c't 11/2021
S. 116
Wissen
Data Retention
Bild: Thomas Kuhlenbeck

Vergesslicher Speicher

Flash-Grundlagen, Teil 2: Lebensdauer der Daten

Lagert eine SSD stromlos im Schrank, verliert sie mit der Zeit ihre Daten. Paradoxerweise eignen sich SSDs trotzdem als ­Archivmedium – wenn man vorher weiß, wie lang die Data Retention Time voraussichtlich sein wird.­

Von Tim Niggemeier

Vor einigen Jahren haben wir in einem Langzeittest SSDs so lange mit Zufallsdaten gequält, bis sie kaputt waren. Am längsten hielt eine 256 GByte große Samsung-SSD, sie gab erst nach dem Beschreiben mit knapp 10 PByte Daten auf. Doch sonderlich sinnvoll war dieser Test nicht.

Die Lebensdauer einer Flash-Zelle definiert sich nämlich nicht durch die Anzahl der Programmier- und Löschzyklen, bis ein Fehler auftritt, durch den sie sich nicht mehr programmieren, löschen oder lesen lässt. Dieser Wert ist in der Pra­xis irrelevant. NAND-Flash-Hersteller spezifizieren stattdessen eine Anzahl an Zyklen, bei denen der Flash die Daten noch für einen bestimmten Zeitraum ohne Auffrischung halten kann – dieser Zeitraum nennt sich Data Retention Time. Es nützt nichts, wenn die Flash-Zellen nach 10.000 Zyklen oder diversen Petabytes noch funktionieren, die Daten aber nach zwei Wochen Urlaub nicht mehr lesbar sind. Ein Überschreiten der spezifizierten Zyklen um den Faktor 3 bis 30 ist durchaus erreichbar, bevor eine SSD während eines Schreib- oder Lesetests ausfällt.

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