Nachfrage nach Krediten ist gesunken

Die wirtschaftliche Lage macht vor allem kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland Sorgen. Die Geschäftserwartungen des Mittelstands sind ins Minus gerutscht.

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Von
  • Marzena Sicking

Die nachlassende konjunkturelle Dynamik zeigt erste Auswirkungen: Wie der aktuelle KfW-Kreditmarktausblick zeigt, ist das Kreditneugeschäft mit Unternehmen und Selbständigen zwischen Januar und März 2012 bereits um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert gesunken. Die Zahlen für das zweite Quartal liegen noch nicht vor, doch die Experten gehen bestenfalls von einer Stagnation aus und erwarten ab dem dritten Quartal eine deutlichere Abkühlung. Zwar finden Unternehmen, die einen Kredit benötigen, nach wie vor sehr gute Finanzierungsbedingungen vor, doch abkühlende Konjunktur reduziert auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen.

Aber auch auf der Angebotsseite gibt es dämpfende Impulse: Laut dem Bank Lending Survey der Bundesbank hat etwas mehr als die Hälfte der Banken ihre Kreditrichtlinien aktuell erstmals seit zwei Jahren wieder leicht verschärft. Vor allem Kredite, die mit Geschäften in den Peripherieländern der Eurozone zu tun haben, sind jetzt wieder schwieriger zu erhalten.

Auch der KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt, dass sich die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland zunehmend Sorgen um die Konjunktur machen. Der Indikator fiel im Juni gegenüber dem Vormonat um 2,1 Zähler auf 10,7 Saldenpunkte - das ist bereits der vierte Rückgang in Folge. Ebenso haben sich die Geschäftserwartungen für das zweite Halbjahr 2012 weiter verschlechtert. Der dazugehörige Indikator war bereits im Mai stark eingebrochen und auch im Juni ging es weiter abwärts: Mit -2,0 Saldenpunkten ist er aktuell so schlecht, wie zuletzt im Dezember 2011. Die Unternehmer haben Angst vor der Zukunft, im Moment läuft es aber noch ganz prima: ihre Geschäftslage im Juni 2012 beurteilten die meisten der Befragten noch als überdurchschnittlich gut. Der Anteil der Unternehmer, die zufrieden sind, ist allerdings zurückgegangen.

Besonders pessimistisch zeigen sich übrigens die Großunternehmen: ihre Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate rutschten quasi schlagartig ins Minus (-9,4 Saldenpunkte). Heftigere Erwartungseinbrüche hatte es zuletzt nur während der Finanzkrise 2008 und im August 2011, als die Sorge um die Schuldenkrise zunahm, gegeben.

Eine Erklärung für das Stimmungstief haben die Experten auch: Die Sorge um das Auseinanderfallen der Euro-Zone ist in den exportintensiven Segmenten der deutschen Wirtschaft derzeit besonders heftig und trägt zu der Abwärtsbewegung des Mittelstandsbarometers bei. Man erwarte allerdings, dass zwischenzeitlich schon wieder eine gewisse Beruhigung eingetreten ist. (gs)
(masi)