 Millionen Euro. In Deutschland und Österreich hingegen verlor er leicht um 800.000 Euro auf 31,2 Millionen. Während er in Frankreich und den Niederlanden um zwei Prozent von 9,9 auf 10,1 Millionen Euro stieg. Der Umsatz in diesen Absatzmärkten betrug 665 Millionen Euro, nach 632 Millionen im Vorjahr. Ebenfalls wesentlichen Einfluss auf das Betriebsergebnis nahm die Restrukturierung des TK-Distributors NT plus, wobei die dafür anfallenden Kosten mit 3,1 Millionen Euro beziffert wurden.

Verwaltungsratspräsident Weissmann betonte in einem kurzen Ausblick auf das laufende und damit erste gemeinsame Geschäftsjahr, dass der "neue Konzern für die kommenden Herausforderungen gut gerüstet ist". Dabei rechne er mit einem, je nach Land leichten Marktwachstum von bis zu fünf Prozent. Als Wachstumstreiber sieht Weissmann vor allem Mobility mit Tablets und Smartphones, Unified Communications/Collaborations (UCC), Cloud Computing sowie Storage und Security.

Vordringlich in diesem Jahr seien drei Themen: Die Integration der zwei Unternehmen in einen Gesamtkonzern mit besonderem Augenmerk auf Deutschland. Weiter müssten Ertragskraft und Bilanzstärke gesichert werden. Und als drittes Fokusthema verwies Weissmann darauf, die Wachstumschancen durch Portfolio-Erweiterung, Kundenbasis und Wachstumsfelder nutzen zu wollen. (map)
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