c't 9/2021
S. 58
Titel
Bezahlen per Gadget
Bild: Rudolf A. Blaha

Gute Karten

Drahtloses Bezahlen mit Handys und Uhren

Mit dem Handy zu bezahlen ist schon fast ein alter Hut. Mittlerweile klappt das auch mit ­unzähligen Uhren und Fitnesstrackern und sogar beim Bäcker um die Ecke. Wir zeigen, wie man Zahlungsmethoden hinterlegt und wo die Unterschiede zwischen den Diensten von Apple, Google und weiteren Anbietern liegen.

Von Stefan Porteck und Jörg Wirtgen

Das macht dann 35 Euro, bitte.“ Piep. „Einen schönen Tag noch.“ So schnell geht mobiles Bezahlen mit dem Smartphone – in der Kassenschlange hat man es aus Langeweile meist eh schon in der Hand. Falls nicht, ist es schneller aus der Tasche gezogen, als das passende Kleingeld aus dem Portemonnaie zusammengesucht. Ganz Eilige halten einfach ihre Uhr oder ihr Sportarmband an das Kassenterminal. So geht das Bezahlen nicht nur schneller, es ist auch hygienischer: Das Mobilgerät muss sich dem Kassenterminal nur auf einen Zentimeter nähern, es aber nicht berühren. Und sogar das Eintippen der PIN auf dem betatschten Ziffernfeld des Terminals entfällt.

Mittlerweile kann man fast überall auch mit Smartphones- und -watches bezahlen, wo Kartenzahlungen angeboten werden. Sobald man an der Ladentür ein Mastercard-Logo oder am Kassenterminal ein Piktogramm sieht, das an das Wi-Fi-­Logo erinnert, stehen die Chancen sehr gut.

Als Apple und Google vor drei Jahren mit ihren Smartphone-Payment-Apps auf der Bühne erschienen, fremdelten die meisten Banken mit der Technik. Mittlerweile spielen fast alle mit Apple Pay und Google Pay zusammen. Darauf angewiesen ist man aber gar nicht mehr: Mittlerweile lässt sich auch PayPal einbinden oder man nutzt virtuelle Kreditkarten, die Fintechs wie VIMpay kostenlos bereit­stellen. Auch Samsung will inzwischen mit einem eigenen Bezahldienst ein Stück vom Mobile-Payment-Kuchen abschneiden.

Es muss längst nicht mehr das Smartphone zum Bezahlen herhalten, sondern es eignen sich auch Smartwatches, Fitnesstracker und sogar klassische Analoguhren. Die Geldbörse fürs Handgelenk ist besonders praktisch, wenn man Handy und Brieftasche nicht aus dem Rucksack klauben möchte oder vom Joggen frische Brötchen mitbringen will.

Gründe genug, auf die neuen Gadgets und die einzelnen Payment-Dienste einen kritischen Blick zu werfen. Neben Hard- und Software von Apple und Google haben wir dafür auch Geräte und die Apps von Fitbit, Garmin, Samsung und Swatch unter die Lupe genommen.

Kartenhaus

Um ohne Umschweife mit dem mobilen Bezahlen loszulegen, öffnet man auf dem Smartphone vorinstallierte Bezahl-App von Apple oder Google. Auf Android-­Smart­phones von Samsung läuft auch Samsung Pay. Die Bezahl-Apps fordern beim ersten Start auf, Kreditkartendaten zu hinterlegen. Nachdem man die Kartennummer nebst Gültigkeitsdatum abfotografiert oder manuell eingetippt hat, erfolgt die Bestätigung und Freischaltung durch die herausgebende Bank. Je nach Kreditinstitut geschieht das per SMS, TAN, 2FA oder über einen Telefonanruf.

Hinsichtlich der unterstützten Kreditinstitute gibt es zwischen Apple und Google kaum Unterschiede – wohl aber beim Hinterlegen alternativer Zahlungsquellen. So ist es bei Apple Pay seit Kurzem möglich, normale Girokarten diverser Sparkassen als Zahlungsquelle zu hinterlegen. So kommen auch die Kunden in den Genuss des mobilen Bezahlens, die bislang bei ihrer Bank keine Kreditkarte beantragt hatten oder das aus Kostengründen nicht möchten. Google unterstützt zwar Kreditkarten vieler Banken, eine Girocard können aber nur Kunden der Commerzbank und von deren Tochter Comdirect einbinden.

Dafür hat Google einen Deal mit PayPal abgeschlossen. Unabhängig von der eigenen Bank kann man einen kostenlosen PayPal-Account einrichten und diesen in Google Pay hinterlegen. Ein kleiner Fallstrick: PayPal-Konten lassen sich in Google Pay nur mit dem Smartphone verknüpfen, jedoch nicht mit Smartwatches.

Kleinere Anbieter wie Fitbit, Garmin oder Swatch haben bei großen Banken weniger Gewicht und werden entsprechend von nur wenigen Instituten unterstützt. Um trotzdem die breite Bevölkerung zu erreichen, arbeiten sie mit Fintech-Unternehmen zusammen. Dort bekommt man im Allgemeinen nicht nur eine Smartphone-App fürs mobile Bezahlen, sondern auch eine virtuelle Kreditkarte, die sich für Online-Shopping und Mobile-Payment verwenden lässt (siehe Kasten auf S. 62), bei manchen Unternehmen auch eine physische Karte.

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