Make Magazin 2/2019
S. 86
Was uns inspiriert
Aufmacherbild
Bilder: Mohit Bhoite

Freihand-Lötkunst

Ob es die Uhr im TIE-Fighter-Design ist, ein Thermometer mit Sieben-Segment-Anzeige oder eine Lärmampel mit LED-Matrix – Mohit Bhoite lötet seine Projekte meist völlig frei zusammen und schafft so echte Hingucker. Zwischen den aufgeräumten Messingstäben als Leiterbahnen sind alle Bauteile sichtbar und ermöglichen so einen ganz anderen Blick auf Elektronik. Seine ersten, freihändigen Roboter lötete Bhoite bereits vor über zehn Jahren. Inzwischen arbeitet er als Hardware-Entwickler beim Mikrocontroller-Hersteller Particle und hat die Lötkunst als Hobby wiederentdeckt.

Um den Messingdraht möglichst gerade zu bekommen, nutzt Bhoite eine kleine Handbohrmaschine, wie er in einer Anleitung zeigt. Mit ihr dreht er den aufgewickelten Draht langsam auseinander. Für die beeindruckenden LED-Matrizen druckt er zunächst Halterungen, in denen die LEDs einen sicheren Halt finden und so das Löten deutlich vereinfachen. Aber aufgepasst: Seit Kurzem hat der Bastler eine Desktop-Fräse von Bantam und versucht sich neben den fliegenden Aufbauten an selbstentworfenen Platinen. Außerordentlich hübsch sind die auch. Alle Kunstwerke und einige Bilder aus dem Bastelprozess gibt es auf seinem Instagram-Kanal zu bewundern. hch

ThisAbles

Mit 3D-Druckern können individuelle Geräte heute schnell von der Idee in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Besonders im Bereich Barrierefreiheit ergeben sich damit neue Möglichkeiten. Um den Alltag mit Ikea-Möbeln zu vereinfachen, gibt es von der Möbelhauskette jetzt verschiedene Helfer zum Selberdrucken. Größere Türknöpfe, Schutz für Glastüren und Halterungen für Gehstöcke gehören zu den Designs, mit denen die Möbel barriereärmer werden sollen. Die 13 ThisAbles-Vorlagen kommen von Ikea Israel und können heruntergeladen und selbst 3D-gedruckt werden. Dazu gibt es Montage-Anleitungen im bekannten Ikea-Stil und Demo-Videos. In ihnen zeigt etwa Protagonist Eldar, wie ein Griff für den Duschvorhang ihm das Leben mit Zerebralparese, einer Störung der Motorik, einfacher macht. Wer keinen 3D-Drucker hat, findet so ein Gerät inzwischen in zahlreichen Makerspaces oder kann einen 3D-Druckdienst nutzen.

Die Bauanleitungen sind im bekannten Ikea-Stil gehalten. Bilder: Ikea Israel

ThisAbles ist eine Zusammenarbeit mit den gemeinnützigen Organisationen Milbat und Access Israel, die Hilfsmittel für Menschen mit Behinderungen entwickeln. Auch die Webseite ist möglichst barrierearm entworfen, mit kontrastreicher Schrift und großen, klaren Grafiken. Neben den Designs zum Ausdrucken stellt Ikea auch einige Möbelstücke und Geräte vor, die durch einhändige Bedienbarkeit oder rollstuhlgerechtes Design barrierearm sein sollen. Individuell anpassbare Möbel gibt es bei Ikea seit einiger Zeit mit der Delaktig-Serie. Damit vollzog der schwedische Möbelbauer eine Kehrtwende – noch 2014 hatte die Firma eine Bloggerin für ihre Ikea-Hacks abgemahnt. hch

3D-Drucker mit DLP-Projektor

Bild: UC Berkeley / Hayden Taylor

Endlich 3D-Drucke in einem Stück statt schichtweisem Aufbau: Ein Team der University of California in Berkeley ist der Vision einen Schritt näher gekommen. Ihr „Replikator“ druckt mit Licht aus einem DLP-Projektor und dreht das Werkstück dabei wie auf einer Töpferscheibe. Das neue Verfahren nennen die Wissenschaftler Computed Axial Lithography (CAL). Ein handelsüblicher Projektor belichtet das Harz in einem Zylinder. Dieser dreht sich in der Druckkammer, während die projizierten Bilder jeweils angepasst werden, bis das Objekt von allen Seiten geformt und ausgehärtet ist.

Mit dem neuen Verfahren wurde der durchsichtige Griff direkt auf das Metall gedruckt. Bild: UC Berkeley / Stephen McNally

Das Harz kann ein flüssiges Polymer sein, das mit photosensitiven Molekülen und Sauerstoff versetzt wird, oder ein Hydrogel, das besonders gleichmäßige Oberflächen erlaubt. Das Projektorlicht aktiviert die Verbindung der Moleküle und beginnt den Aushärtungsprozess, der bei kleinen Objekten wenige Minuten dauert. Überflüssiges Polymer kann später abgegossen und weiterverwendet werden. Auch der Druck auf vorhandene Objekte ist möglich, wie die Forscher in ihrer Publikation im Wissenschaftsjournal Science zeigen. Als Inspiration diente dem Team die Untersuchung in den röhrenförmigen Computertomographen, bei denen Rundum-Aufnahmen eines Körpers zusammengesetzt werden. Für die Aufteilung eines dreidimensionalen Körpers in einzelne Druckdateien drehten sie das Verfahren quasi um. hch