Das Steckschwein
Etwa 30 Jahre zu spät betritt ein neuer 8-Bit-Homecomputer die Bühne. Das Eigenbau-Projekt mit dem ungewöhnlichen Namen verbindet die Chips von damals mit modernen Schnittstellen und bringt ein neu geschriebenes Betriebssystem mit.
Das Steckschwein ist ein 8-Bit-Homebrew-Computer, der an die Heimcomputer der 80er Jahre angelehnt ist. Die Idee dahinter ist, einen Computer zu bauen, wie es ihn zu dieser Zeit durchaus hätte geben können. Dadurch bedingt kommen nur „echte“ Chips zum Einsatz: FPGAs, CPLDs oder überhaupt SMD-Komponenten sind tabu. Außerdem soll das Steckschwein nur aus Komponenten bestehen, die man aktuell kaufen kann, sodass kein alter Heimcomputer geschlachtet werden muss.
Aus alter Commodore-Verbundenheit kommt im Kern ein 65(C)02-Prozessor zum Einsatz, dazu passend der Ein- Ausgabebaustein 65C22 (VIA). Im Gegensatz zu den alten 8-Bit-Heimcomputern und als Zugeständnis an die Gegenwart ist das Steckschwein auch mit moderneren Schnittstellen ausgestattet. So wird zum Beispiel SPI als Peripheriebus eingesetzt. Darüber sind die SD-Karte, die Echtzeituhr (RTC) und der PS/2-Tastaturcontroller angebunden.
Das Projekt begann Ende 2013 ganz unscheinbar als Testschaltung auf dem Steckbrett, die zunächst nur NOP-Instruktionen ausgeführt hat. LEDs am Adressbus des Prozessors dienten als Statusanzeige. In kleinen Schritten wurden zunächst ROM, dann RAM und später eine serielle Schnittstelle hinzugefügt. Damit war es erstmalig möglich, crossassemblierten Code direkt auf das Steckschwein zu schicken und dort auszuführen. Alles noch auf dem Steckbrett, wohlgemerkt.
Mit zunehmender Komplexität und spätestens mit dem Hinzukommen des Videochips TMS9929, der einigen noch aus den MSX-1-Rechnern oder dem TI99/4a bekannt sein dürfte, wurde es immer schwieriger, zwischen tatsächlichen Bugs im Code und Wackelkontakten auf dem Steckbrett zu unterscheiden. Daraus folgte die Entscheidung für einen Aufbau auf Platinen. Während dieser Zeit fiel auch der Begriff „Steckschwein“, zunächst als Kommentar zur Stabilität der Steckbrettaufbauten, dann als Arbeitstitel und schließlich offizieller Name des Projekts.
Mittlerweile ist Softwareentwicklung fürs Steckschwein nicht nur in Assembler, sondern auch in C möglich. Ein BASIC-Interpreter ist so gut wie portiert. Ein selbstentwickeltes rudimentäres Betriebssystem „SteckOS“ wird beim Start von der SD-Karte geladen und ermöglicht das Navigieren im FAT32-Dateisystem über eine Unix-ähnliche Kommandozeile.
Im Moment bereiten wir eine neue Hardware-Revision vor, ab der es Nachbauinteressierten möglich sein wird, Platinen zu beziehen. Darübe rhinaus findet man in unserem Repository auf Sourceforge neben all unserer Software auch alle Schaltpläne und Layouts. —phs