Digitale Spur als Karrierebremse

Die persönliche Darstellung im Web ist längst keine Privatsache mehr: Allzu freche oder freizügige Social-Media-Profile können Bewerbern bei der Jobsuche zum Verhängnis werden.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Experten warnen ja schon lange davor, seine Persönlichkeit im Web ungefiltert darzustellen. Denn Social Media-Profile sind längst keine Privatsache mehr, sondern ein Teil des eigenen Image. Wer vergisst, dass bei öffentlichen Profilen nicht nur "die Community", sondern möglicherweise auch der künftige Chef einen Blick riskiert, vergibt unter Umständen die Chance auf einen guten Job. Denn selbst die konservativsten Unternehmen haben inzwischen mitbekommen, dass die Selbstdarstellung bei Facebook oder Twitter oft mehr über den Kandidaten verrät, als Lebenslauf und Bewerbungsanschreiben.

Was die Personalverantwortlichen hier finden, gefällt ihnen oft ganz und gar nicht. Wie die jährliche Technologie-Umfrage von Schwartz Public Relations zusammen mit dem weltweiten PR Netzwerk Eurocom Worldwide zeigt, hat bereits jedes fünfte Unternehmen schon mal einem Bewerber aufgrund seines Social-Media-Profils abgesagt. 40 Prozent der Befragten bestätigten, dass sie die Social Media-Profile der Bewerber grundsätzlich überprüfen. An der Studie haben im Januar und Februar 2012 rund 300 Führungskräfte von europäischen Technologieunternehmen teilgenommen.

Die Unsicherheit, die in den vergangenen Jahren in vielen Firmen gegenüber dem Thema Social Media geherrscht hat, scheint wie weggeblasen. Immer mehr Unternehmen werden in sozialen Netzwerken selbst aktiv. 49 Prozent der befragten Führungskräfte gaben an, in diesem Jahr die Ausgaben für diesen Bereich weiter steigern zu wollen. Relativ hilflos scheinen die Verantwortlichen allerdings noch bei der Erfolgsmessung zu sein: 57 Prozent sagen, dass sie keine Instrumente einsetzen, mit denen sie präzise messen können, ob sich die Ausgaben wirklich für sie lohnen. Nur 23 Prozent versuchen sich wenigstens an entsprechenden Auswertungen. Die Bedeutung des Themas wird also erkannt, aber bei der handwerklichen Umsetzung sind viele Firmen noch in der Testphase.

Wenn es um die Darstellung der eigenen Firm geht, hat LinkedIn inzwischen Facebook überholt (74 bzw. 64 Prozent der Nutzer). Auch Twitter wird mit 67 Prozent der Befragten häufiger genutzt. YouTube nutzen 56 Prozent der Umfrageteilnehmer für die Selbstdarstellung. Nur 12 Prozent der Unternehmen verlassen sich beim Inhalt auf die Unterstützung von professionellen Agenturen, 78 Prozent erstellen die Inhalte lieber selbst.

57 Prozent der Firmen führen einen Unternehmens-Blog, um ihr Unternehmensprofil zu schärfen bzw. zur Meinungsführerschaft beizutragen. 55 Prozent wollen damit die Interaktion mit den Kunden verbessern, bei 37 Prozent ist eine verbesserte SEO das Ziel. 36 Prozent hoffen, sich mit einem Unternehmensblog aktiv an Debatten in der Branche beteiligen zu können. 42 Prozent verzichten aus Zeitgründen auf einen Blog. Jeder fünfte sieht keinen Mehrwert darin und 14 Prozent fürchten negative Kommentare. (masi)