MIT Technology Review 7/2022
S. 58
Report
E-Commerce
In den Dark-Stores von Dunzo suchen die Mitarbeitenden die bestellten Waren aus den Lagerregalen zusammen. (links) N. Sudhakar betreibt ein Kirana in Bangalore. (rechts)
In den Dark-Stores von Dunzo suchen die Mitarbeitenden die bestellten Waren aus den Lagerregalen zusammen. (links) N. Sudhakar betreibt ein Kirana in Bangalore. (rechts)
Fotos: Aparna Nori

Krämerladen versus Quick-Commerce

Kleine Geschäfte, die frische Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs verkaufen, sind essenzieller Bestandteil des indischen urbanen Lebens. Nun untergraben gut finanzierte Onlinehändler diesen Teil indischer Lebensart.

Edd Gent (Übersetzung: Jo Schilling)

Von sieben Uhr morgens bis weit nach Sonnenuntergang sitzt N. Sudhakar hinter dem Tresen seines kleinen Lebensmittelladens in der südindischen Stadt Bangalore – sieben Tage die Woche. Er ist vom Boden bis zur Decke vollgepackt. Von 20-Kilogramm-Reissäcken bis zu Shampoo-Tütchen für eine Rupie (wenig mehr als ein Cent) verkauft Sudhakar alles für den täglichen Bedarf vieler Menschen in der Nachbarschaft. Sein Geschäft ist eines der rund zwölf Millionen familiengeführten „Kiranas“, die es in Indien an fast jeder Straßenecke gibt.

Sein Kirana liegt an einer belebten Straße im Stadtteil Whitefield, einem ehemals ruhigen Vorort, der heute ein wichtiger Knotenpunkt für die boomende IT-Industrie der Stadt ist. Als der 49-jährige Sudhakar den Laden vor 20 Jahren eröffnete, wurden gerade Büros gebaut. Dank des Zustroms von Bauarbeitern, gefolgt von IT-Angestellten, zog sein Geschäft schnell an. Inzwischen erheben sich hinter seinem Laden Wohnblöcke, in denen Hunderte von Angestellten aus den umliegenden Technologieparks leben.