c't 21/2020
S. 76
Wissen
Wearables
Bild: Thomas Kuhlenbeck

Smarte Wäsche

App-gesteuerte Kleidung für Komfort und Gesundheit

Intelligente Kleidung leitet nicht nur aktiv den Schweiß vom ­Körper weg, sie kontrolliert auch Vitalfunktionen, sammelt Daten für einen digitalen Zwilling des Menschen und kann in Zukunft sogar Krankheiten erkennen und Wirkstoffe abgeben.

Von Arne Grävemeyer

Wäsche, die wir am Körper tragen, hält warm und ist bequem, vielleicht sogar modisch chic. In die Stoffe eingewebte funktionelle Fasern machen es möglich, intelligente Funktionen hineinzubringen, um Körperfunktionen zu überwachen. Membranen in der Kleidung transportieren Schweiß aktiv ab und können Stoffe sogar binnen weniger Minuten desinfizieren. Ein Blick in Schweizer Forschungslabore offenbart Kleidungsfasern, die flüchtige Stoffe im Atem analysieren und so Erkrankungen entdecken können. Wirkstoffe aus Depots im Stoff sollen sich in Zukunft gezielt freisetzen lassen. Digitale Simulationsmodelle von Patienten sind in der Lage, die optimale Medikation zu berechnen. Keine Überraschung, dass sich bereits einige Bekleidungsfirmen für die neuen Möglichkeiten interessieren.

In einem flexiblen Brustgurt vereinen Forscher an der Schweizer Empa (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) derzeit Techniken, mit denen sie Puls, Atmung und die Blutsauerstoffsättigung verschiedener Tester verlässlich und kontinuierlich aufnehmen können. Dazu sind weder aufgeklebte Elektroden noch störende Fingerclips nötig. Der Clou liegt in verschiedenen Funktionsfasern. Das sind erstens leit­fähige Garne, bestehend aus Polyester mit Silberummantelung. Eine zusätzliche ­Titanoxidbeschichtung dient dazu, Hautirritationen zu vermeiden, die durch den Kontakt mit dem Silber entstehen können. Diese Garne lassen sich so in den Stoff einweben oder aufsticken, dass sie elektrisch die Herzaktivität (EKG) aufnehmen und an einen Datenlogger weiterleiten. Etwas Schweiß oder Wasser und darin gelöste Salze der Haut genügen, um den Kontakt der leichten, atmungsaktiven Elektroden im Stoff zu gewährleisten. Ein eigens entwickelter Befeuchter am Gurt spendet zwei bis drei Milliliter Wasser, womit er in der Regel ungestörte Messungen über einen ganzen Tag gewährleistet.

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