c't 15/2020
S. 86
Test & Beratung
Musik-Software

Jeder Ton ein Treffer

Wie Melodyne 5 schiefen Gesang korrigiert

Das Software-Plug-in Melodyne 5 zieht falsch gesungene Töne grade. Das klappt präziser als zuvor, stößt bei besonders harten Nüssen aber nach wie vor an seine Grenzen.

Von Hartmut Gieselmann

Die Sängerin Florence Foster Jenkins wurde vor rund hundert Jahren durch ihre extrem schlechte Intonation berühmt und füllte sogar die Carnegie Hall. Heutzutage traut sich so etwas kein Künstler mehr, denn seit fast zwanzig Jahren erlaubt das Software-Plug-in Melodyne, alle schlecht getroffenen Töne einer Gesangsaufnahme im Nachhinein zu korrigieren. Das klappt bei mehrstimmigen Aufnahmen sogar mit einzelnen Tönen innerhalb eines Akkords.

Melodyne gehört in Studios zur Standardausrüstung. Die neue Version 5 erweitert die Manipulationsmöglichkeiten enorm, sodass Korrekturen noch weniger auffallen. So trennt Melodyne 5 atonale Zischlaute von Vokalen und passt nur letztere bei einer Tonhöhenänderung oder -verlängerung an. Schwankungen in einem Vibrato lassen sich verstärken oder abschwächen. Selbst wenn ein Sänger bei der Intonation am Ende einer Silbe zu sehr absackt, können Sie dies reparieren und den emotionalen Ausdruck ändern. Über weitere Regler lassen sich Lautstärkeschwankungen ausgleichen sowie einzelne Töne weich ein- und ausblenden, verlängern oder ganz löschen. Damit leistet Melodyne eine gute Vorarbeit für einen Kompressor oder Deesser, kann diese aber nicht ersetzen.

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