Mittelstand lehnt Beteiligungskapital ab

Die Angst vor Kontrollverlust wiegt schwer: Die Mehrheit der mittelständischen Unternehmen will keinen Finanzinvestor in das eigene Unternehmen lassen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Finanzinvestoren haben im deutschen Mittelstand keinen besonders guten Ruf. Obwohl die Mehrzahl der Unternehmer grundsätzlich viele Vorteile in der Beteiligung durch eine Private-Equity-Gesellschaft sieht, sind auch die Vorbehalte gegenüber diesen Geldgebern nach wie vor sehr groß.

Wie aus der Studie "Transaktionen im Mittelstand - Bestandsaufnahme und Ausblick" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor geht, lehnen 81 Prozent der Befragten Unternehmen den Einstieg eines solchen Investors in ihr Unternehmen grundsätzlich ab. Nur knapp jeder fünfte Mittelständler (18 Prozent) könnte sich eine Private-Equity-Beteiligung unter Umständen vorstellen. In der Praxis sind aber nur bei einem Prozent der Firmen tatsächlich Finanzinvestoren aktiv.

Die befragten Geschäftsführer, Eigentümer und Finanzvorstände bzw. Prokuristen stecken in einem Dilemma: Einerseits würden viele von ihnen das Geld eines solchen Investors durchaus gerne haben, andererseits wiegt die Angst vor Kontrollverlust oder gar einem "Ausverkauf" des Unternehmens schwer.

So glauben zwei Drittel der mehr als 530 Befragten, dass sie dann ihre Entscheidungshoheit (teilweise) abtreten müssen. Knapp jeder zweite Mittelständler (45 Prozent) misstraut den Motiven der Investoren bzw. hält die Strukturen und Motive von Beteiligungsgesellschaften für zu wenig transparent. Gut jeder dritte (35 Prozent) sieht in den unterschiedlichen Unternehmenskulturen von Private-Equity-Fonds und eigenem Betrieb ein großes Konfliktpotenzial. 30 Prozent sprechen Finanzinvestoren die notwendige soziale Kompetenz für den Umgang mit Unternehmen und Mitarbeitern ab. Die Herren haben zwar Verstand, aber kein Herz, so die Meinung der Mehrheit.

Könnten die Finanzinvestoren diese Vorurteile entkräften, wären die Mittelständler durchaus an einer Zusammenarbeit interessiert: 75 Prozent sehen positive Effekte für die Kapitalstruktur und -versorgung ihres Unternehmens, jeder dritte Befragte auch einen Zugewinn an externer Expertise und eine Professionalisierung der Unternehmensführung. Sich selbst als Investor zu betätigen, kommt für die mittelständischen Unternehmer eher nicht in Frage: Nur neun Prozent denken über konkrete Übernahme- bzw. Beteiligungspläne nach. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)