Pedelec von Mocci im Test: Was das vernetzte Bike komfortabel macht

Das Mocci soll mit verschleißfreiem Antrieb und vollständiger Vernetzung das Multifunktionsfahrzeug für Firmenflotten werden. Unser Autor hat es ausprobiert.

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Mocci: Futuristisches Design trifft auf unkonventionellen Antrieb.

(Bild: Mocci)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hans Dorsch

"Schickes Rad!" Ein junger Mann bewundert mein E-Bike vor einem Café im hippen Glockenbachviertel in München. Sein Fixie wirkt daneben fast unscheinbar. Nicht die erste derartige Reaktion an diesem Tag. Ich bin mit dem Mocci unterwegs, einem Fahrrad wie eine Skulptur. Rahmen, Gabel, Sattelstütze, Parkstütze und Laufräder entstehen im Spritzguss aus Polyamid mit Glasfaser. Das ermöglicht nicht nur ein futuristisches Design, sondern macht auch Schweißen, Lackieren und manuelle Nachbearbeitung überflüssig. So ist eine industrielle Produktion mit gleichbleibender Qualität möglich.

Entscheidend am Mocci ist allerdings etwas anderes: Es besitzt weder Kette noch Riemen. Die Pedale treiben einen Generator an, der einen Akku speist, der den Radnabenmotor im Hinterrad mit Strom versorgt. Dieser "serielle Hybridantrieb" von Schaeffler ist dadurch praktisch verschleißfrei.

Hans Dorsch, Technikjournalist, konnte bereits 2020 einen der ersten Mocci-Prototypen testen.

Ich stelle den Sattel auf meine Größe ein und fahre los. Das Treten fühlt sich an wie bei einem normalen Rad. Ich komme an eine Baustelle: abbremsen, durch die Umleitung lenken, wieder beschleunigen. Schalten erledigt das Mocci automatisch. Es hat drei Unterstützungsmodi mit leicht unterschiedlichen Kraft- und Frequenzmustern. Die Software hält bei Steigungen und beim Beschleunigen die Trittfrequenz und -stärke konstant. Ich könnte zwar auch manuell schalten, dann würden Schaltstufen simuliert. Aber warum sollte ich das tun? Ohne macht das E-Bike-Fahren einfach mehr Spaß. Laut Mocci haben die meisten Menschen, die ihre Testfahrt mit der manuellen Schaltung gestartet haben, nach kurzer Zeit auf Automatik umgeschaltet und wollten nicht mehr zurück.

"Wir wollten ein wartungsarmes Multifunktionsfahrzeug für Werksverkehr, Last-Mile-Transporte und Lieferflotten entwickeln", erklärt Ralf Busse vom Hersteller CIP Mobility Group. Über zehn Jahre habe man zusammen mit dem Institut für Struktur und Leichtbau der Uni Chemnitz daran entwickelt. Das Ergebnis wirkt mit über 40 Kilogramm zwar nicht wirklich wie ein Leichtbau, aber die Räder der Deutschen Post wiegen rund 45 Kilo und gängige Sharing-E-Bikes bis zu 36 Kilo.

Weiter zum Olympiastadion. An den Hügeln teste ich die Motorkraft. Die Dauerleistung ist bei zulassungsfreien Pedelecs wie dem Mocci zwar auf 250 Watt begrenzt, die kurzfristige Maximalleistung aber nicht. So schieben mich 1300 Watt und 120 Newtonmeter souverän den Anstieg hoch. Und bergab rollt das Kunststoff-Fahrwerk fast wie auf Schienen.

Ralf Busse ruft an: "Du bist im Olympiapark, oder? Wir haben dich mit einem fast leeren Akku weggeschickt. Komm zurück, dann tauschen wir ihn." Das Mocci ist komplett vernetzt. Auf einem Dashboard können Flottenbetreiber den Standort und alle Sensordaten ihrer Räder verfolgen, einschließlich Batteriestand und Laufleistung. "Zu unseren Pilotkunden gehören auch Lieferdienste. Da ist ein Rad schon mal 160 Kilometer am Tag unterwegs und es ist wichtig, Service zu planen, statt zu warten, bis es Probleme gibt."

Bis zum Serienstart im Mai 2024 kommt noch ein Diebstahlschutz dazu. Dann werden nach dem Abstellen Parkstütze und Motor über die Rider-App blockiert. Der Kaufpreis soll etwa 5.000 bis 5.500 Euro betragen, Leasing kostet inklusive Wartung ab 169 Euro monatlich.

(jle)