Digitale Couch: Apps und Web-Dienste zur Psychotherapie-Begleitung im Vergleich

Lange war der Bedarf nach Psychotherapie nicht so groß wie zu Zeiten des Lockdowns. Verschreibungspflichtige Mobil- und Web-Apps können eine Therapie ergänzen.

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(Bild: Thorsten Hübner)

Lesezeit: 20 Min.
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Aktuell leiden rund 20 Millionen Menschen in Deutschland unter einer psychischen Erkrankung. Die Zahl der Menschen, die eine Psychotherapie in Anspruch nehmen, wächst: Laut Arztreport 2018 hat die Diagnose Depression seit 2005 um 76 Prozent zugenommen. Versichertendaten der Barmer zeigen, dass bei 26 Prozent der jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren mindestens eine gesicherte Diagnose einer psychischen Störung vorliegt. Bei einem Großteil handelt es sich dabei zu gleichen Teilen um Anpassungsstörungen, also Reaktionen auf schwere Belastungen, und depressive Episoden. Angststörungen spielen eine etwas geringere, aber ebenfalls signifikante Rolle.

Hilfe zu finden kann sich aber schwierig gestalten. In Großstädten fehlen laut einer Studie der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) etwa 7000 Behandlungsplätze. In ländlichen Regionen müssen Patienten zuweilen lange Wege in Kauf nehmen. Jeder zweite an Depression Erkrankte hat im ersten Lockdown massive Einschränkungen in der Behandlung seiner Erkrankung erlebt, hat das "Deutschland-Barometer Depression" der Stiftung Deutsche Depressionshilfe im November 2020 herausgefunden. Den Lockdown, insbesondere fehlende Tagesstruktur und häusliche Isolation, haben Betroffene im Vergleich zur Gesamtbevölkerung als deutlich belastender erlebt. Die Belastung hielt auch Wochen nach Ende der Maßnahmen an.

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Dass immer mehr Menschen therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, ist durchaus ein positives Signal. Es zeigt nicht zwingend, dass psychische Erkrankungen häufiger geworden sind, aber dass sie mittlerweile ernster genommen werden als noch eine Generation früher. In der Regel muss man vor Antritt einer Psychotherapie allerdings drei bis sechs Monate warten. Laut der erwähnten Studie der BPtK lag die Wartezeit 2018 im Schnitt bei 19,9 Wochen, wobei es auf dem Land wiederum länger dauert als in Großstädten. Aktuell sehe es durch die Coronamaßnahmen für Therapiesuchende düster aus, da sich der Bedarf verdreifacht habe. Um der Versorgungslücke entgegenzuwirken, erhielten Ärzte und Psychotherapeuten im Frühjahr 2020 die Möglichkeit, Videosprechstunden oder telefonische Behandlungen bei den Krankenkassen abzurechnen. Trotz solcher Alternativen reicht das Angebot aber nicht aus. Die Gefahr dabei: Bis ein Therapieplatz zur Verfügung steht, können sich die Symptome verschlechtert haben.