Ausfahrt im nächsten BMW M2

BMW leistet es sich, kleine, feine Nischen zu besetzen. Das 2er-Coupé zählt dazu. Ende des Jahres folgt mit dem M2 das Spitzenmodell. Eine erste Proberunde.

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BMW M2 2023

(Bild: BMW)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Diesseits der SUV-Welle wird die Luft zunehmend dünner. Es scheint, als wenn Modelle, die mehr als Fortbewegungsmittel sein sollen, auf dem Rückzug sind. Cabrios sind inzwischen selten, Coupés, die ihren Namen verdienen, ebenfalls. BMW leistet sich den Luxus, die Nische der kleinen Zweitürer zu besetzen. Im vergangenen Jahr wurde die Neuauflage des 2ers vorgestellt. Mit aktuell bis zu 275 kW stellt es auch anspruchsvolle Kunden zufrieden, sollte man meinen. Doch bei der M GmbH wollen die Verantwortlichen mit dem M2 nicht nur noch mehr Leistung bieten, sondern auch eine eigene Fahrzeugabstimmung. Wir konnten bereits eine Proberunde mit zwei Vorserienfahrzeugen des M2 drehen.

Noch lässt sich die M GmbH nur begrenzt in die Karten schauen, bei der Vorabfahrt Monate vor der Premiere wird deshalb nur zaghaft der Schleier gehoben. Die Kernkomponenten sind allerdings bekannt. Der Dreiliter-Reihensechszylinder stammt aus dem M 240i und wird im M2 nur geringfügig weniger leisten als im M3. Dort sind es aktuell zwischen 353 und 375 kW. Je nach Version erwarten wir im M2 mindestens zwischen 310 und 340 kW. Bisheriges Topmodell war der 331 kW starke BMW M2 CS. Die Maschine im Testwagen zog schon bei niedrigen Drehzahlen sehr bullig los, um dann oberhalb von etwa 3500/min nochmals kräftig zuzulegen.

Etwas überraschend hält BMW an der Option "Schaltgetriebe" fest, wobei die Automatik bei unserer Ausfahrt einen besseren Eindruck hinterließ. BMW rechnet aber wohl zurecht mit einer Käuferschaft, die den Umgang mit Kupplung und Schaltgetriebe zu schätzen weiß. Beide Getriebe bereitet sehr viel Fahrfreude, doch die Achtgangautomatik passt besser zur Charakteristik des M2. Zumal der Fahrer im M2 mit präzise rastenden Schaltgetriebe schon unterhalb des maximalen Beschleunigungsvermögens rasch bei der Hand sein muss, um die Maschine im richtigen Drehzahlbereich zu halten. Diese Aufgabe erledigt die Automatik mit einer unauffälligen Präzision, dass das Schaltgetriebe nur Fahrern empfohlen sei, die das manuelle Wechseln der Gänger wirklich sehr, sehr gernhaben.

BMW M2 (4 Bilder)

Der nächste BMW M2 soll seinen furios fahrenden Vorgänger ...

Der kommende BMW M2 dürfte weiterhin nur über die Hinterachse angetrieben werden, auch wenn die Plattform eine Allradvariante ermöglichen würde. Die bieten die direkten Konkurrenten Audi RS3 und Mercedes-AMG A45, die beide nur als Allradler mit Doppelkupplungsgetriebe angeboten werden. Die bayrischen Allradfans können zum BMW M 240i xDrive greifen. Mit 275 kW ist auch er alles andere als schwächlich.

Wie schon beim Vorgänger begeistern auch im neuen M2 die exzellente Rückmeldung der Lenkung, das neutrale Fahrverhalten und das mit dem Gasfuß gut steuerbare, leicht auskeilende Heck. Die breitere Spur und die gleichmäßige Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse sorgen dafür, dass die neue M2-Generation alles noch etwas schärfer, sportlicher und bissiger vollführt als bisher. Der Fortschritt konnte angesichts dessen furios fahrenden Vorgängers nicht dramatisch ausfallen. Zu spüren ist er dennoch. Der M2 durcheilt Biegungen mit einer Lust, die selten geworden ist und nicht viel Konkurrenz hat. Gegenüber M3 und M4 haben die Ingenieure die Federn an der Vorderachse etwas steifer, hinten etwas weicher ausgelegt, um das Auto agiler erscheinen zu lassen. Das ist gelungen, insbesondere das Einlenken wirkt nochmals stabiler als beim bisherigen M2. Und das will was heißen.

BMW M2 (7 Bilder)

Noch ist das Armaturenbrett getarnt, doch gegenüber den weniger kräftigen Modellen wird sich der M2 nur im Detail absetzen.

Serienmäßig ausgeliefert wird der M2 mit einem Sportpaket, das auch für die anderen 2er-Coupés zu haben ist. Es enthält eine auffällige Verspoilerung und 18-Zoll-Felgen. Im M2 dürfte das Format auf 19-Zoll anwachsen. Der Innenraum bekommt unter anderem ein nochmals dickeres Sportlenkrad, Sitze mit reichlich Seitenhalt und eine schwarze Deckenverkleidung. Wer mag, wird zusätzlich in ein Karbondach, Schalensitze mit nochmals verbessertem Seitenhalt, größere Bremsen und Reifen mit erhöhtem Grip investieren können.

Bei der Vorstellung der Baureihe im vergangenen Jahr war noch das Infotainment OS7 eingebaut, im Konfigurator ist schon auf die aktuelle Generation OS8 umgestellt. Das bringt auch ein verändertes Armaturenbrett mit sich. Gegenüber der siebenten Version wurden mehr Berechnungen in die Cloud verlegt, zudem soll das System mit einer erweiterten KI noch zielgenauer "erraten", welche Funktionen gerade gefragt sind. Gleichzeitig wird damit auch die Sprachsteuerung nochmals etwas besser.

Das allerdings erscheint nach ein paar Runden auf der Rennstrecke bestenfalls Beiwerk zu sein. Der nächste M2 bereitet mit seinem nochmals verbesserten Fahrwerk und dem bärenstarken, sonoren Sechszylinder genau die Zutaten reizvoll auf, die die Zielgruppe sucht. Das Angebot für diese Klientel ist in den vergangenen Jahren kleiner geworden, und es fällt schwer, sich einen ähnlich konzipierten Nachfolger für dieses Auto vorzustellen. Schließlich wird der Wandel bei der Fahrenergie vor diesem Segment nicht haltmachen.

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(mfz)