MIT Technology Review 9/2017
S. 56
Horizonte
TR 50
Aufmacherbild
Illustration: Adam Nickel

Alphabet

Ein lukratives Geschenk

Beim Cloud Computing hat sich Google von Amazon und Microsoft abhängen lassen – jetzt aber setzt es neue Standards mit einem Werkzeug für künstliche Intelligenz.

Anfang 2015 programmierten KI-Forscher bei Google ein internes Hilfsmittel für Maschinenlernsoftware. Es hieß TensorFlow und machte es deutlich einfacher, neue Ideen in konkreten Programmcode umzusetzen. Schon wenig später wurde es kostenlos an den Rest der Welt abgegeben. Diese Entscheidung konnte man damals für altruistisch halten oder schlicht für dumm. Doch mittlerweile erweist sie sich als genialer Schachzug, denn TensorFlow ist dabei, zum wichtigsten Werkzeug für Maschinenlerndienste zu werden.

Was mithilfe von TensorFlow programmiert wird, kann anschließend überall laufen – besonders gut aber in Googles eigener Cloud. Die Alphabet-Tochter hat spezielle Prozessoren entwickelt, um TensorFlow schneller und stromsparender zu machen. Viele Google-Dienste profitieren davon. So steht TensorFlow unter anderem hinter besseren Übersetzungen, genauerer Spracherkennung und dem Sieg gegen den besten Go-Spieler der Welt. Für Cloud-Kunden ist es attraktiv, genau dieselbe Infrastruktur wie Google selbst nutzen zu können. Der Versicherer Axa sagt mit TensorFlow beispielsweise teure Verkehrsunfälle voraus.