Make Magazin 3/2020
S. 32
Werkstattberichte

7 Tage, 7 Projekte – Das Maker Online Camp

Projektwochen und Online-Live-Workshops vom Maker-Faire-Team

Mit den „Maker Faire Workshops“ startet das Maker-Media-Event-Team eine Reihe von Workshops, die vorerst nur digital stattfinden. Den Auftakt macht die Projektwoche „7 Tage, 7 Projekte – Das Maker Online Camp“. Sie richtet sich vor allem an Schülerinnen und Schüler mit wenig bis keiner Erfahrung, um sie für die Welt des Makings zu begeistern. Vom 15. bis 21. Juni dreht sich eine Woche lang alles ums Basteln, Bauen, Selbermachen und Kreativsein. Die Live-Workshops werden jeden Nachmittag zwei Stunden von 16 bis circa 18 gestreamt. Täglich gibt es ein neues Projekt, das die Workshopleiter Schritt für Schritt erklären. Für Rückfragen wird eine Chatfunktion angeboten. Wer mitmacht, erhält eine Materialliste, wobei einige Projekte so ausgelegt sind, dass sie mit haushaltsüblichen Dingen umgesetzt werden können.

Die Anmeldung läuft über die Maker-Faire-Webseite. Wer sich für den Wochenpass für 50 Euro entscheidet, erhält im Anschluss ein Zertifikat als „Nachwuchs-Maker“. Die Bezahlung erfolgt über PayPal. Wer dabei sein möchte, sollte sich mit der Buchung beeilen, denn zum Start sind die Teilnehmerplätze auf 150 limitiert. Geplant ist, dass das Maker Online Camp künftig in den Schulferien stattfindet. Die Daten für die weiteren Termine werden online bekannt gegeben.

Des Weiteren werden die beliebtesten Workshops der Maker Faires Berlin und Hannover digitalisiert. Angeboten werden in Kooperation mit unterschiedlichen Erfindern einzelne Online-Live-Workshops, die mit einem kompletten Bausatz kombiniert werden. Die Bastelkits werden direkt nach Hause geschickt – für eine Teilnahme muss nichts weiter organisiert werden. Drei Nachbau-Projekte stehen bereits fest: Gemeinsam mit BuildYours wird eine Wordclock gebaut, mit Variobot ein Mini-Roboter erschaffen und mit Nikolai Radke der beliebte NOKOlino zum Leben erweckt. Die Preise beginnen bei 40 Euro inkl. Material. Los geht es ab dem 27. Juni. Die Anmeldung und weitere Infos gibt es ebenfalls auf der Maker-Faire-Seite. hch

FabMX: Neuer 3D-Drucker für Metall

Das Fablab München will den Erfolg des RepRap wiederholen und den Druck von Metallteilen einfacher machen

Waren 3D-Drucker vor einigen Jahren noch teure Industriemaschinen, stehen sie heute gleich mehrfach in jedem Hackerspace und so mancher Wohnung – meist sogar selbst zusammengebaut. Künftig soll das auch mit Metalldruck möglich sein. Das Fablab München hat das Open-Source-Projekt FabMX gestartet, um Metallspritzguss und 3D-Druck zu kombinieren. Statt Filament soll der Druck-Extruder mit Metall-Pellets gefüttert werden und anschließend im Schichtverfahren flüssiges Material auftragen. Dieser angedachte Metal-Extruder (MX) gibt dem Projekt seinen Namen, FabMX. Auch für die nötigen Nachbehandlungsschritte sollen Lösungen gefunden werden, die in öffentlichen Werkstätten und für semiprofessionelle Maker erschwinglich sind.

Bild: Fablab München

Dabei sind allerdings einige Hürden zu überwinden. So wird beim Metallspritzguss kein reines Metall als Ausgangsbasis verwendet, sondern Metallpulver mit Bindemittel aus Kunststoff kombiniert. Beim Erhitzen wird nur der Binder verflüssigt, um das Material in Form zu bringen. Anschließend muss er beim sogenannten „De-Bindern“ wieder weitestgehend entfernt werden, ohne die Form zu zerstören. Erst beim letzten Schritt, dem Sintern, verkleben die Metallkügelchen beim erneuten Erhitzen. Neben der Extruder-Entwicklung gilt es also, weitere chemische Prozesse und Geräte wie den Sinterofen zu überarbeiten. Eine Herausforderung: Industrielle Prozesse sind auf Massenfertigung ausgelegt, während mit dem FabMX-Drucker auch die Herstellung einzelner Stücke günstig machbar sein soll. Dafür sucht das Fablab München 3D-Druck-Interessierte, die bereits an ähnlichen Projekten arbeiten oder Ideen für die Umsetzung mitbringen. Auch Kooperationen mit Firmen, die Material für Metallspritzguss herstellen, sind erwünscht. hch

Mehr Platz in Leipzig

Mitten in der Corona-Pandemie ist der Makerspace Leipzig umgezogen

Fünf Jahre war der Makespace Leipzig in der Bitterfelder Straße untergebracht. Mit dem Auslaufen des Mietvertrags musste das Team nun umziehen – trotz der Corona-Pandemie. Wann die neuen Räume im Kunst- und Gewerbe-Hof in der Lindenthaler Straße offiziell eröffnet werden können, steht daher nicht fest. Derzeit ist das Team aber noch mit nötigen Umbauten beschäftigt. Verbessert werden sollen der Brandschutz, Fluchtwege und die Abluftkanäle. Außerdem soll der Makerspace möglichst barrierefrei werden. Mit über 600 Quadratmetern ist der neue Standort deutlich größer als der frühere.

