Frauen sind Teamplayer, Männer lieber Einzelkämpfer

So manches Vorurteil ist gar keines: Männer profilieren sich im Beruf als Einzelkämpfer, während Frauen Kooperationen bevorzugen. Damit sind die Damen auch deutlich erfolgreicher.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Männer mögen vielleicht besser beim "Netzwerken" sein, echte Teamplayer sind sie trotzdem nicht. Das zeigen jedenfalls die Ergebnisse eines Verhaltensexperiments, das das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) veröffentlicht hat. Demnach setzen Frauen im beruflichen Umfeld überdurchschnittlich oft auf Kooperation, während Männer sich lieber als "Einzelkämpfer" positionieren und beweisen. "Teamgeist" kommt bei den männlichen Karrieristen nur auf, wenn sie glauben, aus der kollegialen Zusammenarbeit einen konkreten materiellen Vorteil für sich erzielen zu können.

Bei dem Versuch an der Universität Lyon sollten 174 männliche und weibliche Probanden gegen Bezahlung verschiedene Aufgaben lösen. Sie konnten sich dabei aussuchen, ob sie nach Einzel- oder Teamleistung bezahlt werden sollten. Die leistungsfähigen Männer entschieden sich hauptsächlich für die Einzelwertung, während Frauen meist die Teamvariante wählten – und zwar auch dann, wenn sie selbst im Vergleich zur überdurchschnittliche Leistungen erbrachten.

Die Forscher haben auch eine Erklärung für dieses Verhalten: So würden Frauen den anderen Teammitgliedern grundsätzlich mehr zutrauen, als Männer. Auch seien Männer deutlich empfänglicher für materielle Anreize. Sobald sie den Eindruck hatten, im Team mehr verdienen zu können, entschieden sie sich sofort für diese Variante. Frauen zeigten sich in ihren Entscheidungen deutlich unabhängiger vom Geld. Ihnen war es meist wichtiger, den gemeinsam erwirtschafteten Gewinn auch gerecht zu verteilen.

Sind Frauen also die besseren Teamplayer? Scheint so. Aber auch an der Spitze eines Unternehmens glänzen sie mit herausragenden Leistungen – falls sie denn je dorthingelangen. So kam eine Untersuchung des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Ernst & Young unter 300 börsennotierten Unternehmen zu dem Ergebnis, dass Frauen an der Unternehmensspitze ein echter Erfolgsgarant sind. Demnach haben sich die Firmen, bei denen eine Frau in der Führungsetage anzutreffen war, bei Umsatz, Gewinn und Börsenwert deutlich besser entwickelt als der Durchschnitt.

Ein Zufall ist das offenbar nicht: Wie die Analyse weiter zeigte, verbesserten sich die Ergebnisse schlagartig, sobald eine Dame in das Management einzog. Umgekehrt funktioniert es auch: Firmen, in denen nur Männer im Führungszirkel sitzen, schneiden bei den genannten Kennzahlen deutlich schlechter ab, als die von Frauen geführten Unternehmen.

Viel gebracht hat die Erkenntnis allerdings noch nicht. Die männlichen Managementzirkel verzichten lieber auf zusätzliche Gewinne und bessere Ergebnisse, denn auf durchgehend männliche Strukturen: Von insgesamt 943 Vorstandsposten in den untersuchten Unternehmen, waren Ende 2011 nur 28 von Frauen besetzt, das sind gerade einmal drei Prozent. Immerhin: In den Aufsichtsräten der Firmen beträgt der Anteil schon 11,9 Prozent, wie das aktuelle Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt (masi)