Auf den Kopf gestellt: Sony DSC-WX1 und TX1 im Kurztest

Mit einem neuen Sensorkonzept verspricht Sony bei den Modellen TX1 und WX1 rauschärmere Bilder auch bei schlechter Motivausleuchtung: Die neuen CMOS-Sensoren werden quasi "von hinten" belichtet.

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Von
  • Carsten Meyer
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Ganz oben auf der Wunschliste informierter Verbraucher steht nicht etwa eine hohe Pixelzahl, sondern die Rauscharmut bei hoher Lichtempfindlichkeit. Dem kann man am einfachsten mit einem größeren Sensor entsprechen, aber der ist halt teurer und bedingt auch eine unhandlichere Optik. Sony wendet bei den zwei neuen Modellen dagegen einen durchaus lauteren Trick an: Bei einem erst in diesem Jahr zur Marktreife entwickelten "Exmor R"-CMOS-Sensoren wird die Metallverdrahtung des Chips auf die Rückseite verlagert, und die lichtempfindliche Substratschicht liegt direkt unter dem Farbfilter. Man kann die Sache auch andersherum sehen: Wenn man ganz traditionell die Verdrahtungsebene als "vorn" oder "oben" bezeichnet, wird der neue Sony-Sensor halt von "hinten" oder "unten" belichtet, ermöglicht durch ein besonders dünn geschliffenes Substrat.

Das Licht muss deshalb nicht mehr den "Trichter" der Metallisierungsebenen passieren, was auch den möglichen Lichteinfallswinkel vergrößert – das Licht kann ungehinderter einfallen. Durch die größere aktive Fläche sollen die Sensoren bei gleichen (kleinen) Abmessungen eine doppelt so hohe Empfindlichkeit wie herkömmliche Sensoren erreichen.


Der neue Exmor-R-Sensor mit 10 Megapixeln war Sony nicht genug Innovation: Der Hersteller wollte wohl auch zeigen, wozu neuzeitliche Kleinprozessoren in der Lage sind. Dazu gehört beispielsweise die Schwenkpanorama-Funktion: Für eine Breitwandaufnahme muss man nun keine Einzelbilder mehr anfertigen, sondern man schwenkt die Kamera während der Aufnahme einfach seitlich über den gewünschten Winkel. Der Prozessor kann ebenso im Low-Light-Modus sechs Einzelbilder passgenau übereinanderlegen und durch Mittelung das Rauschen reduzieren. Der BIONZ-Chip ist auch für die hohe Serienbildrate verantwortlich, die über zehn Bilder aufrechterhalten wird.

Der optisch bildstabilisierte 5-fach-Zoom beginnt bei innenraumfreundlichen und zudem recht lichtstarken 24**mm Weitwinkel, sein Autofokus arbeitet tadellos; in Richtung Tele fällt die Lichtstärke dann aber doch ab. Die recht lange Akkulaufzeit mit Restzeitanzeige, eine kurze Blitzladezeit und die gute Nahblitzfunktion stehen bei der WX1 ebenfalls auf der Plus-Liste, auch wenn das Blitzmodul nur recht spärliches Licht liefert. Witzig: Auf dem optionalen motorisierten "Party shot"-Drehteller sucht die Kamera drehend, schwenkend und zoomend ihre menschlichen Fotomotive selbstständig.

Das nicht entspiegelte Display löst leider nur mäßig hoch auf, außerdem stört sein geringer vertikaler Einblickwinkel (kippende Farben). Zu den Kritikpunkten gehören auch die winzige Serienbildtaste, die fummelige 4-Wege-Wippe und die relativ menülastige Bedienung mit zum Teil langen Manövrierwegen; das Kamera-Setup ist mit eigenem Reitersystem gut im Menü versteckt. Eine manuelle Belichtungssteuerung bietet die WX1 nicht. Die Videoclips sind wie der zugehörige Ton von nur mäßiger Qualität. Sony-Käufer müssen mit erhöhten Folgekosten durch den "verdongelten" Spezialakku und vergleichsweise teure MS-Duo-Speicherkarten rechnen.

Messwerte: Bei ISO 160 (Minimalempfindlichkeit) und 200 konstant guter Maximalkontrast und unkritisches Rauschen. In Weitwinkelstellung starke Verzeichnung, sonst sehr gering. Für 10 Megapixel gute Auflösungsleistung. Schnelle Serienbilder und geringe Auslöseverzögerung.

Sony DSC-WX1 Testbild-Ausschnitt 100%

Bildkritik: Die WX1 liefert – untypisch für Sony – etwas matte, leicht rötlich-violett getönte Farben ohne die Sony-typische Brillanz an der c't-Kiste, aber eine ausgewogene, minimal reichliche Belichtung. Noch gute Schärfe mit Unschärfeinsel links unten am Farbkasten, sonst knapp gute Detailleistung. Wenig Moirés, sehr gut kompensierte chromatische Aberrationen und geringe sonstige Artefakte. Rauschen bei ISO 160 (niedrigste Automatik-Stufe) gut kompensiert, mit minimal rauen Kanten und leichtem Farbrauschen in Flächen. Bei ISO 200 nahezu identisch, mit leicht reduzierter Textur. Bei ISO 400 deutlicher gestörte Flächen und reduzierte Bilddetails. Bei ISO 800 weiter verstärkt, zusätzlich Farbsprenkel im orangen Schild. ISO 1600 erheblich unscharf und detailarm, mit matten Farben und stark verrauscht, aber immer noch deutlich besser als 12-MP-Kameras mit herkömmlichem 1/2,5:"-Sensor. Außenaufnahmen mit guten, gelegentlich etwas verhaltenen Farben und recht guter Bilddetailleistung bis ISO 200. ISO 400 reduziert, aber passabel.

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