Cancom robbt sich im Systemhaus-Ranking immer weiter nach oben

Erst Sysdat, jetzt Bürotex: Heimlich, still und leise baut Cancom-Firmenchef Klaus Weinmann mit intelligenten Übernahmen sein Imperium aus und rückt den Marktführern im Systemhausbereich immer dichter auf den Pelz.

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Von
  • Damian Sicking
Cancom-Chef Klaus Weinmann

Cancom-Chef Klaus Weinmann

(Bild: Cancom)

Lieber Cancom-Chef Klaus Weinmann,

zwischen Weihnachten und Neujahr war es nachrichtentechnisch gesehen sehr ruhig, so dass man ausführlich über die Bedeutung der Übernahme des Systemhauses Bürotex bzw. der BT IT-Gruppe durch Cancom nachdenken konnte. Zwei Tage vor Heiligabend hatten Sie die überraschende Transaktion bekannt gegeben. Kein schlechter Fang, wenn Sie mich fragen. Bürotex genießt sowohl bei seinen Kunden als auch bei den Herstellerpartnern einen ausgezeichneten Ruf, das Unternehmen ist gut geführt und strategisch gut aufgestellt. Mit der Übernahme des ehemaligen Konkurrenten SCC hatte Bürotex im Sommer vergangenen Jahres seinen Dienstleistungsanteil ausgebaut und die Kundenbasis verbreitert. Obwohl Bürotex im vergangenen Jahr wie viele andere Systemhäuser auch die Wirtschaftskrise zu spüren bekam, stehen die Weichen heute wieder auf Wachstum. Geschäftsführer Thomas Piepenbreiter hatte mir Anfang Dezember gesagt, dass er ein Umsatzwachstum im zweistelligen Prozentbereich durchaus für möglich halte. Mit vier Millionen Euro haben Sie für das Unternehmen aus Nürtingen sicher nicht zu viel bezahlt.

Lieber Herr Weinmann, ich finde das sehr interessant und überlegt, was Sie da in Jettingen-Scheppach zwischen Ausgburg und Ulm machen. Erst haben Sie im Jahr 2008 das Kölner Traditionssystemhaus und IBM-Partner Sysdat übernommen, dazu den Etailer HoH Home of Hardware. Dann hörte man lange nichts, und dann, kurz vor Weihnachten, die Bürotex-Übernahme. Mit dieser Strategie haben Sie sich heimlich, still und leise ganz oben unter die Top-4 Systemhäuser in Deutschland herangerobbt. Nach der Selbstauflösung von TDMi und der strategischen Neuausrichtung von PC-Ware steht Cancom hinter T-Systems, Computacenter und Bechtle auf Rang 4 der größten Systemhäuser in Deutschland. Sie müssen sich großartig fühlen. Was Ihre Laune noch steigern dürfte: Innerhalb eines Jahres hat sich der Kurs der Cancom-Aktie auf über vier Euro mehr als verdoppelt (4.1.: 4,10 Euro). Die Analysten raten zum Kauf des Cancom-Wertpapiers.

So interessant die Cancom-Wachstumsstrategie ist, so interessant ebenfalls die eines anderen Unternehmens und Cancom-Konkurrenten, das in der Vergangenenheit durch seine große Akquisitionsfreudigkeit aufgefallen ist. Die Rede ist natürlich von Bechtle. Wenn ich richtig gezählt habe, hat Bechtle im Jahr 2009 nicht eine einzige Firma übernommen. Wann hat es das zuletzt gegeben?! Man sucht natürlich nach Erklärungen. Sicher kein Grund ist, dass Bechtle in Deutschland und Europa bereits optimal aufgestellt ist, so dass Akquisitionen keinen Mehrwert bringen würden. Aber wir erinnern uns: Zu Beginn des vergangenen Jahres gab es am Bechtle-Platz 1 in Neckarsulm einen Führungswechsel. Firmengründer Ralf Klenk übergab den CEO-Job an seinen bisherigen Chief Financial Officer Dr. Thomas Olemotz. Und der legte im vergangenen Jahr offenkundig andere Prioritäten. Statt Expansion und Geld ausgeben lieber Konsolidierung und sparen. Oder setzt Olemotz etwa darauf, dass die Preise für Systemhäuser in diesem Jahr noch mal fallen werden und er zu günstigeren Konditionen einkaufen kann? Schaun wir mal.

Lieber Herr Weinmann, im April vergangenen Jahres sagten Sie mir bei einem Besuch in der Cancom-Firmenzentrale, dass es derzeit in dem schwierigen konjunkturellen Umfeld darauf ankomme, durchzuhalten, auf die Kosten zu achten und sich durch die eine oder andere Übernahme zu verstärken, um anschließend, wenn es wieder los geht, gut aufgestellt zu sein. Bürotex war dann ja wohl die eine Übernahme, jetzt bin ich schon gespannt auf die andere.

Beste Grüße!

Damian Sicking

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