HDCP-Kopierschutz umgehen - geht das?

Der HDCP-Kopierschutz kann in manchen Anwendungsfällen zu Fehlern führen. Doch kann man die Schutzfunktion irgendwie umgehen?

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(Bild: Profit_Image/Shutterstock.com)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
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Vermutlich haben die meisten User noch nie etwas von HDCP gehört. Wenn Sie diesen Artikel hier finden, werden Sie aber vermutlich irgendwo auf ein Problem mit der Technik gestoßen sein, schließlich haben Sie danach gesucht. Der HDCP-Kopierschutz ist beispielsweise Teil der HDMI-Anschlusstechnik und soll illegale Kopien von Filmen unterbinden. Die Funktion gibt es schon seit geraumer Zeit, doch mit der Verbreitung von Let’s-Play-Videos bei Youtube und Websites, Magazinen und Foren, die gerne Screenshots von HDMI-Signalquellen zeigen wollen, stoßen immer mehr Anwender auf diese Schutzfunktion.

HDCP ist die Abkürzung für High-bandwidth Digital Content Protection und ist bereits seit über anderthalb Dekaden auf dem Markt: Der Standard verhindert über eine Verschlüsselung, dass Audio- und Videosignale von einer Quelle – etwa dem Amazon FireTV-Stick oder einem Blu-ray-Player – irgendwo auf dem Weg zum TV-Gerät abgegriffen und in hoher Qualität kopiert werden können. Dafür müssen alle Geräte in der Kette den HDCP-Standard unterstützen: Neben dem Abspielgerät, wo er üblicherweise aktiviert ist, auch das Kabel und natürlich der „Empfänger“, also der angeschlossene Monitor oder Fernseher. Das Abspielgerät besitzt verschlüsselte Inhalte, die auf dem Empfängergerät entschlüsselt werden müssen. Dafür ist der Schlüssel auf dem Endgerät gespeichert, der das Signal dann entschlüssel und wiedergeben kann. Damit das alles funktioniert, sind die Chip-Hersteller der HDMI-Decoder angehalten, den Standard zu unterstützen – und die nötigen Recheneinheiten nur an vertrauenswürdige Kunden, etwa TV-Hersteller, abzugeben. Für 4K-Inhalte wurde zudem der Standard HDCP 2.2 entwickelt, der nicht abwärtskompatibel ist.

Das Problem von HDCP: Die Dekodierung ist letztlich an die Vertrauenswürdigkeit des Herstellers gebunden. So darf zwar jeder HDMI-Geräte herstellen, doch diese können dann noch lange nicht HDCP-Inhalte entschlüsseln, was mit HDCP 2.2 noch einmal verschärft wurde. Die Folge: 4K-Inhalte können längst nicht auf jedem Endgerät wiedergeben werden, entweder kommt es zu einer Fehlermeldung oder der Bildschirm bleibt einfach schwarz, was ausgesprochen ärgerlich ist.

Wenn nicht jedes Gerät in der Kette HDCP 2.2 unterstützt, kommt es zu diesem Fehler, und dafür reicht gegebenenfalls ein zwischengeschaltetes Gerät ohne entsprechende Zertifizierung, etwa eine Soundbar oder ein Aufnahmegerät. Doch auch Netflix und Amazon nutzen den Standard, um ihr Material zu sichern. Die Folgen sind kurios: So kann zum Beispiel Streaming-Videomaterial am Rechner oder Tablet wiedergegeben werden, bei Screenshots und Screenvideos bleibt das Fenster jedoch schwarz. Zudem gibt es viele Endgeräte, die noch kein HDCP unterstützen.

Falls ein HDCP-Fehler auftritt, gibt es zum Glück mehrere Workarounds. Am einfachsten ist es, zunächst auf dem Quellgerät zu versuchen, HDCP abzuschalten. Auf Geräten mit Misch-Einsatz als Spielekonsole und Mediaplayer wie der Playstation 4 ist HDCP zum Beispiel standardmäßig aktiviert, wodurch zum Beispiel die Aufzeichnung von Live-Videos eines Spiels für ein Let’s-Play mittels Grabber-Karte nicht funktioniert. Der Spiele-Inhalt an sich ist aber nicht HDCP-geschützt, weshalb Sony die Option bietet, HDCP in den Systemeinstellungen der Playstation ein- und auszuschalten. Im Gegensatz dazu gibt zum Beispiel die XBox das normale Spielesignal unverschlüsselt aus, Apps wie Netflix oder die DVD-Abspielfunktion sind dafür fest mit HDCP ausgestattet.

Bei manchen Geräten – wie hier der Playstation 4 – kann der HDCP-Kopierschutz einfach in den Systemeinstellungen deaktiviert werden. Allerdings nur für Spiele.

Dennoch gibt es in manchen Fällen Mittel und Wege, HDCP-Fehler zu umgehen. Neben dem Abschalten von HDCP, soweit das auf dem Abspielgerät möglich ist, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Entfernen Sie alle zwischengeschalteten Geräte wie Receiver, Video-Aufzeichnungsgeräte oder Soundbars und verbinden Sie das Abspielgerät direkt mit Ihrem TV-Gerät.
  • Stellen Sie sicher, dass alle Geräte HDCP nach dem gleichen Standard unterstützen.
  • Prüfen Sie, falls es immer noch zum HDCP-Fehler kommt, das Kabel: Möglicherweise unterstützt dieses nicht die nötigen Standards.
  • Gegebenenfalls müssen Sie einen anderen Fernseher oder Monitor ausprobieren, um herauszufinden, ob der Fehler mit dem Bildschirm zusammenhängt.

Die Umgehung des HDCP-Kopierschutzes verstößt gegen das Urheberrecht. Zwar funktioniert das bei HD-Inhalten in vielen Fällen mit preiswerten HDMI-Splittern aus Fernost, die quasi als Nebeneffekt den HDMI-Schlüssel aus dem Signal entfernen, da sie das Signal zunächst entschlüsseln und dann – eine entsprechende Konstruktion vorausgesetzt – unverschlüsselt an das nächste Gerät in der Kette weitergeben. Allerdings sind diese Splitter in Deutschland nicht zulässig und dürften gar nicht verkauft werden.

Geräte, die einen „HDCP-Bypass“ erlauben, sind in Deutschland nicht zulässig.

Übrigens: Wenn es gar nicht anders geht, besteht immer die Möglichkeit, HDCP über einen HDMI-Analog-Wandler zu umgehen. Solche Geräte setzen allerdings voraus, dass das Empfangsgerät – also der Fernseher oder Monitor – noch Anschlüsse für alte analoge Signalquellen wie Composite und Component besitzt. Zudem muss der Wandler selbst natürlich den nötigen HDMI/HDCP-Standard unterstützen. Außerdem gibt es auch noch (ältere) Abspielgeräte mit analogem Ausgang. Wirklich empfehlenswert ist diese Lösung aber nicht: Von HD- oder 4K-Signal ist danach nichts mehr übrig, denn die analogen Schnittstellen unterstützen nur niedrige Auflösungen. Insofern ist es am sinnvollsten, einfach für den benötigten Standard taugliche HDCP-taugliche Hardware einzusetzen, auf FullHD-Auflösung und HDCP 1.4 zurückzuschalten – und im Zweifel auf die gewünschte Bildschirmaufnahme zu verzichten.

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(anka)