Owncloud vs. Nextcloud: Was ist besser?

Cloudspeicher auf dem eigenen Webspace oder auf der NAS? Die Self-Hosting-Cloud-Systeme Owncloud und Nextcloud machen es möglich.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
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Cloudspeicher ist praktisch, hat jedoch mehrere erhebliche Nachteile: Einerseits werden die Daten an Anbieter übermittelt, denen eine gewisse Vertrauensbasis geschenkt werden muss. Das fällt gerade bei US-Anbietern nach dem NSA-Skandal und seinen Überwachungs-Hintertüren nicht mehr ganz so leicht. Andererseits sind größere Cloud-Anbieter auch nicht eben preiswert. Da liegt es nahe, eine eigene Cloud zu hosten, idealerweise auf dem Webspace oder der heimischen NAS. Hierfür gibt es zwei Software-Pakete: Owncloud und Nextcloud. Beide erlauben den Aufbau einer eigenen Cloud, die funktional Dropbox und Co. entspricht.

Ursprünglich gab es nur Owncloud, ein Open-Source-Projekt, dessen Ziel es war, Anwendern das Errichten eines eigenen Cloud-Speichers im Stil der großen Anbieter zu ermöglichen. Die persönliche Cloud arbeitet überall dort, wo ein sogenannter LAMP-Server (Linux-Apache-MySQL-PHP) in Betrieb ist. Also auf fast jedem Webspace, auf entsprechend vorbereiteten NAS-Geräten.

Nextcloud...

Nextcloud funktioniert auf die gleiche Weise, was kein Wunder ist: Bei der Software handelt es sich um einen Fork, also einen Ableger des Owncloud-Projekts. Owncloud-Gründer Frank Karlitschek rief 2016 Nextcloud ins Leben, nachdem es zu Streitigkeiten um den Kurs des Projekts gekommen war. Owncloud bietet nämlich eine kostenpflichtige Enterprise-Version an, Nextcloud ist hingegen vollkommen frei.

...oder Owncloud? Beide Programme sind sich sehr ähnlich.

Die Installation von Owncloud ist ähnlich einfach wie die von anderen Web-Systemen wie Wordpress oder Joomla: Owncloud und Nextcloud werden heruntergeladen, entpackt und per FTP auf einen LAMP-Server verschoben. Dank Tools wie XAMPP, WAMP für Windows oder MAMP für macOS kann eine Own- oder Nextcloud also auf nahezu jeder Computer-Plattform eingerichtet werden, inklusive Ein-Platinen-Computern wie dem Raspberry Pi.

Dank der bei beiden Tools integrierten Installierhilfe ist das Cloud-System schnell aufgesetzt. Nach der Erstellung eines Benutzers sind beide Cloud-Systeme sofort einsatzbereit. Beide Anwendungen besitzen neben der Server-Anwendung auch Clients für die wichtigsten Betriebssysteme Windows, macOS, Linux, Android und iOS. Ähnlich wie bei Dropbox werden diese auf das Nextcloud- oder Owncloud-System aufgeschaltet und erlauben den Datenzugriff sowie die Freigabe von unterwegs.

Beide Cloud-Suiten besitzen Clients für die wichtigsten Betriebssysteme.

Da der Fork noch nicht all zu lange vom Hauptprojekt abgespalten ist, sind sich Owncloud und Nextcloud in vielen Dingen sehr ähnlich, die Basisfunktionen sind weitestgehend identisch und entsprechen den Basisfunktionen der typischen Cloud-Dienstleister. Sprich: Sowohl Owncloud als auch Nextcloud sind zunächst für die Speicherung und Freigabe von Dateien zuständig, die wahlweise über die Web-Oberfläche oder über eine der Apps hochgeladen werden. Da Nextcloud noch relativ jung ist, ist die Unterstützung durch Drittanbieter-Tools gegebenenfalls besser, allerdings sind sowohl Owncloud als auch Nextcloud in der Lage, den Speicher per WebDAV anzusprechen. Dateien lassen sich auf diese Weise problemlos auch mit Systemen ohne Client-Software austauschen. Beide Lösungen besitzen im Webinterface Datei-Viewer für Audio-, Video- und Bilddateien sowie PDFs. Es gibt in beiden Tools Lösungen für die Speicherplatzbeschränkung bei Nutzern, Unterstützung für Kalender, Kontakte und Notizen sowie zahlreiche Sicherheitsfunktionen wie Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die den sicheren Dateiaustausch gewährleisten. So gesehen sind Owncloud und Nextcloud zunächst weitestgehend identisch.

