c't Extra 2021
S. 94
Praxis
Alte Gehäuse wieder weiß

Neuer Glanz

Aus Gelb wird Weiß: Alte Kunststoffgehäuse restaurieren

Vergilbte Computer werden durch Putzen nicht mehr strahlend weiß, so sehr man auch schrubbt. Die gelbe Verfärbung ist nämlich kein Schmutz, sondern die Folge einer chemischen Reaktion, die man temporär beseitigen kann.

Von Jan Mahn

Glück gehabt: In einer Kleinanzeige haben Sie ein gut erhaltenes Exemplar Ihrer Lieblingshardware erstanden, mit der Sie früher viel Freude hatten. Der Preis war gut, das Gehäuse ist zwar eingestaubt und stark vergilbt, die Elektronik läuft aber noch. Motiviert machen Sie sich an die Reinigung: Mit Spülmittelwasser, Lappen, Bürsten, Schwämmen, Spiritus, Waschbenzin und allerlei aus dem Putzmittelschrank versuchen Sie, die alte weiße oder graue Optik wieder zum Vorschein zu bringen. Doch was Sie auch anstellen, das Gehäuse bleibt gelb. Langsam steigen Zweifel auf: Waren Geräte früher wirklich weiß? Hat sich vielleicht Ihre Farbwahrnehmung über die Jahre geändert und was Sie heute für Gelb halten, empfanden Sie früher als strahlendes Weiß?

Ihre Sinne täuschen Sie nicht: Helle Kunststoffgehäuse, genauer solche aus dem Kunststoff ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer), verfärben sich mit der Zeit, werden erst cremefarben oder beige, später gelblich-bräunlich. ABS begegnet Ihnen überall. Es ist der bevorzugte Kunststoff für Gehäuse von Elektrogeräten, recht schlagfest und durchaus langlebig – abgesehen von der unschönen Verfärbung, die seine Stabilität aber zunächst nicht mindert. Mit Zigarettenrauch hat die Verfärbung indes nichts zu tun, obwohl das meist die erste Assoziation ist. Die Verschmutzungen durchs Rauchen sind auch gelb, aber oberflächlich und weichen mit üblichem Putzmitteleinsatz.

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