Festplatten: HEKs wieder unter Vorflutniveau

Die Flut in Thailand hat vor einem Jahr die HDD-Preise nach oben getrieben. Die Kunden nahmen dies jedoch nicht klaglos hin und prüfen Anschaffungen genau. Mittlerweile kauft der Handel aber günstiger ein als vor der Krise.

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Von
  • Georg Schnurer

Vor rund einem Jahr veränderte das Hochwasser in Thailand die Festplattenlandschaft nachhaltig. Quasi über Nacht ging der Markt auf Allokation und die Preise schnellten in ungeahnte Höhen. Mitte diesen Jahres waren die Altlasten abgebaut und die Krise wurde für beendet erklärt. Aktuell lässt sich sagen, dass die HEKs bei 2,5- und 3,5-Zoll-Platten längst wieder auf dem Niveau von vor der Flut angekommen sind. Genauer gesagt sind die Kurse aus der KW 43/2011 im Vergleich zu heute sogar relativ teuer. Mussten Reseller damals 55 Euro für ein Desktop-Drive mit 500 GByte ausgeben, kaufen sie diese aktuell für unter 39 Euro. Ein TByte kosteten damals zirka 70 Euro, heute nur noch rund 51 Euro. 3-TByte-Disks sind im Jahresvergleich von 177 auf derzeit 116 Euro gesunken. Lediglich 4-TByte-Platten wurden "nur" um knapp zwölf Prozent preiswerter. Dieser Typ ist allerdings heute so knapp wie damals.

Kunden kaufen nicht mehr zu jedem Preis

"Der HDD-Markt musste seit der Flut in Thailand Einbußen in puncto Absatzahlen hinnehmen, da die Endkunden nicht gewillt waren, die dadurch resultierenden hohen Preise zu zahlen", erklärt Markus Harbach, Leiter Einkauf bei Wave. "Zudem hat die Gema-Problematik bei externen Festplatten zu einem Preisanstieg geführt. Demzufolge ist der Absatz an diesen Produkten ebenfalls zurückgegangen. Die Notwendigkeit des Aufrüstens seitens der Endkunden, wurde entsprechend überdacht und die Anschaffung einer neuen Festplatte bzw. Erhöhung der die Speicherkapazität wurde kritisch hinterfragt und auf das Nötigste beschränkt. Die Kauffreudigkeit hat entsprechend gelitten und spiegelt sich in den geringeren Verkaufszahlen wider."

HDD-Markt konsolidiert sich im Schatten der Katastrophe

"Die Preise bewegen sich auf einem etwa um 20 Prozent höherem Niveau als vor der Flut", ergänzt Thomas Zacher, Absatzmanager bei Devil. "Unabhängig von der Flut hat sich der Markt auch insofern verändert, als dass es nur noch drei große Player gibt, die den Markt insgesamt übersichtlicher und stabiler gestalten. Rein aus der Weltmarkt-Perspektive betrachtet, bot die Flut für den zuletzt unrentablen Festplattenmarkt eine Gelegenheit, die längst überfällige Konsolidierung zu vollziehen. Ebenfalls unabhängig von der Flut wächst der allgemeine Speicherbedarf kontinuierlich an, so dass die verbliebenen Hersteller bei steigender Nachfrage vorerst von einem 'Anbietermarkt' ausgehen können."

Starke Nachfrage nach NAS-Festplatten

Im heise Preisradar liegt der durchschnittliche Verkaufspreis für Festplatten und SSDs in der KW 43 bei 108,51 Euro (brutto). Vor einem Jahr kauften Anwender im Schnitt für knapp 90 Euro. Zu den gefragtesten Modellen gehörte damals unter anderem die WDs 2-TByte-Drive Caviar Green WD30EARX zu einem VK von rund 64 Euro. Auch heuer befindet sich das Laufwerk noch unter den Top 10, kostet aber etwas über 86 Euro. Die meistgesuchte Disk ist in derzeit WDs 3-TByte-Red (161,94 Euro) sowie die Caviar Green WD30EZRX (123,86 Euro brutto).

"Die Verfügbarkeit ist aktuell gut und die Nachfrage steigt mit Beginn des vierten Quartals wieder an", sagt Wave-Manager Harbach. "Derzeit verkaufen sich HDDs der Red-Serie des Herstellers Western Digital in den Kapazitäten zwei und drei TByte sehr gut. Diese zertifizierte NAS-Platten für zu Hause und kleine Büros erfreuen sich einer großen Nachfrage, allerdings nach relative langer Allokation."

Western Digital gibt gerne zu, vom Erfolg der Red-Serie überrascht worden zu sein. "Wir liefern aktuell noch den bestehenden Backlog aus", erklärt Sven Rathjen, Senior Sales Director Central & Eastern Region bei Western Digital. "Wir sind aber in der Lage, unsere Produktion kurzfristig auf veränderte Nachfragesituationen anzupassen und werden hier noch flexibler agieren. Kernthemen für das Weihnachtsgeschäft sind sicherlich Connected Home sowie NAS-Geräte und damit insbesondere auch unsere dedizierte NAS-Festplatte WD Red".

Weihnachten: Gefragt sind externe Festplatten & Home-Server

"Wir erwarten im Mainstream-Bereich mit Kapazitäten von 500 GByte sowie ein und zwei TByte insgesamt eine weiter steigende Nachfrage zum Weihnachtsgeschäft hin", konstatiert Devil-Manager Zacher. "Zudem gehen wir von steigenden Stückzahlen bei externen Festplatten aus, denn diese werden gerne als Geschenk genutzt. Zum Jahresende rechnen wir mit leicht steigenden Preisen, da die Hersteller ihre sicherlich umfangreichen Investitionen und Flutkosten in Umsätze und Erträge münzen müssen und wollen. Engpässe erwarten wir zum Jahresende eher nicht."

Mehr Infos

Bei der Preisbeobachtung unterstützten uns:

Also-Actebis AG
B.com Computer AG
CTT AG
Devil AG
Ingram Micro GmbH

"Aus unserer Sicht hat sich der Bereich für externe Festplatten schneller erholt als der Integrationsmarkt", ergänzt Bernd Breinbauer, Director Central Europe bei Seagate Technology. "Die nächste logische Konsequenz wäre, dass man die Inhalte der vielen externen Festplatten die in einem Haushalt verteilt sind, auf einen Home-Server zu konsolidiert. Demnach wäre ein ideales Weihnachtsgeschenk ein Home-NAS-Server. Der 'Run' auf Tablets-PCs und Smartphones wird anhalten, was aber für zur Folge hat dass die, die noch kreativ arbeiten müssen (also mit Keyboard), um die Investition eines Notebooks, Netbooks oder eines PC nicht herumkommen. Fakt ist, der Kapazitätsbedarf (Exabyte) wächst jährlich um zirka 50 Prozent. Die Verbreitung mobiler Devices und in diesem Zusammenhang die Flut der Apps wirken sich sehr positive für das Geschäft im Enterprise-Bereich aus." (gs)
(gs)