Allerdings gibt es bei genauerer Betrachtung dann doch einen großen Unterschied: Owncloud ist in der Basis-Version zwar genau wie Nextcloud kostenlos und unter der AGPLv3 lizenziert, besitzt jedoch ein Bezahlmodell für den Business-Einsatz, das einerseits einen Support beinhaltet und andererseits zusätzliche Funktionen aktiviert. So gibt es in Owncloud Business Unterstützung für die wichtigsten Microsoft-Anwendungen, etwa Outlook oder Office. Zudem können Unternehmen maßgeschneiderte Owncloud-Features beim Anbieter bestellen. Dadurch dürfte deutlich sein, dass sich Owncloud inzwischen hauptsächlich an professionelle Kunden wendet. Hier liegt auch der Grund für die Abspaltung, denn die Idee hinter Nextcloud ist vollständige Freiheit. Das bedeutet, dass jeder Anwender alle Features des Systems kostenlos nutzen kann. Gleichzeitig fehlen jedoch die im Business-Einsatz so wichtigen Schnittpunkte mit Microsoft-Services. Eine Business-Variante bietet aber auch Nextcloud an: Diese beinhaltet jedoch ausschließlich erweiterte Support-Optionen wie E-Mail und Telefonsupport oder Installationshilfe.

Beide Systeme verfügen übrigens über einen integrierten Erweiterungs-Manager: Bei Owncloud nennt sich dieser „Marketplace“, bei Nextcloud können die Apps einfach ähnlich wie bei einem Paketmanager geladen werden. Der Hauptunterschied: In Nextcloud gibt es deutlich mehr dieser Erweiterungen, allerdings sind hier auch viele „ungetestete“ Erweiterungen, die gegebenenfalls Sicherheits- oder Stabilitätsprobleme verursachen.

Da sich Nextcloud und Owncloud sehr stark ähneln, ist es für den Basis-Einsatz als persönlicher Cloudspeicher zunächst egal, welche der beiden Anwendungen zum Einsatz kommt. So besitzt Owncloud die deutlich größere Unterstützung durch Entwickler und Drittanbieter, gleichzeitig ist jedoch der gänzlich freie Ansatz von Nextcloud ausgesprochen attraktiv - vor allem, wenn es darum geht, eine Cloud-Anwendung im privaten Bereich aufzusetzen. Zudem wirkt die Oberfläche von Nextcloud moderner und aufgeräumter, einige Einstellungen lassen sich feiner setzen als bei Owncloud. Grundsätzlich sollten Anwender sich vor dem Einsatz deshalb genau überlegen, wofür sie die persönliche Cloud benötigen: Wer einfach nur eine Cloud auf einem heimischen Rechner oder seinem Webspace aufsetzen will, dürfte mit Nextcloud gut beraten sein, genauso kleine und mittlere Unternehmen, die die Administration selbst in die Hand nehmen. Anwender, die skalieren möchten oder müssen, sind voraussichtlich mit Owncloud besser beraten, da hier maßgeschneiderte Lösungen und umfängliche Business-Modelle vorhanden sind.

Übrigens: Neben den genannten gibt es noch viele weitere Anbieter. Eine Übersicht der besten Cloud-Speicher finden Sie hier.

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(anka)