"Dead Space Remake": Grausam gut

Das Remake des Horror-Klassikers "Dead Space" liefert perfekten Weltraum-Grusel. Mit toller Technik und schaurigem Sound dürfte es auch neue Fans erreichen.

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(Bild: Electronic Arts)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

2008 galt das von der Kritik gelobte "Dead Space" als finanzielle Enttäuschung. Publisher Electronic Arts hatte viel Geld in die neue Marke investiert, aber selbst die beiden Fortsetzungen versuchten erfolglos, mit mehr Action und Multiplayer den Massenmarkt zu erreichen. Geblieben sind hartnäckige Fans, die den Weltraum-Albtraum zum Kultklassiker machten. EA hatte dann endlich ein Einsehen. Da das ursprüngliche Entwicklungsstudio Visceral inzwischen geschlossen wurde, beauftragte der Publisher die Motive Studios, bekannt für "Star Wars: Battlefront 2", mit den Arbeiten am Remake. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: "Dead Space" ist ein zeitlos guter Klassiker, der mit neuer Technik und Soundeffekten der Konkurrenz das Fürchten lehrt.

Die Handlung ist bekannt: Ingenieur Issac Clarke untersucht mit einem Rettungsteam das Geheimnis der USG Ishimura. Das Raumschiff hat ein Notsignal ausgesendet und treibt steuerlos im All. Kaum angekommen, landen Isaac und sein Team im blutigen Chaos. Die Besatzung der Ishimura hat sich in gierige Monster, sogenannte Nekromorphs, verwandelt, die in den Luftschächten und Tunneln auf das Rettungsteam lauern. Während das Rettungsteam verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit sucht, muss sich Isaac seinem ganz persönlichen Albtraum stellen: Irgendwo auf dem Schiff hat sich seine Verlobte Nicole versteckt.

"Dead Space" ist ein klassisches Survival-Horror-Spiel. Isaac tötet Monster, rüstet sich an Terminals mit neuer Ausrüstung aus und verbessert mit Energieknoten seine Waffen. Fast schon legendär ist seine Standardwaffe, ein Plasma Cutter, mit dem er die Gegner zerteilt. Dazu kommen vom Flammenwerfer über eine Art Sturmgewehr bis zum mächtigen Laser schlagkräftige Waffen, um die großen und kleinen Monster zu besiegen. Mittels spezieller Upgrades kann er die Gegner verlangsamen, Gegenstände können per Telekinese bewegt werden. Praktisch, wenn gerade die Munition ausgegangen ist und eine spitze Stange herumliegt.

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Das Entwicklungsstudio hat für das Remake nur wenig am Spiel gedreht. Isaac kann jetzt reden und ein paar Details wurden geändert. So spielt sich die berüchtigte Asteroidenabschuss-Sequenz nun ganz anders und Isaac kann sich in der Schwerelosigkeit besser bewegen und fliegen. Dazu kommen Nebenmissionen. Aber keine Angst – sie sind nicht so penetrant aufgesetzt wie in einem Open-World-Rollenspiel. Sie ergänzen die Geschichte um ein paar Details und sind harmonisch mit dem eigentlichen Spiel und der Story verbunden. Insgesamt ist das Spiel auch dank zahlreicher Speicherstationen etwas leichter geworden. Ein "New Game +" mit einer alternativen Schlusssequenz soll zum Weiterspielen motivieren. Wie schon beim Original ist "Dead Space" eine reine Singleplayer-Erfahrung.

Eine Besonderheit ist geblieben: das "taktische Zerstückeln". Während in anderen Spielen einfach drauf losgeballert wird, muss Isaac seine Gegner zerteilen. Erst, wenn die Gliedmaßen durch die Gegend fliegen, sind die Monster besiegt. Der übliche Kopftreffer bringt hier wenig. Wer nicht darauf achtet, muss sich schnell nicht nur mit den Nekromorphs, sondern auch mit einer chronischen Munitionsknappheit herumschlagen.

"Dead Space" angespielt (5 Bilder)

Grausamer Geniestreich: "Dead Space" hat knapp 15 Jahre nach der Premiere nichts von seiner Klasse verloren. (Bild: heise online)

Klingt brutal? Ist es auch. Nicht umsonst brauchte das Original einige Anläufe, bis es die USK durchgewinkt hat. Mit neuerer und besserer Grafik sieht alles noch eine Spur detaillierter und brutaler aus. Es wäre ein Leichtes, das Spiel auf diese Effekte zu reduzieren. "Dead Space" ist aber weitaus mehr als ein oberflächliches Splatter-Spektakel. Hinter der blutigen Hülle steckt ein bis ins letzte Detail ausgereiftes Spielprinzip mit einer einzigartigen Atmosphäre und einer spannenden Story.

Die Stärke des Spiels war nie die Originalität, das Szenario erinnert an einen Mix aus den Filmen "Alien" und "Event Horizon". Die Summe dieser einzelnen Teile macht "Dead Space" aber so stark: Jedes Spielelement fügt sich homogen ein, jeder Soundeffekt und jedes Lichtspiel sorgen für eine gruselige Atmosphäre. Da macht es wenig aus, dass das Spiel in manchen Momenten den schmalen Grat zwischen Horror und billigen Splattereffekten überschreitet.

Und dann ist da noch die verschachtelte Story. Es mixt Monster-Horror mit einer cleveren Science-Fiction-Story über religiösen Fanatismus und den "Prometheus"-Mythos. Dazu kommt die tragische Geschichte eines Mannes, der für seine große Liebe alles riskiert. Dass er im Spiel mittels Backtracking ständig Orte wieder besuchen muss, stört da wenig: Isaac ist in einem klaustrophobischen Albtraum gefangen, aus dem es kein Entrinnen gibt. So geht wahrer Horror.

Das Entwicklungsstudio Motive hat im Remake alles beibehalten, was das Original auszeichnete. Dank moderner Technik wirkt das Spiel heute noch genauso frisch und schockierend wie damals – "Dead Space" ist sehr gut gealtert. Die Atmosphäre ist noch genauso bedrückend wie damals und die Kämpfe gegen die Nekropmorphs treiben den Angstschweiß auf die Stirn. Aber Vorsicht – die Jump-Scare-Momente und die nach wie vor brutalen Splatter-Sequenzen sind nichts für schwache Nerven. Nur die Performance ist bei unseren Spielstunden auf dem PC manchmal für ein paar Sekunden eingebrochen. Am Gesamteindruck ändert das wenig: "Dead Space" ist eines der besten Remakes der letzten Jahre und kann es locker mit den äußerst gelungenen Remakes von "Demon's Souls" oder "Resident Evil 2" aufnehmen. Ein grausam guter Klassiker.

"Dead Space" ist für Windows, PS5 und Xbox Series erschienen. Es kostet 60 – 80 Euro. USK ab 18. Für unseren Test haben wir es mit der Windows-Version durchgespielt.

(dahe)