Bild: Makerspace Leipzig

Die bisherigen Gewerke bleiben daher alle erhalten, mehrere Änderungen gibt es aber trotzdem. So sollen einige Bereiche offener gestaltet und stärker verbunden werden, darunter die Arbeitsplätze für Keramik, Beton und Holz. Die Holzwerkstatt wird daher neu strukturiert und der Maschinenbereich vom Platz für manuelle Arbeiten getrennt. Ausgeweitet wird die Metallwerkstatt, in der nun größere Arbeiten möglich sind. Für den Bereich Siebdruck ist man auf der Suche nach neuen Leuten, die die künftige Betreuung übernehmen wollen. Bis zum 18. Juni läuft beim Träger des Makerspaces, dem soziokulturellen Zentrum „Die Villa“, noch eine Spendenrallye für eine neue Dickenhobelmaschine. Schließlich freut sich das Team auch über tatkräftige Unterstützung vor Ort und Beratung bei der Renovierung. hch

Virtuelle Workshops im ViNN:Lab

Wo funktionieren virtuelle Workshops, wenn man nicht in den Makerspace kann, und worauf muss man achten?

Mit Kontaktbeschränkungen und Mindestabständen zwischen Personen arbeiten derzeit viele Makerspaces nur sehr eingeschränkt. Stattdessen sind von Vorträgen bis zu Workshops viele Veranstaltungsformate in das Internet umgezogen. Eine der ersten Werkstätten, die Online-Workshops anboten, ist das ViNN:Lab der Technischen Hochschule Wildau. Wir haben bei der Lab-Managerin Eva Ismer nachgefragt, wie die Erfahrungen sind. Vor Corona hatte man sich dort, so Ismer, wenig mit dem Thema Online-Workshops beschäftigt – mit der Schließung der Hochschule wurde aber auch das ViNN:Lab geschlossen. Da man treuen Userinnen und Usern die Möglichkeit geben wollte, von zu Hause kreativ zu sein und sich weiterhin auszutauschen, entstanden die „Workshops@home“. Sie laufen jeden Mittwoch um 16:30 Uhr auf dem YouTube-Channel des ViNN:Labs.

Bild: ViNN:Lab

Die Themen umfassen vom Konstruieren in 3D über eine Einführung in Vektorprogramme und Stop-Motion-Filme bis zum Upcycling eine große Bandbreite. „Oberste Prämisse ist bei allen Workshops ein möglichst barrierefreier Zugang“ so Ismer, weshalb etwa nur Open-Source-Programme genutzt werden und Materialien, die jeder zu Hause hat. Während der Livestreams können im Chat Fragen gestellt werden – später sollen die Aufzeichnungen der Streams als Tutorials zum Nachschauen verfügbar sein. Sobald Mitarbeiter vor Ort sein dürfen, soll es auch Streams aus dem Lab geben. Insgesamt zieht Ismer ein positives Fazit: „Wir werden auch nach einer Wiedereröffnung die Online-Workshops beibehalten, da wir so eine viel größere Reichweite haben und auch Menschen, die nicht zu uns kommen können, an der Welt des Makings teilhaben können.“ Das vollständige Interview können Sie online nachlesen. hch

3D-Druck live gestreamt

In der Lichtwerkstatt Jena experimentiert unser Comic-Zeichner Beetlebum mit ersten Online-Workshops

Für einen geplanten 3D-Workshop standen wir dank Corona vor der Frage: Absagen, verschieben oder online gehen? Wir entschieden uns, live auf YouTube zu streamen. Dass wir diesen Test machen konnten, verdanken wir dem Abbe Center of Photonics der Friedrich-Schiller-Universität Jena, das einen Seminarraum mit moderner Hard- und Software für die Online-Lehre ausgestattet hat. Dank eines großformatigen Greenscreens im Raum konnte ich mich als Workshop-Leiter direkt innerhalb der Powerpoint-Präsentation bewegen. Für Bild und Ton nutzten wir ein Logitech-Konferenzsystem und erweiterten es um eine Webcam als mobile Handkamera. Mit ihr konnten wir die Teilnehmer ganz nah an den 3D-Drucker heranführen und konkrete Bauteile, Prozesse und Druckergebnisse zeigen.

Bild: Lichtwerkstatt Jena

Der Stream selbst wurde über Open Broadcaster Software (OBS) erzeugt und live auf unserem YouTube-Kanal übertragen. Die Teilnehmer haben im Chat kommentiert und Fragen gestellt, die wir direkt aufgenommen und beantwortet haben. Zwischen meiner Präsentation und der Ausgabe durch YouTube kam es allerdings zu minimalen Verzögerungen. Unsere Bilanz: Das aktive Mitmachen, etwa das selbstständige Bedienen des 3D-Druckers, ist für die Teilnehmer im Online-Format nicht möglich. Auch das direkte Mitmodellieren in TinkerCAD und der gemeinsame Austausch bei Fragen funktioniert nur eingeschränkt. Dennoch sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. Wir planen weitere Online-Workshops und wollen zukünftige Präsenzveranstaltungen um ein Streaming-Angebot ergänzen. Dadurch können wir nicht nur mehr Interessierte erreichen, sondern sie auch unabhängig von Ort und Zeit in ihrer Ideenentwicklung und -umsetzung unterstützen. Beetlebum/hch